Kunst zur Osterzeit Wo zwei Rheinbacher Malerinnen Inspiration finden

Rheinbach · Die eine mag das Spirituelle, die andere verzichtet auf christliche Symbole. Ein Austausch mit Marja Baars van't Hof und Gabriele Krawietz über Kunst und Ostern.

 „Unschuld“ hat die Rheinbacher Künstlerin Gabriele Krawietz ihr Osterbild betitelt.

„Unschuld“ hat die Rheinbacher Künstlerin Gabriele Krawietz ihr Osterbild betitelt.

Foto: Stephan Faber

Die Liebe zur Natur vereint die beiden Rheinbacher Künstlerinnen Marja Baars van't Hof und Gabriele Krawietz. Die beiden Malerinnen sind Mitglied im Verein Kunstforum’99. Für den GA haben sie sich zu einem Gespräch über Kunst und Ostern getroffen.

Im Dachstuhl ihres Einfamilienhauses in Rheinbach hat sich Krawietz ein kleines Atelier eingerichtet. Bei Kaffee und Gebäck tauschen sich die Malerinnen über die Bedeutung des Osterfestes für ihre Kunst aus. „Mein Interesse liegt in der Natur, den Menschen und dem Spirituellen“, beschreibt Krawietz ihre künstlerischen Einflüsse. „So ist das Mädchen im weißen Kleid, mit dem Lämmchen auf dem Schoß, für mich Ostern und Frühling.“ Der Glaube wurde Krawietz in die Wiege gelegt. „Ostern ist für mich der Beweis, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut den Tod besiegt hat, dass er auferstanden ist.“

Gabriele Krawietz stammt gebürtig aus Schlesien und ist 1985 mit ihrer Familie als Aussiedlerin nach Deutschland gekommen. Schon vor dem Abitur wollte sie, damals noch in Polen, an eine künstlerische Schule für den Abschluss der Oberstufe wechseln. „Als Teenagerin sollte ich mich damals mit meiner Mappe vorstellen. Leider musste ich meine Bewerbung dann kurzfristig aus persönlichen Gründen doch noch zurückziehen, obwohl ich sehr gutes Feedback auf meine Werke erhalten hatte“, erinnert sich Krawietz. Später in Deutschland staunte die Malerin zunächst, was es alles an Farben und Materialien gibt: „Wir hatten den ganzen Überfluss nicht. Ich bin dann direkt mit einem Ölbild auf Leinen gestartet und war erschrocken über das gute Ergebnis.“ In den folgenden Jahren „sprudelte“ es nur noch so aus Gabriele Krawietz heraus: „Dabei sind nicht nur viele Malereien, sondern auch plastische Werke entstanden.“

Geprägt von Kunst und Kreativität im Elternhaus

Marja Baars van't Hof stammt aus Rotterdam. Gemeinsam mit ihrem Mann, der Astronom ist, zog sie zunächst einmal um die ganze Welt, um schließlich in Rheinbach zu landen. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse konnte sie als in den Niederlanden ausgebildete Grundschullehrerin nie in Deutschland unterrichten. So begann sie mit der Malerei. „Kreativität und Kunst waren immer schon fester Bestandteil in meinem Elternhaus. Meine Mutter war Pianistin und mein Vater Herausgeber. Unser Haus war voller Kunstbücher, in denen ich ausgiebig geschmökert habe“, erzählt die Mitgründerin der Kreativitätsschule Morenhoven. Beim Aufenthalt in Amerika lernte Baars van‘t Hof das Malen mit Wasserfarben auf Leinwand kennen. Davor waren ihr nur Ölfarben geläufig. „Lange Zeit gab es in Deutschland keine passenden Leinwände für diese Maltechnik, aber das hat sich mittlerweile geändert.“

Christliche Symbole, wie das Agnus Dei (siehe Infokasten), findet man in den Bildern von Marja Baars van't Hof allerdings nicht. „Meine Schwiegereltern in den Niederlanden waren sehr gläubig. Das waren Calvinisten. Da war alles sehr festgefahren. Als mein Mann und ich frisch verheiratet waren, gingen wir nach Amerika. Dort kamen wir in eine Glaubensgemeinschaft, wo die Zeit stehen geblieben war“, erinnert sich Baars van‘t Hof. „Die hatten alle große Angst, etwas falsch zu machen.“

Weiße Tulpen hat die Rheinbacher Künstlerin Marja Baars van't Hof für Ihre Nachbarin gemalt.

Weiße Tulpen hat die Rheinbacher Künstlerin Marja Baars van't Hof für Ihre Nachbarin gemalt.

Foto: Stephan Faber

Inspirationen für ihre Bilder sucht sie sich lieber im Rheinbacher Wald. „Wenn ich unterwegs bin, fotografiere ich viel und male dann davon ab. Oder aber ich sitze im Wald und male direkt vor Ort. Dann kommen oft Leute vorbei und fragen: Was machen Sie denn da? Ich antworte: Ich male. Was malen sie denn? Bäume. Die Menschen sind dann ganz erstaunt: Sie malen Bäume?“

Zum künstlerischen Austausch mit Gabriele Krawietz hat Baars van't Hof ein Frühlingsbild mitgebracht: „Die weißen Tulpen hat sich meine Nachbarin gewünscht, die schon länger auf der Suche nach einem solchen Bild für ihre Wohnung war. Es ist also quasi eine Auftragsarbeit.“ In der Liebe zur Natur sind die beiden Künstlerinnen vereint. „In der Natur ist alles perfekt, bis auf den Menschen“, resümiert Krawietz. „Ich sehe aktuell mit Sorge, dass die Gemeinschaft verloren geht. Dafür sind wir alle zu sehr auf unser individuelles Leben fixiert.“ Und Baars van‘t Hof ergänzt: „In der Stadt Rotterdam gab es keine Gemeinschaft. Da war jeder für sich. Aber Liebe zur Kunst kann Gemeinschaft schaffen.“

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