Luftangriffe im März 1945 Als Meckenheim in Trümmern lag

MECKENHEIM · Tieffliegerangriffe auf Meckenheim gehörten seit September 1944 fast zur Tagesordnung. Meist waren der Bahnhof und die Bahnlinie das Ziel der Amerikaner, um Versorgungswege zu treffen. Doch mit der Wucht des Bombenteppichs, der am Freitag, 2. März 1945, auf die kleine Stadt niederging, hatte hier niemand gerechnet.

Von den US-Luftwaffen-Stützpunkten in Beaumont-sur-Oise in Frankreich und Florennes in Belgien waren die mit zerstörerischer Fracht beladenen Bomber gestartet. Um kurz vor 11 Uhr fielen die ersten Sprengbomben und legten alles zwischen Kirchstraße und Merler Weg in Schutt und Asche. In einer Sonderausstellung im Herrenhaus Altendorf informiert der Verein Meckenheimer Stadtmuseum und Kulturforum anlässlich des 70. Jahrestages der Bombardierungen über die Ereignisse.

Die ersten Verwundeten und Toten waren damals gerade geborgen, als um etwa 12.30 Uhr der zweite Angriff Meckenheim traf. Diesmal wurde die obere Hauptstraße zerstört. Und am 5. März gegen 12.45 Uhr nahmen die amerikanischen Bomber wieder Kurs auf Meckenheim, zerstörten den Rest der Hauptstraße bis zur Bonner und Rheinbacher Straße.

Hans Jakob Hardt war sieben Jahre alt und hatte mit seiner Familie, Nachbarn und Soldaten im Keller seines Elternhauses in der Hauptstraße gegenüber der Kirche Zuflucht gesucht. Beim zweiten Angriff am 2. März sei das Fachwerkhaus völlig zerstört worden, berichtet der Meckenheimer. Doch der Gewölbekeller hielt stand, alle seien mit dem Schrecken davongekommen.

Bleibenden Eindruck habe bei ihm der Anblick Sterbender auf den Straßen hinterlassen. Auch an einen Mann, dem ein Holzspan in der Stirn steckte, als er aus den Trümmern kroch, erinnert er sich. Und daran, dass verendete Tiere nicht gleich geborgen wurden und bald Verwesungsgeruch in der Luft gelegen habe.

[kein Linktext vorhanden]Sie habe bei den Bombenangriffen mit ihrer Familie in einem selbstgebauten Stollen nahe der Swist Schutz gefunden, erinnert sich eine Zeitzeugin, die damals zwölf Jahre alt war und an der Schützenstraße wohnte. Nur eine riesige Staubwolke sei von der Stadt übrig geblieben. Die Familie ihres Onkels sei in der Professor-Scheeben-Straße im Keller verschüttet worden. Nur ihre elf Jahre alte Cousine überlebte, sei von ihren Eltern aufgenommen worden und mit ihr aufgewachsen, berichtet die Meckenheimerin.

Bombardierung von Meckenheim
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Beinahe jede Familie in Meckenheim hatte Opfer zu beklagen. Von den damals etwa 2300 Einwohnern verloren 200 ihr Leben. Zudem starben bei den Bombenangriffen etwa 50 Ortsfremde, Soldaten, Fremdarbeiter, Kriegsgefangene oder auch Menschen aus Köln und Bonn, die im ländlichen Meckenheim Zuflucht gesucht hatten.

55 überlebten verletzt das Inferno. Die Toten wurden in Leinentücher gehüllt und größtenteils in Massengräbern beigesetzt. Nur einen Tag später, am 6. März, trafen die amerikanischen Soldaten der 9. Panzerdivision auf ihrem Weg zum Rhein nach Remagen in Meckenheim ein. Da war die Stadt zu etwa 80 Prozent zerstört, der Stadtkern lag völlig in Trümmern. Mit Panzerbulldozern mussten die amerikanischen Pioniere die Straßen räumen, um das Weiterkommen ihrer Einheiten zu ermöglichen.

Noch ein halbes Jahr später gab es weder Strom noch eine funktionierende Wasserversorgung. Die Menschen rückten zusammen, schafften auch noch Platz für die amerikanischen Besatzer und lebten in den Trümmern. Mit dem Wiederaufbau erhielt das ehemals ländliche Städtchen ein völlig neues Gesicht.

Etwa 470 neue Wohnungen entstanden, vier Kilometer neue Straßen wurden gebaut, sieben Kilometer Kanal- und Wasserleitungen verlegt. 1953 zur 1100-Jahrfeier der Stadt präsentierte sich Meckenheim in neuem Gewand. Doch die schmerzlichen Erinnerungen an die Bombardierungen sind noch lebendig.

Die Ausstellung im Herrenhaus Altendorf

In zahlreichen Fotos aus dem Nachlass des Meckenheimer Fotografen Leo Schevardo können sich Besucher ein Bild von Meckenheim vor und nach der Zerstörung machen. Vier Informationstafeln wurden vom Vereinsvorsitzenden Jörg Köpke und seinem Mitstreiter Hans Frank zusammengestellt.

Bei den Vorbereitungen zur Ausstellung haben die beiden Geschichts-Bewahrer auf das Buch "Die Bombardierung Meckenheims im Zweiten Weltkrieg" von Heimatforscher Hubert Spilles (1927-2012) und auf Kriegstagebücher der Amerikaner zurückgegriffen. Die Ausstellung ist ab diesem Sonntag bis 29. März jeweils sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Die Stadt Meckenheim sowie die katholische und evangelische Kirche gedenken in einem ökumenischen Gottesdienst am Montag, 2. März, um 19 Uhr in der Kirche St. Johannes der Täufer der Toten des März 1945. Bürgermeister Bert Spilles, Pfarrer Reinhold Malcherek und Superintendent Mathias Mölleken legen zuvor einen Kranz in der Kriegergedächtniskapelle von St. Johannes nieder. Zu den Zeiten der Angriffe (2. März, 11 und 12.30 Uhr, 5. März, 12.45 Uhr) werden die Kirchenglocken läuten.

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