Bombenangriff vor 75 Jahren 500 Bomben über Meckenheim am Ende des Zweiten Weltkriegs

Meckenheim · Meckenheim vor 75 Jahren: Anfang März legen amerikanische Angriffe das damalige Dorf in Trümmer. 250 Menschen sterben, kaum ein Haus bleibt verschont.

 An der Meckenheimer Hauptstraße links neben dem Synagogenplatz (Mitte) blieb kaum ein Haus unbeschädigt.

An der Meckenheimer Hauptstraße links neben dem Synagogenplatz (Mitte) blieb kaum ein Haus unbeschädigt.

Foto: Repro: Petra Reuter

Innerhalb von Minuten legte vor 75 Jahren ein Bombenteppich an der Meckenheimer Hauptstraße in Trümmern, was in Jahrhunderten entstanden war. Der 2. und 5. März 1945 sind bis heute für die meisten Meckenheimer Familien eine Zäsur im Stammbaum, an der mancher Zweig abrupt endet.

Kaum ein Haus blieb verschont, rund 250 Menschen starben innerhalb von Minuten in den Trümmern oder wurden Tage später tot aus den Luftschutzkellern und Häusern geborgen, die der Bombenmacht nicht standgehalten hatten. In einigen Fällen wurden ganze Familien ausgelöscht.

Der Grund der Bombardierung ist bis heute ein Rätsel

Warum aber wurde die heutige Apfelstadt nur zwei Monate vor Kriegsende in Schutt und Asche gelegt? Darüber rätselten Familien und Historiker in den folgenden Jahren, und es entstanden viele Theorien. War der Bahnhof als Abmarschsammelpunkt für eine eventuelle Truppenversendung und damit die Stadt der Grund für den massiven Angriff?

Oder sollte der Luftangriff den amerikanischen Truppen den Boden bereiten, die einen Tag später eintrafen? Andere glauben, die Alliierten hätten seinerzeit in den Häusern an der Hauptstraße die zur Raketenabschussrampe im Kottenforst gehörigen Offiziere vermutet.

Welche Überlegungen schlussendlich zum Bombenabwurfbefehl führten, ist bislang nicht vollständig enträtselt. Die Angriffe dauerten jedes Mal nur wenige Stunden. Nach den Recherchen des Stadtmuseums warfen die 75 in Paris gestarteten Flugzeuge aber beinahe 500 Bomben über der heutigen Kleinstadt ab. Jede der todbringenden Lasten wog etwa 250 Kilogramm und verfügte über eine entsprechend gewaltige Sprengkraft.

Bücher dokumentieren den Angriff

Welches Leid der Krieg an diesen beiden Tagen nach Meckenheim brachte, wurde in Büchern dokumentiert: 2005 von Hubert Spilles anhand von Zeitzeugenberichten und 2016 vom Meckenheimer Stadtmuseum und Kulturforum unter der Federführung des Redaktionsteamleiters Hans Frank.

Nachdem der erste Angriff am 2. März um 11 Uhr die ersten Opfer gefordert hatte, machten sich etliche Meckenheimer an die Bergung der Verletzten und Toten. Viele von ihnen traf die zweite Bombenwelle nur eineinhalb Stunden nach dem ersten Angriff. Zu den Toten der Angriffswellen vom 2. und 5. März gehörten nicht nur knapp zehn Prozent der Meckenheimer Bevölkerung. Auch etwa 50 Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und Soldaten verloren dabei ihr Leben.

Truppen zogen von Meckenheim zur Remagener Brücke

Für die Hinterbliebenen war in den Folgemonaten das Überleben schwierig, weil Strom- und Wasserversorgung lange nicht wiederhergestellt wurden. Auch die Alliierten hatten nicht nur Vorteile durch die massive Zerstörung. Als die Truppen in Meckenheim angelangt waren, mussten sie einen Teil der unpassierbaren Strecken notdürftig wiederherstellen, um mit den Truppen weiter vorrücken zu können.

So kamen am 6. März amerikanische Bodentruppen in Meckenheim an, zogen am 7. März weiter über Adendorf und Fritzdorf bis nach Remagen, um dort die bekannte Ludendorff-Brücke zu besetzen. Am 8. März begannen in Meckenheim die Arbeiten zum Ausheben des Massengrabs neben der Kapelle auf dem Friedhof an der Bonner Straße. Hier wurden die Opfer der Angriffe, die bis zu diesem Zeitpunkt im Saal einer Gaststätte untergebracht waren, am 11. März bestattet.

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