Session im Vorgebirge Ukraine-Konflikt und Corona: Wo trotzdem noch Karneval gefeiert wird

RHein-Sieg-Kreis · Die aktuelle Session ist einer der tristesten seit langem. Züge und Sitzungen? Abgesagt wegen Corona und des Krieges in der Ukraine. Aber einige Jecken haben sich trotzdem rausgetraut.

 Todenfelds innoffizielle Obermoehn Gertaliese Fanenbruck (r) startet in den Weiberfastnacht mit einem jecken Brunch: Mit dabei Ehemann Jürgen Alex-Fanenbruck (vorne) und das Freundespar Heinz-Juergen und Hanni Weber

Todenfelds innoffizielle Obermoehn Gertaliese Fanenbruck (r) startet in den Weiberfastnacht mit einem jecken Brunch: Mit dabei Ehemann Jürgen Alex-Fanenbruck (vorne) und das Freundespar Heinz-Juergen und Hanni Weber

Foto: Axel Vogel

Erst kam Corona, dann im vergangenen Sommer die große Flut und jetzt brach auch zu Beginn des Straßenkarnevals der Krieg in der Ukraine aus. Keine Frage: Die Horrornachrichten haben auch vielen jecken Weibern im Vorgebirge die Laune gründlich getrübt. Doch trotz alarmierender Tickermeldungen und weiterhin bestehender Pandemieauflagen wollten gestern eine ganz Reihe Jecke zwischen Swistal und Meckenheim mit ein wenig Brauchtumspflege die düsteren Gedanken vertreiben. Wenigstens für ein paar Stunden.

Feiern damit „ man sieht, dass es Weiberfastnacht überhaupt noch gibt“

    Eine Hochburg in Altendorf-Ersdorf an den Ausläufern der Eifel ist in Sachen Karneval bekanntermaßen das Damenkomitee „Söße Möhne“ Al-Ersch um Gisela Hilberath.  Corona hin, Krieg her, Hilberath und eine Handvoll Mistreiterinnen schnappen sich  kurzerhand den mit fester und flüssiger Verpflegung  bestens gefüllten Bollerwagen. Die Sößen Möhnen zogen bei strahlendem Sonnenschein durch das Dorf. um ein wenig Frohsinn zu verbreiten. „Damit man sieht, dass es Weiberfastnacht überhaupt noch gibt“, gab Gisela Hilberath die Devise aus.  Erste Station des kleinen Zuges war dann die Brauerei von Irmgard Brauweiler. Und die freute sich mächtig: „Mir sind die Nachrichten heute morgen richtig auf den Magen geschlagen, und da bin ich richtig glücklich, wenn ich jetzt mal auf andere Gedanken komme.“

    Das sagte sich auch das Damenkomitee Rotkehlchen aus Morenhoven. Die waren am frühen Nachmittag erfrischend kostümiert und coronakonform in kleiner Besetzung ebenfalls mit dem Bollerwagen unterwegs gewesen, um ein wenig unter freiem Himmel zu feiern. Und zwar bei einem besonderen Vergnügen: beim Boßeln. Schließlich gilt auch hier der Satz: „An Weiberfastnacht gar nichts machen, geht einfach nicht“, betont Vorsitzende Monique Sühl. Die Nachrichten aus der Ukraine hatten auch das Damenkomitee dann völlig überrascht: „Wir haben uns schon Gedanken gemacht, ob wir die Tour überhaupt machen sollen“, sagt Pia Gohsen: „Aber leider können wir von hier aus keine Verbesserungen bewirken.“ Darum habe man beschlossen, doch loszuziehen: „Wir wollten das eigene Gemüt in dieser dunklen Zeit doch ein wenig aufhellen“, so Gohsen weiter,

Manchen Jecken war nicht zum Feiern zumute

    Aber manchem Jecken war dennoch nicht zum Feiern zumute, weiß Christin Nettekoven, Präsidentin des Freundschaftsbundes Dünstekovem, die „vorstandsintern“ zu einer abgespeckten karnevalistischen Runde“ in den Dorfsaal eingeladen hatte. Dass man dabei nicht richtig Karneval feiern konnte, tat ihr ohnehin schon „sehr weh“. Der Krieg in der Ukraine habe dann  aber noch ein übriges getan, um die Stimmung zu drücken: „Viele haben wegen der Nachrichten ihr Kommen abgesagt“, schilderte Christin Nettekoven.

    Trotz der düsteren Weltpolitik war auch noch an vielen anderen Orten im Linksrheinischen wenigstens ein wenig Karneval angesagt. Beispielsweise im Oedekovener Friseursalon des bekennenden Karnevalsjecks Imad Rahi: Hier war neben dem Chef auch die komplette Belegschaft kostümiert zur Arbeit erschienen, was Stammkunde Theo Hoffmann freute. Schließlich bekennt der ohne Wenn und Aber: „Der Karneval fehlt einem. Das ist richtig schlimm.“

Närrischer Brunch in Todenfeld

Ganz ohne Karneval ging es gestern auch nicht in Rheinbachs närrischer Höhengemeinde Todenfeld. Wenn man schon nicht rausgehen kann, holt man sich eben ein paar handverlesene Jecke in die Wohnung, sagten sich das durch und durch närrische Ehepaar Gertaliese Fanenbruck und Jürgen-Alex Fanenbruck: Darum hatten sie das befreundetes Paar Hanni und Heinz-Jürgen Weber zum närrischen Brunch gebeten.  

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort