Assistenzhund Swisttal-Heimerzheim Assistentin auf vier Pfoten

MECKENHEIM/SWISTTAL · Der im Rollstuhl sitzende Laurin bildet mit Unterstützung der Hundeexpertin Manuela van Schewick seine Labradorhündin Paula selbst zum Assistenzhund aus.

 Laurin und sein Rollstuhlbegleithund Paula werden von Hundetrainerin Manuela van Schewick bei der Ausbildung unterstützt. FOTO: AXEL VOGEL

Laurin und sein Rollstuhlbegleithund Paula werden von Hundetrainerin Manuela van Schewick bei der Ausbildung unterstützt. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Das Bei- Fuß-Gehen ist Hündin Paulas leichteste Übung. Ein Wink von Laurin Dücker genügt, schon wechselt sie die Seite, läuft nun rechts statt links neben dem Rollstuhl ihres 14-jährigen Herrchens. Auch das Apportieren beherrscht die einjährige Labradorhündin schon gut. Freudig springt sie hinter dem geworfenen Spielzeug her, sucht es, wenn es versteckt wurde, bringt es zurück und wird jubelnd durch erneutes Werfen belohnt. Dann lässt sie sich doch ablenken. Laurin Dückers Stimme wird strenger und dann gleich wieder freundlich, als Paula ihm das Spielzeug bringt. Schließlich ist es Laurins Aufgabe, seine Hündin selbst zur perfekten Rollstuhlbegleiterin auszubilden.

Angeleitet wird der Junge dabei von der Meckenheimer Hundeexpertin Manuela van Schewick. Genau dieses Konzept, dass Laurin selbst einen großen Beitrag zur Ausbildung seines Hundes leistet, habe ihn überzeugt, berichtet Laurins Vater Dieter Dücker. Das verschaffe Erfolgserlebnisse und stärke das Selbstbewusstsein.

Lange schon habe sich sein Sohn einen Hund gewünscht. „Ich war die Hundebremse und hatte Angst vor zu viel zusätzlicher Arbeit“, bekennt der Familienvater aus Heimerzheim, der inzwischen die regelmäßigen Spaziergänge als geschenkte Auszeit versteht und vom vierbeinigen Familienmitglied begeistert ist. Wegen der besonderen Situation Laurins, der an spinaler Muskelatrophie leidet und seit seinem dritten Lebensjahr auf den Rollstuhl angewiesen ist, war klar, dass Laurin auch einen besonderen Hund brauchen würde, der ihm künftig das Leben erleichtern soll: Heruntergefallenes aufheben, Lichtschalter und Fahrstuhlknöpfe betätigen und Türen öffnen sind die Aufgaben eines Rollstuhlbegleithundes.

Anfang Dezember 2014 stieß Dieter Dücker im Internet auf Manuela van Schewick. Weihnachten 2014 hing dann das Versprechen, dass ein Hund einziehen würde, für Laurin im Weihnachtsbaum. Beim Aussuchen des Welpen war Manuela van Schewick dabei. Sie war es auch, die die Euskirchener Züchterin Bernadette Dierks-Meyer empfohlen hatte, weil sie gewissenhaft die Elterntiere aussuche und die Hundebabys in den prägenden ersten Lebenswochen sorgsam begleite. Ihr Augenmerk bei der Auswahl des geeigneten Hundes legt van Schewick auf die Zugewandtheit dem Menschen gegenüber und das Problemlösungsverhalten. „Ich suche nette, intelligente Hunde“, sagt sie. Dass Laurin sich sofort für Paula begeisterte, die damals noch „Chestnut Hunters Ute“ hieß und die Kleinste im Wurf war, sprach ebenfalls für sie. „Auch die Chemie muss stimmen“, betont van Schewick.

Karneval 2015 ist Paula bei den Dückers eingezogen. Und weil sie nicht nur Laurins Hund, sondern Familienmitglied ist, ziehen bei ihrer Erziehung alle an einem Strang: Papa Dieter und Mama Sandra ebenso wie Laurins älterer Bruder Maurice. Gassi-Gehen und auch das Spiel mit anderen Familienmitgliedern seien für den arbeitenden Hund wichtige Auszeiten, betont van Schewick.

Einen helfenden Hund außerhalb seiner Familie auszubilden, kommt für sie nicht infrage. „Die gemeinsame Arbeit verhilft Mensch und Hund zu einem besseren Umgang. Ziel der Ausbildung ist ein vertrautes, eingespieltes Team“, betont sie. Für die Dückers ist Paula eine Bereicherung. „Mit ihr hat man Spaß, es ist nie langweilig. Und sie kann mir helfen, selbstständiger zu sein. Toll ist, dass sie immer für mich da ist“, sagt Laurin.

Bei den Intensiv-Trainingstagen, die Manuela van Schewick regelmäßig auf ihrem Lüftelberger Bergerhof veranstaltet, kommen die von ihr betreuten etwa 15 Mensch-Hund-Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum gemeinsamen Üben zusammen. Epilepsie- und Diabetiker-Warnhunde sowie Rollstuhlbegleithunde lernen, ihre Menschen zu unterstützen. „Die Tiere tun das freiwillig aus ihrer Sozialkompetenz heraus“, erklärt van Schewick. Sie verhelfe den Teams eigentlich nur zu einem besseren gegenseitigen Verständnis. Alle Teilnehmer befänden sich in einer schwierigen Lebenssituation, könnten aber im geschützten Raum offen reden.

Die Intensivtrainings seien „wie Familientreffen“, beschreibt Dieter Dücker die Atmosphäre. Demnächst steht verstärkt Einzeltraining für Laurin und Paula an, denn Paula soll Laurin bald auch zur Schule begleiten.

Die zeitaufwendige und teure Ausbildung des Teams leistet Manuela van Schewick zum Teil ehrenamtlich. Anders als beim Blindenführhund würden die Kosten eines Rollstuhlbegleithundes von den Krankenkassen nicht übernommen, bedauert Dieter Dücker. Unterstützung gewährt der Verein „mehr als hunde deutschland e.V.“ Wer das Heimerzheimer Dream-Team unterstützen möchte, kann unter dem Stichwort „Laurin und Paula“ zweckgebundene Spenden leisten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort