Denkmal in Bornheim Gezerre um römischen Weihestein

BORNHEIM-HEMMERICH/KARDORF · Es ist ein eher „halb-ernstes“ Thema, mit dem sich die Bornheimer FDP zurzeit befasst. Das räumen Parteivorsitzender Jörn Freynick und Fraktionsvorsitzender Christian Koch ein. Aber es sei eben auch eines, das zur Identität Hemmerichs gehöre. Und das seit Langem in Kardorf verortet ist. Fälschlicherweise, wie die Liberalen meinen. Der Stein des Anstoßes ist – ein Stein.

 Wollen erreichen, dass der Merkur-Weihestein von Kardorf nach Hemmerich versetzt wird: Die FDP-Ratsmitglieder Jörn Freynick (links) und Christian Koch.

Wollen erreichen, dass der Merkur-Weihestein von Kardorf nach Hemmerich versetzt wird: Die FDP-Ratsmitglieder Jörn Freynick (links) und Christian Koch.

Foto: Antje Jagodzinski

Genauer gesagt geht es um einen römischen Weihestein, in den eine Inschrift zu Ehren des Gottes Merkur gemeißelt ist. Das Original des Denkmals, das aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christus stammen soll, befindet sich in der Bürgerhalle des Bornheimer Rathauses. Eine Replik des Weihesteins steht in Kardorf an der Ecke von Linden- und Schulstraße. Doch wie kam sie dort hin – und warum soll sie jetzt nach Hemmerich?

Wir schreiben das Jahr 1985. Beim Pflügen eines Feldes nahe der Hemmericher Pfarrkirche Sankt Aegidius stößt ein Landwirt auf besagten Weihestein. Ein Landwirt, der in Kardorf wohnte, wohlgemerkt. In dessen Besitz befand sich das Denkmal drei Jahre lang, bis es 1988 in die Denkmalliste der Stadt Bornheim eingetragen wurde.

Da der Fundort in Hemmerich liegt, sollte die Nachbildung des Denkmals eben auch in Hemmerich präsentiert werden, finden die Liberalen und stellten jüngst einen Antrag an den Haupt- und Finanzausschuss, den Stein an eine geeignete Stelle, zum Beispiel im Umfeld der Burg, zu versetzen. Immerhin sei er ein Zeugnis, „dass es Hemmerich schon so lange gegeben hat“, sagt Freynick. Wie die Verwaltung anlässlich der Ausschusssitzung ausführte, habe sich der Landwirt damals nur unter zwei Bedingungen bereit erklärt, den Original-Weihestein an die Stadt zu übergeben: Es dürften nur zwei Abgüsse erstellt werden – der eine sollte in seinen privaten Besitz übergehen, der andere der Ortschaft Kardorf zur Verfügung gestellt werden. Entsprechend fasste der Planungs- und Verkehrsausschuss damals seinen Beschluss. Und so kam eine der Repliken des Weihesteins nach Kardorf.

Und heute? Wie die Verwaltung waren auch die Mitglieder des Hauptausschusses der Meinung, dass der Abguss des Merkur-Weihesteins angesichts dieser Vorgeschichte in Kardorf bleiben sollte. Auch wenn das Thema für Amüsement bei den Fraktionen sorgte, hob Jörn Freynick, der die FDP in der Sitzung vertrat, alleine die Hand für die Versetzung des Steines nach Hemmerich. Paul Breuer (ABB) enthielt sich, wenn auch mit der Frage: „Haben wir keine anderen Sorgen?“

Doch, weiß natürlich auch die FDP. „Wir wollen da jetzt auch nicht den Megastreit vom Zaun brechen“, beruhigt Freynick. Ihrem Rechtsverständnis entspreche es aber nicht, wie die Stadt damals mit dem Denkmalfund verfahren sei, erklärt Koch für die Liberalen.

So ein Denkmal gehöre der Allgemeinheit, der Finder hätte lediglich ein Anrecht auf Entschädigung gehabt, meint er. Im Zuge der 850-Jahr-Feier in Hemmerich im Jahr 2013 sei die Aufmerksamkeit noch mal auf den Weihestein gelenkt worden, so Koch weiter. Der Förderverein der Dorfgemeinschaft Hemmerich, in dem sowohl Koch als auch Freynick dem Vorstand angehören und der sich auch mit der Dorfgeschichte befasst, habe das Thema noch mal aufgegriffen.

So ganz aufgeben wollen die Liberalen ihr Ansinnen aber nicht. „Überlegt doch mal, wie ihr Geld zusammenkriegt, um eine Replik für Hemmerich zu bekommen“, hatte SPD-Mitglied Harald Stadler in der Ausschusssitzung vorgeschlagen. Wie sie einen „zweiten Versuch“ starten könnten, wahrscheinlich gemeinsam mit dem Förderverein, darüber berate die Fraktion jedenfalls, sagt Freynick.

Und auch in der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Mittwoch, 17. Februar, steht der Weihestein noch mal auf der Tagesordnung. Der Finanzausschuss hatte die Verwaltung auf Vorschlag der FDP beauftragt, zu prüfen, ob der Beschreibungstext, der in der Bürgerhalle des Rathauses über das Denkmal informiert, in allen Teilen korrekt ist.

Ist er, wie die Verwaltung nun in einer Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss mitteilt. Die Archäologen des zuständigen Amtes für Bodendenkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) haben den Text laut Stadt überprüft und halten ihn für korrekt.

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