Stadt richtet Hotline ein Aufräumen nach dem großen Regen in Meckenheim

MECKENHEIM · Der Tag nach dem großen Regen ist in Meckenheim der Tag des Aufräumens. Wer zerstörte Möbel und Einrichtungsgegenstände entsorgen muss, kann die Hotline der Stadt anrufen.

148 Einsatzstellen hat die Meckenheimer Feuerwehr aufgelistet, wie der stellvertretende Stadtbrandmeister Hans-Peter Heinrichs dem General-Anzeiger sagte.

Das hieß bis in die Nacht hinein 148 Keller auspumpen, 148 Mal mit anpacken. Dabei waren die Wassereinbrüche unterschiedlich stark: Laut Heinrichs von sechs Zentimetern bis zu zwei Metern. Insgesamt 175 Einsatzkräfte aus Meckenheim, Rheinbach, Wachtberg und Sankt Augustin eilten den betroffenen Bürgern in der Altstadt und in Merl zur Hilfe.

Dabei kamen 40 Pumpen zum Einsatz. Zunächst setzten die Einsatzleiter Günter Wiegershaus und Hans-Peter Heinrichs drei sogenannte Erkunder ein. Nach deren Rückmeldung wurden die Einsätze dann nach Dringlichkeit eingeleitet. Gegen 3 Uhr hatten die Feuerwehrleute getan, was sie tun konnten. "Das war das extremste Unwetter der letzten Jahre", bilanziert Heinrichs.

Eine wahre Horrornacht hatte der Starkregen den Anwohnern im Neubaugebiet an der Gerichtsstraße in Merl beschert. Nachdem Feuerwehrkräfte bis spät in die Nacht Keller leer gepumpt hatten, hieß es für Hauseigentümer bei Anbruch des Tages aufräumen und Schäden sichten. Doch für Melanie Köster war das ganze Ausmaß der Verwüstungen gestern Vormittag noch gar nicht abzusehen.

Tragischerweise hatte die Frau das neugebaute Einfamilienhaus am Merler Winkel erst im Juni bezogen. Trotzdem muss sie sich nun schon um den zweiten Wasserschaden kümmern: Während der Bauarbeiten war es schon einmal zu einem Rohrbruch gekommen. Am Montagabend kam dann auch noch der Starkregen.

Einem Sturzbach gleich drang das Wasser in ein Kellerfenster von Köster ein. Die Meckenheimerin hatte während des Unwetters mit dem Handy einen Videoclip gedreht, der eindrucksvoll zeigt, wie ihr Garten bereits im großen Stil unter Wasser steht.

Rund 1,50 Meter hoch standen die brackig-braunen Fluten in ihrem Keller, mehrere Räume inklusive des Heizungskellers waren geflutet. Auch wenn die Feuerwehr bis weit nach Mitternacht geholfen hatte, das Wasser abzupumpen, war der Keller gestern ohne Gummistiefel noch nicht zu betreten.

"Minideich" vor dem Kellerfenster

Nicht nur, dass sich Köster nun durch einen Berg von durchnässten und verdrecktem Hausrat, Mobiliar und Kleidungsstücken arbeiten muss. Fast noch schlimmer wiegt, dass auch die Gebäudesubstanz Schaden genommen hat, wie die Hauseigentümerin berichtet: "Der Estrich hat sich gehoben, da der Keller nicht gefliest ist."

Dass die Versicherung nun für alle Schäden aufkommt, ist eher unwahrscheinlich: Köster hatte zwar in ihrer Gebäudeversicherung eine Elementarschadenversicherung eingeschlossen, nicht aber in ihrer Hausratversicherung.

Das gleiche Problem hat ihr Nachbar Hermann Strasser. Auch in seinen Keller war Regenwasser eingedrungen. Allerdings sieht sich Strasser mit einem blauen Auge davongekommen. Da er das Unheil bereits kommen sah, hatte er im Garten vor dem Kellerfenster einen Minideich angelegt. Folge war: "Das Wasser stand bei uns im Keller nur 20 Zentimeter hoch."

In der Nacht hatte sich auch der Meckenheimer Bürgermeister Bert Spilles - in Gummistiefeln - ein Bild von den Unwetterschäden gemacht. Er dankt den Einsatzkräften, auch den auswärtigen, für deren Arbeit. "Es hat uns echt hart erwischt", meinte Spilles, der den Bürgern nun schnelle Hilfe bei der Sperrmüllabfuhr ankündigt.

Abflussgraben soll gebaut werden

Weiter sagte der Bürgermeister, um besonders die Anwohner tief liegender Straßen wie der Nolde- und der Liebermannstraße besser zu schützen, werde die Stadt einen Abflussgraben entlang der Gudenauer Allee bauen.

[Info]Dort soll auch ein Regenrückhaltebecken entstehen. Spilles geht davon aus, dass Anfang 2016 mit dem Bau begonnen werden kann. Die Stadt Rheinbach war weit weniger betroffen als Meckenheim. In Wormersdorf und Flerzheim liefen laut Bürgermeister Stefan Raetz nur ein paar Keller voll. Die Swisttaler Feuerwehr musste in Morenhoven zwei Keller leer pumpen. Beigeordnete Petra Kalkbrenner eilte ins Feuerwehrhaus Miel, wo die Arbeiten koordiniert wurden. Durch die Regenfälle und einen Rückstau wurde ein Einsatz der Löschgruppen notwendig, weil Im Auel in Morenhoven zwei Keller vollgelaufen waren.

In Alfter musste die Feuerwehr elf Mal eingreifen, in Bornheim zwei Mal. Im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis waren Lohmar, Niederkassel und Ruppichteroth leicht betroffen. Im gesamten Rhein-Sieg-Kreis wurden 200 Einsätze verzeichnet. Am Montag gingen von 17.30 bis 22.30 Uhr in der Siegburger Leitstelle 256 Notrufe ein, die von den sechs Disponenten bearbeitet wurden.

Landrat Sebastian Schuster dankte allen Feuerwehrleuten für ihre Arbeit und die reibungslose Koordinierung der Einsätze: "Es ist beruhigend, dass wir eine verlässliche Truppe haben."

Der Bonner Wetterstatistiker Klaus Kosack stellt für den Montag einen neuen Regenrekord für 2015 fest. In 24 Stunden fielen an seiner Messstation in Endenich 51,5 Liter Regen pro Quadratmeter, maximal innerhalb einer Stunde 16 Liter. Laut Kosack gab es erst neun Mal in den letzen 25 Jahren eine Tagesmenge von 50 Litern und mehr pro Quadratmeter.

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