Schulsozialarbeit in Meckenheim "Absolut unverzichtbar"

MECKENHEIM · Aggressive Kinder, die eine gesonderte Betreuung brauchen; vor Angst aufgelöste Mütter, deren Ehemann Hausverbot von der Polizei bekommen hat; Mobbing und Magersucht; psychische Gewalt und Drogen: Probleme, die Monika Klose und Birgit Gestrich bewältigen müssen.

 Vertraute und Problemlöserin: Monika Klose mit Merler Grundschülern

Vertraute und Problemlöserin: Monika Klose mit Merler Grundschülern

Foto: Wolfgang Henry

Klose hat seit dem 1. Oktober zwei halbe Stellen an der Gemeinschaftsgrundschule Merl und der Katholischen Grundschule Merl, Gestrich arbeitet seit 14 Monaten auf dem Schulcampus, je zur Hälfte an der Realschule und dem Gymnasium mit zusammen 1280 Schülern.

Ihre Arbeit und die von drei weiteren Schulsozialarbeiterinnen gilt als "absolut unverzichtbar", wie es der Leiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums, Hans-Jürgen Jüngling, in der jüngsten Schulausschusssitzung formulierte. Ihre Jobs sind aber in Gefahr, weil die Finanzierung über das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) ausläuft.

Am Mittwoch liegt dem Stadtrat daher ein Resolutionsentwurf der SPD-Ratsfraktion vor: Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Schulsozialarbeit im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets über den 31.Dezember hinaus sicherzustellen und die Leistungen in Höhe von 400 Millionen Euro pro Jahr zu entfristen. Dafür soll sich auch die Landesregierung im

Bundesrat einsetzen. Die Stadtverwaltung wird gebeten, sich mit allen Mitteln für die Sicherung der Schulsozialarbeiterstellen einzusetzen und mit den Trägern eine langfristige Lösung zu finden.

Die Stellen an den Schulen in Meckenheim sind bis zum 31.Juli 2014 befristet und zu 100 Prozent über das BuT finanziert. Die Politiker im Schulausschuss waren sich jedenfalls einig darüber, dass die Schulsozialarbeit angesichts der geänderten Familienstrukturen immens wichtig geworden ist. Das bestätigten auch die Pädagogen, die sich einen geordneten Schulbetrieb ohne diese Experten für schwierige Fälle nicht vorstellen können. Auch Schulleiterin Bärbel König von der Katholischen Grundschule Meckenheim bestätigte dies.

Im Alltag sei schnelles und flexibles Handeln gefragt, man wisse nie, was am nächsten Tag auf einen zukomme, beschrieb Monika Klose ihre Arbeit. Sie bietet etwa eine Kindersprechstunde an für Schüler, die Konflikte nicht alleine lösen können. Auch gab sie Einblicke in das von ihr geleitete Projekt "soziales Lernen", bei dem Erstklässler spielerisch an Regeln herangeführt werden. Elterngespräche, Lehrerkonferenzen oder Arbeitskreise mit Kollegen gehören ebenfalls zum Schulalltag der Sozialarbeiterin.

Auch Birgit Gestrich berichtete von einer großen Nachfrage; das Verhalten der Kinder habe sich in den letzten Jahren verändert. Ihre etwas ältere Klientel an den weiterführenden Schulen habe entsprechend andere Probleme. Da seien auch Angst, Spielsucht, Absentismus, sexueller Missbrauch, Drogenkonsum, -besitz oder auch -handel Themen. Sie beschrieb auch das geringe Interesse mancher Eltern an ihren Kindern, Kommunikationsarmut im Elternhaus, fehlende Bindung und Strukturen. "Die Kinder wünschen sich gehört, gesehen und gemocht zu werden", sagte sie und plädierte eindringlich für eine Fortsetzung der Schulsozialarbeit.

Ministerium: Stellen sind nicht Teil des Bildungs- und Teilhabepakets

Das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) wurde vom Bundestag 2011 beschlossen, um sozial und finanziell benachteiligte Kinder zu fördern. Zu dem Kompromiss, der im Vermittlungsausschuss gefunden wurde, gehörte auch, dass - befristet auf drei Jahre - zusätzlich jährlich 400 Millionen Euro an die Länder fließen sollten, die nicht zweckgebunden seien, so ein Sprecher des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales auf Anfrage.

Diese zusätzliche Unterstützung des Bundes gebe es jedoch ab 2014 nicht mehr, verweist er auf eine entsprechende Anfrage im Bundestag aus dem Jahr 2012. Darin heißt es auch, dass es zwar einen politischen Zusammenhang zum Bildungs- und Teilhabepaket gebe, die zusätzliche Unterstützung jedoch nicht Teil des BuT sei. Stattdessen werde der Bund schrittweise Kosten zur Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsunfähigkeit übernehmen, was die Kommunen wiederum entlaste.

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