Bezahlbares Wohnen in Alfter Geflüchtete suchen dringend Wohnungen

Alfter · Eine engere Vernetzung von Asylkompass und Kommune soll in Alfter zum Ziel führen, dass mehr Flüchtlinge eine Wohnung finden. Denn: Ohne diese Vermittlungsarbeit tun sich Vermieter schwer, ihre Wohnungen an Asylsuchende zu vermieten.

  Der Syrer Aid Jasim ist seit fünf Jahren in Alfter heimisch. Gerne würde er sich eine eigene Wohnung suchen, doch seine Aufenthaltserlaubnis ist nur noch bis Anfang 2021 befristet – sehr zum Bedauern von Friseurmeister Imad Rahi (r.), so etwas wie sein Pate.

Der Syrer Aid Jasim ist seit fünf Jahren in Alfter heimisch. Gerne würde er sich eine eigene Wohnung suchen, doch seine Aufenthaltserlaubnis ist nur noch bis Anfang 2021 befristet – sehr zum Bedauern von Friseurmeister Imad Rahi (r.), so etwas wie sein Pate.

Foto: Axel Vogel

Aid Jasim sucht seit einigen Wochen eine Wohnung – am liebsten in Oedekoven. Dort fühlt sich der 32-Jährige, der 2014 als Flüchtling aus Syrien gekommen ist, mittlerweile zu Hause. Seit 2015 wohnt der junge Mann im Ahrweg in einer Zweizimmerwohnung, die allerdings, nachdem er noch seinen Neffen und später dessen Eltern aufgenommen hat, für vier Personen deutlich zu klein geworden ist. „Jasim ist ein gutes Beispiel für Integration. Er hat die B1- und B2-Sprachkurse abgeschlossen, seinen Führerschein und seine Ausbildung als Pflegehilfskraft absolviert und arbeitet nun in einem Senioren-Pflegeheim in Bonn“, erzählt Jasims Mentor und Freund Friseurmeister Imad Rahi. Er hat ihn auf seinem bisherigen Weg in Alfter begleitet, auch bei der Wohnungssuche unterstützt er den Neubürger. Die gestalte sich jedoch schwierig, da er mit einem Gehalt von 1500 Euro netto „keine großen Sprünge machen kann“.

Wie Jasim geht es den meisten Geflüchteten, die eine Wohnung auf dem „freien“ Markt suchen. In Zeiten von Corona ist es sogar noch schwieriger. Um für Einzelpersonen dennoch Wohnungen ab 50 Quadratmeter – für jedes weitere im Haushalt lebende Familienmitglied werden zusätzliche 15 Quadratmeter angesetzt – zu generieren, hat die Gemeinde sich noch enger mit dem Asylkompass, der Flüchtlingsinitiative der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, zusammengeschlossen. „Gerade in Zeiten der Pandemie und jetzt im Winter brauchen besonders Familien eigenen Wohnraum, da die Kinder einen Rückzugsort benötigen“, erklärte Elke Friedrich vom Asylkompass die Notwendigkeit der Zusammenarbeit.

133 Männer, Frauen und Kinder wohnen aktuell in den verschiedenen kommunalen Übergangswohnheimen, 33 von ihnen haben das Asylverfahren durchlaufen und damit subsidiären Schutz, Asylrecht oder Aufenthaltsrecht erhalten. Für diese insgesamt 15 Haushalte, zu denen fünf Familien mit Kindern vom Säuglingsalter bis zum 18. Lebensjahr gehören, suchen die Kommune und der Asylkompass nun händeringend unterschiedlich großen Wohnraum. Kamen Mietverhältnisse in der Vergangenheit häufiger durch vorherige persönliche Kontakte beider Parteien zustande, so fällt diese Möglichkeit seit Corona zusehends weg. Denn Treffen, bei denen sich potenzielle Vermieter und Geflüchtete zwanglos begegnen und kennenlernen könnten, gibt es nicht mehr. „Daher möchten wir Möglichkeiten anbieten, bei denen sich Menschen irgendwie und irgendwo treffen können – mit Abstand und vielleicht in frischer Luft. Denn wenn ich Menschen nicht kenne, bleibe ich zurückhaltend“, erklärte Friedrich. Der Kontakt im Vorfeld sei darum umso wichtiger, da, so Diakon Martin Sander, der eine oder andere Vermieter Geflüchteten gegenüber skeptisch eingestellt sei.

Heike Reis, seit ihrem Amtsantritt im Mai 2019 in Alfter als Wohnungsvermittlerin für Geflüchtete und Obdachlose tätig, hat bisher ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht. Insgesamt neun Familien mit 28 Personen konnte sie in der Gemeinde und in Bonn als Mieter unterbringen. Sie hilft ihren Schützlingen nicht nur bei der Suche und vermittelt den Kontakt zum Vermieter, sondern ist auch bei der Besichtigung dabei und betreut die neuen Mieter noch ein halbes Jahr nach dem Einzug. „Das ist auch für die Vermieter wichtig. Denn mancher von ihnen legt Wert auf einen Ansprechpartner vom Asylkompass“, so Sander. Er machte klar, dass keine Wohnungen in bester Lage gesucht werden. „Wenn die Oma gerade gestorben ist und etwas frei wird, dann wäre es schön, wenn auch Geflüchtete eine Chance erhielten“.

Wer eine Wohnung in Alfter und Umgebung zu vermieten hat, kann sich per E-Mail an Heike Reis unter heike.reis@alfter.de oder telefonisch unter 01 73/7 29 36 09 oder an Elke Friedrich unter elke.friedrich@pg-alfter.de oder 01 70/5 50 70 01 wenden.

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