Mühlentag in Meckenheim Alte Mühlentechnik lernt wieder das Laufen

Meckenheim · Das runderneuerte Mahlwerk der Oberen Mühle in Meckenheim lockte die Besucher zum Mühlentag. Während der etwa halbstündlich stattfindenden Führungen erfuhren die Neugierige, wie man ursprünglich aus Korn Mehl gewann.

 Die Aktiven des Vereins Pro Obere Mühle zeigten den Besuchern, wie die Obere Mühle in Meckenheim früher arbeitete.

Die Aktiven des Vereins Pro Obere Mühle zeigten den Besuchern, wie die Obere Mühle in Meckenheim früher arbeitete.

Foto: Meike Böschemeyer

Sehr langsam mahlte man das Korn zwangsläufig anno dazumal in der Oberen Mühle. Sie ist eine der ältesten Mühlenstandorte der näheren Umgebung, ausgestattet mit der ursprünglichen Technik und massiven Mahlsteinen. Gefühlt ebenso lang zog es sich für die Engagierten des Vereins Pro Obere Mühle Meckenheim hin, bis das äußerlich eher unscheinbare Gebäude mit inneren Werten einen Platz in der Denkmalliste fand. Der Verein öffnete das nun restaurierte Gebäude, gespickt mit Informationen und anschaulich dargestellter Technik im Original wie im Modell am Deutschen Mühlentag.

Während der etwa halbstündlich stattfindenden Führungen erfuhren die Neugierige, wie man ursprünglich aus Korn Mehl gewann. Mit einem Sackaufzug an einer Seilwinde zog man die schweren Jute- oder Flachssäcke in die oberste Etage der Mühle. In verschiedenen Verarbeitungsschritten wurde das Korn sortiert und das entstehende Schrot so lange erneut gemahlen, bis der Müller mit dem Feinheitsgrad des Mehls zufrieden war. „Viele Säcke wurden hier per Hand hinauf- und hinunter getragen“, erklärte Stefan Möller den staunenden Erwachsenen und Kindern die Mühen der Müller, die meist mit einem Gesellen die schwere Arbeit bewältigten.

Einen Riesenfortschritt bedeutete da der sogenannte Elevator. Wie eingehängte Schaufeln hingen hier Becher an einem langen ledernen Transportriemen, der die Becher und ihrem Inhalt aus dem Erdgeschoss bis in die oberste Etage beförderte. Leer „fuhren“ die Becher mit dem Förderriemen wieder nach unten und nahmen die nächste Ladung auf. „Das war die neuste Technik zu Anfang des 20. Jahrhunderts“, erklärte Christian Westphal, Vorsitzende des Vereins.

Innerhalb von nur drei Jahrzehnten wechselte hier mehrfach die Antriebstechnik von Wasserantrieb mit Hilfe einer Stauung des Bachs, über Gasantrieb zum Dieselmotor zu Beginn der 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts, bis schließlich ein Elektroantrieb installiert wurde, erklärte der stellvertretende Vorsitzende Norbert Peinsipp. 1972 wurde der Mühlbetrieb in der Meckenheimer Swistaue vollständig eingestellt. Das gesamte Gebäude blieb – bis auf eine fünfjährige Nutzung als städtische Obdachlosenunterkunft – bis zum Beginn der Renovierungen am Anfang des 21. Jahrhunderts sich selbst überlassen.

Auf Initiative des Vereins und mit der Hilfe vieler Spender und Stiftungszuwender konnte das Gebäude in den vergangenen Jahren weitgehend renoviert und wiederhergestellt werden. Zwei Mal im Jahr, nämlich am Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag und am Tag des offenen Denkmals, der in diesem Jahr am Sonntag, 8. September, stattfinden wird, zeigt der Verein das Gebäudeinnere, die interessante Technik und die vielen Modelle, die die einzelnen Vorgänge gerade für Kinder gut nachvollziehbar darstellen.

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