Überflutete Keller in Meckenheim-Merl Angst vor dem nächsten Gewitter

MECKENHEIM-MERL · Wasser strömte vom Neubaugebiet den Hang hinab: Noch sind die Spuren des Wassers überall in Gesine Hepnars Zuhause zu sehen. Sandsäcke umrahmen die Kellerschächte. Im Keller sind die Fliesen noch vom Schlamm verschmutzt. Kniehoch stand das Wasser.

Laut brummen die Trockengeräte, die die Nässe aus dem Mauerwerk holen. In Fetzen hängen die Tapeten unter den Kellerfenstern und verraten, dass dort das Wasser in Strömen eingedrungen ist.

Bei dem Unwetter in der Nacht zum 11. Juli wurde der Keller der 70-Jährigen überflutet und in der Nacht zum 29. Juli sei das Wasser erneut gekommen. Seitdem das Reihenhaus im Merler Winkel vor zehn Jahren erbaut wurde, wohnt die Rentnerin dort. Noch nie habe es Probleme gegeben.

Doch nun seien vom neuen Baugebiet Merler Keil II die Wassermassen in Sturzbächen über die Erschließungsstraße in ihren Garten geflossen. "Jetzt liegen meine Nerven blank", sagt Gesine Hepnar. "Bei jedem Gewitter rechne ich damit, dass das Wasser wiederkommt."

Insgesamt 22 Mal rückte die Meckenheimer Feuerwehr in der Nacht zum 11. Juli aus. Am 29. Juli waren es sogar 50 Einsätze. Nicht nur bei Gesine Hepnar stand der Keller unter Wasser. Auch im Haus einer jungen Familie im Berlepschweg ist zweimal Wasser durch die Terrassentür ins zu Wohnraum ausgebaute Souterrain eingedrungen, habe dort das Parkett und Möbel zerstört, berichtet der Familienvater, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Auch er vermutet, dass das Neubaugebiet Merler Keil II die Ursache für die vollgelaufenen Keller ist, weil von dort aus - wegen der fehlenden Vegetation und des noch nicht genutzten Kanalsystems - das Wasser ungehindert den Hang hinuntergeflossen sei und statt den Weg in die Kanalisation zu nehmen, die Häuser am Rande des Merler Keils I überflutet habe. An diese Gefahr habe keiner rechtzeitig gedacht, kritisiert der Merler, und Gesine Hepnar fordert: "Da stimmt etwas nicht, und das kann keinesfalls so bleiben."

"Wir haben die Problematik erkannt und machen uns Gedanken, haben allerdings keine Patentlösung", sagt der Technische Beigeordnete der Stadt Meckenheim, Heinz-Peter Witt, dazu. Es sei nicht ungewöhnlich, ein Baugebiet mit provisorischen Baustraßen zu erschließen. Ungewöhnlich seien allerdings die Starkregenereignisse. Beispielsweise Wälle zum Schutz der umliegenden Häuser aufzuschütten, würde private Flächen betreffen.

Heinrich Schäfer, Bereichsleiter Abwassertechnik des Erftverbandes, kann die Angst der Betroffenen vor weiteren Überflutungen nachvollziehen. "Wir lehnen uns nicht zurück, sondern wollen helfen, die Situation zu verbessern", sagt er. "Das Kanalnetz ist in Ordnung", betont der Bereichsleiter. Die beiden Bauabschnitte Merler Keil I und II würden voneinander entkoppelt in unterschiedliche Richtungen entwässern. Regenrückhaltebecken geben nur definierte Wassermengen weiter. Jedoch könne kein Kanal so große Mengen aufnehmen, wie sie im Juli vom Himmel gefallen seien.

Gemeinsam sind Mitarbeiter des Erftverbandes und der Stadtverwaltung nun unterwegs, um zu analysieren und zu beraten. Manchmal seien bautechnische Änderungen sinnvoll. Auch bei der Sitzung des Meckenheimer Stadtentwicklungsausschusses am 28. August sollen die Kellerüberflutungen Thema sein. Zudem plant die Stadtverwaltung eine Bürgerinformation.

Gesine Hepnar muss nun alles, was im Keller war, in Augenschein nehmen und vieles, oft schweren Herzens, entsorgen. Denn nicht nur die Waschmaschine ist den schlammigen Wassermassen zum Opfer gefallen, sondern etwa auch die Briefmarkensammlung und Bücher aus dem Nachlass ihres Großvaters.

Den Schaden muss sie selbst tragen, eine Elementarversicherung habe sie nie für notwendig erachtet. Zudem war sie gleich doppelt geplagt: Beim zweiten Unwetter wurde auch das Nachbarhaus geflutet, das ebenfalls von der Familie genutzt wird und um das sich Hepnar kümmerte. "Ich habe nur noch geweint", sagt sie und lobt die Helfer, insbesondere die Malteser, die auch später mit angepackt hatten.

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