Neubaugebiet in Meckenheim Ärger um Straßenausbau

MECKENHEIM-MERL · Der Endausbau des Neubaugebietes "Auf dem Steinbüchel" verzögert sich wegen eines Zwist zwischen der Stadt Meckenheim und dem Investor.

 Anwohner müssen zurzeit noch mit holprigen Baustraßen im Merler Neubaugebiet Steinbüchel leben, hier die Heinz-Gottschalk-Straße.

Anwohner müssen zurzeit noch mit holprigen Baustraßen im Merler Neubaugebiet Steinbüchel leben, hier die Heinz-Gottschalk-Straße.

Foto: Axel Vogel

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, besagt ein Sprichwort. Im Neubaugebiet "Auf dem Steinbüchel" in Merl ist das anders: Da leidet der dritte Beteiligte, die Grundstückseigner und Bauherren, unter dem Zwist von Investor Udo Helling, Geschäftsführer der Werretal Urbanisations GmbH, und der Stadt Meckenheim. Es geht um den Endausbau des Baugebietes, das zu etwa 80 Prozent bebaut ist. Die Anwohner müssen dennoch immer noch mit holprigen Baustraßen leben, ohne Straßenbeleuchtung und ohne die Fußgängerbrücke nach Alt-Merl.

Eine Klage gegen die Stadt Meckenheim erwägt Investor Helling. "Wir würden uns freuen, wenn wir morgen mit dem Endausbau anfangen könnten", erklärte Helling auf Anfrage. Dass es nicht weitergehe, liege daran, dass die Stadt Bürgschaften zurückhalte für Arbeiten, die schon lange ausgeführt seien. Erst wenn diese Summe - laut Helling ein sechsstelliger Betrag - gezahlt sei, werde die Werretal mit dem Endausbau beginnen. Wenn die Stadt auf die Idee komme, den Endausbau selbst vorzunehmen, werde er etwas dagegen unternehmen, kündigte er an. Auch den Bürgern gibt Helling eine Mitschuld an dem Streit: "Sie machen den Fehler, dass sie die Einstellung der Stadt gutheißen", sagt er.

Ein reger Briefverkehr zwischen den Anwohnern, der Werretal GmbH und der Stadtverwaltung belegt die Unzufriedenheit der Häuslebauer "Auf dem Steinbüchel. "Es geht nicht nur um schmutzige Schuhe", erklärt Steinbüchel-Anwohner Norbert Tintelnot. "Wenn man nicht aufpasst, kann man sich den Fahrzeugboden an den Unebenheiten der Straße aufreißen. Zudem fehlt die Straßenbeleuchtung. Nachts ist es zappenduster und man läuft Gefahr zu stolpern. Die Kinder müssen wegen der fehlenden Fußgängerbrücke Umwege zur Grundschule gehen."

"Marode Verhältnisse"

Dass für sie der Streit zwischen Stadt und Werretal nicht maßgeblich sei, haben die Sprecher der Gemeinschaft der Grundstückseigentümer in ihrem Schreiben vom 7. Juni an Helling betont. "Die Firma Werretal ist als Erschließungsträger unser Vertragspartner, von dem wir erwarten, dass er in unserem Wohngebiet alsbald alle Vorkehrungen trifft, um den Endausbau in absehbarer Zeit zum Abschluss zu führen", heißt es da. Von ersten Schäden durch die "maroden Verhältnisse" ist die Rede, insbesondere durch den Zustand der Straßen und die fehlende Beleuchtung. Doch in der Sommerzeit sieht Helling auch wegen der fehlenden Straßenlampen keinen Handlungsbedarf. Es sei lange hell, sagt er.

Die Verkehrssicherungspflicht liege zurzeit bei der Werretal GmbH, erklärt der Technische Beigeordnete Meckenheims, Heinz-Peter Witt. Auch gebe es eine Frist für den Straßenendausbau, die am 30. Juni 2016 ende. Zu Hellings Vorwurf, die Stadt halte Gelder zurück, möchte Witt sich aufgrund der Vertragssituation nicht im Detail äußern, sagt aber: "Es gibt Restzahlungen, die diskutiert werden".

SPD meldet sich zu Wort

Zu den Verzögerungen beim Endausbau "Auf dem Steinbüchel" hat sich die SPD-Fraktion zu Wort gemeldet. "Die Anwohner erreichen ihre Haustüren durch Wasserpfützen über notdürftig geschotterte Strecken oder Baupaletten und können auf den Grundstücken mit dem Ausbau von Garagenzufahrten und Wegen zur Haustür nicht weitermachen, solange die Straßen und Gehwege nicht hergestellt sind", bemängelt die SPD.

Als "untragbaren Zustand" bezeichnet SPD-Fraktionsvizechef Rolf Engelhardt die Situation und betont, dass auch die Bürger von Alt-Merl betroffen sind, die schon viel zu lange auf die Möglichkeit warten müssen, die Nahversorgung auf dem Steinbüchel über die Fußgängerbrücke zu erreichen. "Hier ist der Investor in der Pflicht", so Engelhardt.

"System Helling"

Die SPD-Fraktion fordere ihn auf, im Interesse der Familien auf dem Steinbüchel den Endausbau zügig vorzunehmen. "Wir meinen ein ,System Helling' erkennen zu können", sagt Anwohner Norbert Tintelnot. Es dränge sich der Eindruck auf, dass Helling seinen Gewinn maximieren wolle, indem er Lasten, die er tragen müsse, auf andere Schultern verteile. Ähnliches Vorgehen wollen die Anwohner auch bei weiteren Rechtsstreiten der Firma Werretal erkannt haben, so mit den Städten Vlotho und Pattensen. "Wir bitten die Stadtverwaltung, auch weiterhin im Kontakt mit dem Investor alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um ihn zu raschem Tätigwerden zu bewegen", so SPD-Mann Engelhardt.

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