Großeinsatz in Euskirchen So konnte der Waldbrand im Schweinheimer Wald entstehen

Update | Euskirchen · Nach dem Brand im Schweinheimer Wald hat die Feuerwehr noch bis zum Donnerstagmittag Brandwache gehalten. Der Flächenbrand hatte am Mittwoch rund 15.000 Quadratmeter Wald in Brand gesetzt.

Euskirchen: Feuer im Schweinheimer Wald - Bilder
9 Bilder

Feuer im Schweinheimer Wald in Euskirchen

9 Bilder
Foto: dpa/Benedict Lickfeld

Gelöscht wurde es mit Hilfe von Feuerwehren, des THW und Hubschraubern der Bundespolizei. Auch Landwirte unterstützen den Wassertransport. Laut Daniel Schwarz, Sprecher der Feuerwehr, war der Wald oberhalb von Kirchheim gegen 11 Uhr am Mittwoch in Brand geraten. Das Feuer konnte erst am späten Mittwochnachmittag unter Kontrolle gebracht werden. Eine Brandwache blieb noch bis Donnerstagmittag im Wald erst dann waren die Nachlöscharbeiten erledigt. Am Mittwoch und über Nacht waren rund 140 Kräfte der Feuerwehr, von Malteser und Kräfte des Technischen Hilfswerkes an der Brandstelle.

Das Feuer hatte sich unerwartet stark ausgebreitet. Zunächst seien am Mittwoch rund 300 Quadratmeter Wald betroffen gewesen. Durch Winde sei das Feuer aber immer wieder angefacht worden, sodass gegen 14.30 Uhr geschätzte 1,5 Hektar - also rund 15.000 Quadratmeter Wald in Flammen standen.

Näher äußerte sich am Donnerstag Förster Edgar Kroymann zum Ablauf des Brandes. Er schilderte, dass sich bei dem Brand des Totholzes auf der von Borkenkäfern stark geschädigten Privatwaldfläche ein „Flugfeuer“ entwickelt habe. Die aufsteigende heiße Luft habe Funken auf eine 80 Meter entfernte Waldfläche geweht und dort einen neuen Brand verursacht. Kroymann ist Leiter des Forstbetriebsbezirks Rheinbacher Höhen und war als Führungskraft in der Rheinbacher Feuerwehr selbst an den Löscharbeiten beteiligt.

Ab 14 Uhr am Mittwoch hatten Hubschrauber verstärkt sogenannte Big Packs, gefüllt jeweils mit rund 1700 Litern Wasser, über dem brennenden Wald ausgeschüttet. Problematisch war laut Pressesprecher Schwarz die Wasserversorgung, da die benachbarte Steinbachtalsperre nach den Beschädigungen durch die Flutkatastrophe und den laufenden Sanierungsarbeiten immer noch leer ist. Das Wasser musste daher aus der Madbachtalsperre, die nahe des Rheinbacher Ortes Queckenberg liegt, entnommen werden. Als „großartig“ stellte Pressesprecher Schwarz die Unterstützung der Landwirte und Lohnunternehmer heraus. Sie hätten mit ihren Fahrzeugen jeweils bis zu 25.000 Liter Wasser zur Brandstelle transportiert. Ein Lohnunternehmer habe sogar seinen 40-Tonner mit Wassertanks gefüllt und sei zu Hilfe gekommen.

Über Nacht wurden noch einzelne Glutnester kontrolliert. Laut Auskunft von Schwarz war bis gegen 7 Uhr am Donnerstagmorgen der Brand nicht wieder aufgefacht und es waren in der Nacht keine weiteren Löscharbeiten notwendig geworden.

Weiterhin unklar ist die Brandursache. Laut Daniel Schwarz ist der Brandherd weit weg von Wanderwegen gelegen. Zur Brandursache ermittelt die Polizei.

Waldbrandgefahr ist hoch in der Region

Auch wenn das Feuer im Schweinheimer Wald gelöscht ist, macht Förster Kroymann die stabile Hochdrucklage Sorgen: „Es ist einfach zu trocken, wir warten auf Regen und Wasser.“ Zumal die Bäume jetzt in der Wachstumsphase seien und das vorhandene Wasser im Boden aufgesagt hätten.

Wie der Karte des DWD zum Waldbrandgefahrenindex zu entnehmen ist, ist die Waldbrandgefahr in Bonn und der Region relativ hoch. Die Waldbrandgefahr in Deutschland wird anhand einer fünfstufigen Waldbrandgefährdung des DWDs beurteilt, dabei steht der Wert eins für eine geringe und der Wert fünf für eine sehr große Gefährdung.

Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, weist zusätzlich noch auf den „Graslandfeuerindex“ hin. Auch dieser Wert wird vom Deutschen Wetterdienst ermittelt. Für die Region liegt er aktuell auf einer Skala von 1 - 5 auf der zweithöchsten Stufe vier. Die Bedeutung für den Wald erläutert der Förster so: Viele Flächen seien aktuell kahl geschlagen, weil sie von Borkenkäfern stark geschädigt sind. Dort entwickeln sich Brände ähnlich schnell wie auf Grasland. Björn Haupt, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef erwartet, dass die Warnstufe bald erhöht wird: „Die Wetterexperten rechnen dieses Jahr wieder mit einem sehr warmen und trockenen Sommer. Die Warnstufen werden also sicher sehr bald höher steigen.“ Während der vergangenen Wochen hätten die Wehr im Rhein-Sieg-Kreis an zahlreichen Stelle bereits „zum Glück noch kleinere Waldbrände“ löschen müssen. Selbst angekündigte Regenschauer in den nächsten Tagen seien kein Anlass zur Entwarnung, so Haupt: „Ein wenig Niederschlag kann die Gefahr nur kurzzeitig reduzieren.“

Wie Meteorologe Karsten Brandt vom Bonner Wetterportal donnerwetter.de erklärt, hat die erhöhte Waldbrandgefahr mehrere Gründe. Zum einen tragen die hohen Temperaturen in den vergangenen Tagen zu der Trockenheit der Böden bei. Grundlegend sei die allerdings nicht ungewöhnlich. „In unseren Breitengraden ist gerade im März, April und Mai die Waldbrandgefahr sehr hoch“, sagt Brandt. Die erhöhte Waldbrandgefahr im Frühjahr erklärt der Experte unter anderem durch die fehlenden Grünpflanzen, die aufgrund des wenigen Regens in der Region noch nicht stark gewachsen sind. Die Blätter schützen zum einen den Boden, zum anderen ziehen die Wurzeln das Wasser aus tieferen Ebenen nach oben.

Ein zweiter Grund für die erhöhte Waldbrandgefahr ist die trockene Luft. Diese sorgt dafür, dass die Wasserreserven der oberen Bodenschichten verdunsten und die Böden somit noch trockener werden. „Zurzeit sind wir in einer Extremsituation, wie in 2018 oder 2019, die Böden sind so trocken wir sonst zum Ende des Sommers,“ erklärt Brandt. Auf Regen wird die Region allerdings noch warten müssen, Brandt prognostiziert diesen erst in zehn bis zwölf Tagen.

Feuer auf einer Grünfläche in Wachtberg-Niederbachem

Wie hoch die Gefahr von Bränden in der Natur ist, zeigt sich am Mittwochabend auch in Wachtberg-Niederbachem: Wegen eines Feuers auf einer Wiese oberhalb Niederbachems musste am Mittwochabend gegen 21 Uhr die Wachtberger Feuerwehr um Wehrleiter André Hahnenberg ausrücken. Die Feuerwehr Bonn teilt auf Twitter Fotos von Einsatzkräften, die aktuell bei einer Waldbrandausbildung in Portugal sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort