Interview mit Klimaschutzmanager Im Fördergelddschungel behält Tobias Gethke den Überblick

Rhein-Sieg-Kreis · Das Thema Klima ist 2019 weltweit auf die Agenda. Doch schon vor fünf Jahren haben sich Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis entschieden, einen Klimaschutzmanager einzustellen. Tobias Gethke sprach über seine Aufgaben mit Silke Elbern.

 Tobias Gethke ist jetzt direkt als Klimaschutzmanager bei den Kommunen angestellt.

Tobias Gethke ist jetzt direkt als Klimaschutzmanager bei den Kommunen angestellt.

Foto: Axel Vogel

Verdrängt Corona gerade das Thema Klima?

Tobias Gethke: In den Medien findet es momentan eher zwischen den Zeilen statt. Wenn es um weniger Flugverkehr geht oder darum, dass auch nach Ende der Krise Kreuzfahrten weniger attraktiv sein könnten. Da schwingt das Thema Klima unterschwellig mit.  Anfragen aus Politik und von Bürgern gibt es derzeit kaum. Was unsere Projekte angeht, laufen die aber normal weiter.

An was arbeiten Sie aktuell?

Gethke: An einem Konzept zu lokalen Anpassungsstrategien zum Klimawandel mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Kommunen. Das geschieht vor dem Hintergrund der Extremwetterereignisse, wie Starkregen in Wachtberg, Hitze in Stadtzentren wie in Rheinbach oder Spätfröste in Meckenheim oder Bornheim. Über ein Förderprojekt arbeiten wir hier seit Januar mit zwei externen Büros aus Bochum und Bottrop zusammen. Bürger können über Workshops ebenfalls Anregungen geben, derzeit aber ja leider nur online.

Am 1. März haben die Kommunen Sie in Eigenregie übernommen. Warum?

Gethke: Das Förderprogramm des Bundesumweltministeriums für Klimaschutzmanagement war auf maximal fünf Jahre ausgelegt. Danach gab es keine Fördermöglichkeit mehr. Bei manchen Kollegen ist die Stelle dann einfach ausgelaufen. Aber wir haben hier gemerkt, dass es viel bringt, die Synergien weiter zu nutzen.

Können Sie Beispiele nennen?

Gethke: Bei interkommunalen Projekten machen wir seit 2017 bei der Energieberatung gute Erfahrungen. Die Verbraucherzentrale hätte niemals gesagt: Wir arbeiten jetzt nur mit Wachtberg oder Bornheim zusammen, denn es fehlt doch an Interessenten. Aber dank eines rollierenden Modells können wir genau das in den sechs Kommunen abwechselnd anbieten. Jeder kann in jede Kommune kommen. Die Termine sind Monate im Voraus ausgebucht.

Aber was ist der Vorteil für die Kommunen?

Gethke: Es lohnt sich für alle Kommunen, da die Aufgaben bei mir gebündelt werden. Es ist eine Einsparung, unter anderem bei der Öffentlichkeitsarbeit. So laufen auch die Fäden beim Verleihsystem „RVK-E-Bike“ bei mir zusammen. Was die Kommunen auch gut fanden: Ich betreibe Fördermittelakquise.

Wer hat denn wo dadurch Geld gespart?

Gethke: Unseren ersten großen Förderantrag hatten wir in Wachtberg mit der Turnhalle in Pech. Die Erfahrungen daraus nimmt man mit in andere Projekte anderer Kommunen, wenn es um die Förderung bei Gebäudetechnik, LED, Belüftung oder Verschattungsvorrichtungen geht. Durch die Fördergelder haben die Kommunen viele Vorteile: Einerseits bekommen sie Unterstützung, um Maßnahmen umzusetzen. Und die sind energetisch hochwertig, so dass sie wieder Geld einsparen, unter anderem weil weniger Strom verbraucht wird. Zudem sind die CO2-Emissionen niedriger.

Also schlagen Sie drei Fliegen mit einer Klappe.

Gethke: Sogar vier, denn wenn die Aufträge in der Umgebung bleiben, ist es zudem noch eine Art Wirtschaftsförderung.

Geben Sie den Kommunen Denkanstöße oder kommen diese eher mit Forderungen?

Gethke: Die grobe Strategie besprechen wir während der Sitzungen der Lenkungsgruppe der Bürgermeister, in denen der Klimaschutz immer Thema ist. Aber gerade zu Anfang bin ich oft mit Förderideen auf Kollegen zugegangen. Heute ist es auch andersrum, da sich herumgesprochen hat, dass es da einen gibt, der einen sinnvoll unterstützen kann.

Der Dienstsitz des Klimaschutzmanagers ist in der Königstraße 25 in Bornheim. Wegen der Coronakrise ist er allerdings aktuell nur unter ☎ 0 22 22/94 52 85 oder
tobias.gethke@stadt-bornheim.de
zu erreichen.

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