Herr der Dokumente Andreas Jüngling ist neuer Stadtarchivar in Meckenheim

Meckenheim · Der promovierte Historiker Andreas Jüngling führt das Meckenheimer Stadtarchiv ins digitale Zeitalter. Jüngling wurde in Thüringen geboren, wuchs in der Eifel auf und hat in Bonn studiert.

 Stolz zeigt Andreas Jüngling das Archiv im Keller des Meckenheimer Rathauses am Siebengebirgsring.

Stolz zeigt Andreas Jüngling das Archiv im Keller des Meckenheimer Rathauses am Siebengebirgsring.

Foto: Axel Vogel

Stolz nimmt Andreas Jüngling alte Zeitungsartikel aus einem Karton im Archiv des Meckenheimer Rathauses. Seit Anfang Juni ist der 44-jährige Chef über die historischen Dokumente der Verwaltung. Jeden Tag verbringt der promovierte Historiker und gelernte Verwaltungsfachmann unzählige Stunden im Keller am Siebengebirgsring, um sich mit der Geschichte Meckenheims, der Ortsgemeinden, der Verwaltung und der Vereinen vertraut zu machen.

Dabei helfen ihm die Dokumente als Quellen vergangener Zeiten und der Gegenwart. Zwei- bis dreimal in der Woche kommt noch seine Amtsvorgängerin Ingrid Sönnert vorbei, um den „Neuen“ noch ein wenig in die Geheimnisse der Archivsystematik einzuarbeiten. Jüngling zieht die Regale auseinander und zeigt seltene Adelsbriefe – auch Historiker sehen solche „Schätze“ nicht alle Tage. „Das älteste Dokument stammt aus dem Jahr 1059“, berichtet der leidenschaftliche Geschichtswissenschaftler begeistert.

Sein Werdegang

1974 in Thüringen geboren erlangte Jüngling nach der Wende seine Mittlere Reife im Eifelstädtchen Mayen. Anschließend absolvierte er bei der Bezirksregierung Koblenz eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Über den zweiten Bildungsweg machte Jüngling Abitur, studierte an der Universität Bonn Mittlere und Neuere Geschichte sowie Philosophie und Neuere deutsche Literatur und schrieb seine Dissertation zum Thema „Alternative Außenpolitik: Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund der DDR und Franco-Spanien (1947 - 1975)“.

Von 2010 bis 2017 erforschte Jüngling als Mitglied eines Historikerteams der Bonner Uni „Die Geschichte des Chemie- und Pharmaunternehmens Merck von 1668 bis heute“, arbeitete im Seminar für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte der Uni Köln und war als Fachreferent Archiv und stellvertretender Leiter des Teams Archiv/Bibliothek/Dokumentation bei „Aktion Mensch“ tätig. Großen Spaß hat Jüngling die Forschungsarbeit gemacht, aber „ich wollte doch wieder zu einer Arbeit zurück, die einen praktischen Bezug hat“, erklärte der neue Mitarbeiter im Meckenheimer Rathaus.

Stelle wie maßgeschneidert

Für ihn ist die Stelle in der Apfelstadt bei seinen Qualifikationen wie maßgeschneidert. Und er ist dabei, wenn das Archiv allmählich von der Aufbewahrung in Papierakten zu ausschließlich elektronischen Daten umgestellt wird. Aber unabhängig von der strukturellen und technischen Veränderung – in den vergangenen Wochen hat sich Jüngling schon intensiv mit der Stadtgeschichte und der Entwicklung der Ortsgemeinden auseinandergesetzt.

„Es ist unglaublich, wie viele Themen es noch zu erforschen gibt. So möchte ich systematisch der Geschichte der Vereine auf den Grund gehen. Außerdem sind die Meckenheimer Wirtschaftsgeschichte und die Geschichte der Stadt als Spiegel der bundesrepublikanischen Geschichte interessant. Faszinierend finde ich die Stadt auch aus sozialhistorischer Perspektive, wenn man zum Beispiel an die Entwicklung der Neuen Mitte seit 1969 denkt“, so Jüngling.

Susanne Zwicker, Fachbereichsleiterin Bildung, Kultur und Sport, ist froh, dass „wir ihn haben“. Jünglings Büro ist oft verwaist. Dann hängt an seiner Tür ein Schild: „Bin im Archiv“. Denn es gibt immer viel zu tun.

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