Kirchenfenster werden saniert Fachleute lassen historisches Buntglas in Bornheim wieder leuchten

Bornheim-Merten · Es ist die dritte Sanierung innerhalb weniger Jahre: An der Merter Pfarrkirche müssen die rund 100 Jahre alten Fenster restauriert und gesichert werden. Experten sorgen dafür, dass die alte Handwerksarbeit bald wieder sichtbar ist.

 Paul Mandt, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Martin, zeigt eines der bereits demontierten Fenster.

Paul Mandt, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Martin, zeigt eines der bereits demontierten Fenster.

Foto: Axel Vogel

Seit einer Woche ist in der Mertener Pfarrkirche ein Gerüst aufgebaut –  die historischen Fenster müssen saniert und neu gesichert werden. Vorsichtig wurden die Buntglasscheiben aus ihren Halterungen gelöst und zur Restaurierung nach Linnich gefahren. Sichtbar wurden da die milchigen Plexiglasscheiben, die die bunten Fenster mit den Abbildungen der Heiligen St. Martin, St. Sebastian und St. Rochus sowie der heiligen Familie in den vergangenen Jahrzehnten vor Wind, Regen und Sturm geschützt haben. Aber auch diese werden erneuert.

Deutschlands älteste Glasmalerei – so die Eigenbezeichnung der Linnicher Firma Oidtmann – wird nämlich nicht nur die äußeren Kunststoffscheiben durch Verbundglasscheiben ersetzen, sondern die gesäuberten Fenster – sie stammen aus dem Jahr 1903 und wurden zuletzt bei der Restaurierung 1966 überarbeitet – erhalten dann Messingrahmen, um mehr Stabilität zu gewährleisten. Ein Kirchenbesucher hatte im März vergangenen Jahres die Wölbung eines Fensters nach innen festgestellt. „Für uns Grund genug, eine Sanierung samt Restaurierung ins Auge zu fassen“, erzählt Paul Mandt, seit zehn Jahren stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Im Dezember lag der Bewilligungsbescheid der Erzdiözese Köln vor. Rund 45.000 Euro kosten Sanierung und Restaurierung. 70 Prozent übernimmt dabei das Erzbistum, 15.000 Euro bringt die Kirchengemeinde aus ihren Rücklagen selber auf.

Kirchenfenster aus ganz Deutschland

In der Werkstatt in der Nähe von Jülich werden Fachleute mit einem Spiritusgemisch und einem Wattebausch oder einem feinem Lappen Russflocken des Kerzenrauches und Überbleibsel von Farbpartikeln entfernen. „Es ist toll, mal wieder historische Scheiben zu restaurieren und dann zu sehen, wie die hervorragende Glasmalerei wieder deutlich zum Vorschein kommt“, freute sich denn auch Glasmalermeister Willi Etzel, der gemeinsam mit seinem Kollegen Dirk Mewen das ganz Jahr im Bundesgebiet unterwegs ist und Kirchenfenster aus- und wieder einbaut.

Beide sind stolz auf den eigenen Betrieb, der auf eine lange Geschichte als Glasmalereiwerkstatt zurückblicken kann. Gegründet wurde das Unternehmen 1857 vom Landarzt Heinrich Oidtmann. Mittlerweile ist der Familienbetrieb in sechster Generation mit der Fertigung, Pflege und Erforschung künstlerischer Verglasungen beschäftigt. Seit 1999 stehen die beiden Cousins Heinrich und Stefan Oidtmann – Söhne der beiden Brüder Friedrich und Ludovikus Oidtmann – an der Spitze. Jede Generation setzte sich entweder mit der technischen Entwicklung der Glasmalerei oder mit deren Geschichte im Rheinland auseinander.

Zum ersten Mal ist das Unternehmen nun im 6000-Seelen-Dorf im Vorgebirge tätig. Für die Auftraggeber ist die Sanierung der Fenster nach der Erneuerung der Elektrofußbodenheizung durch eine Luftheizung (2012) und dem Ausbau der Orgelbühne (2017) nun die dritte größere Restaurierungsmaßnahme in den vergangenen Jahren. Die heiligen Messen finden allerdings weiterhin statt: sonntags um 9.30 Uhr und dienstags um 18.30 Uhr. Wegen Corona müssen sich die Gläubigen unter www.sankt-martin-merten.de im Vorfeld stets anmelden.

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