Gespräch am Wochenende mit Natalie Schertl „Bienenvölker sind unglaublich“

Meckenheim-Lüftelberg · Natalie Schertl ist Hobbyimkerin in Meckenheim-Lüftelberg. Sie spricht über ihre Faszination für die Honiglieferanten, den Bienenzuchtverein Rheinbach und Umgebung 1867 und über den Boom der Imkerei.

 Begeistert von der Arbeit mit ihren summenden Bienenvölkern ist Hobbyimkerin Natalie Schertl. FOTO: VOGEL

Begeistert von der Arbeit mit ihren summenden Bienenvölkern ist Hobbyimkerin Natalie Schertl. FOTO: VOGEL

Foto: Axel Vogel

Der Trend zur Imkerei ist in den vergangenen Jahren bundesweit zu beobachten. Auch Ihr Verein profitiert von der Bienen-Faszination. Woher kommt die allgemeine Begeisterung?

Natalie Schertl: Ich denke, dass viele Menschen ein wachsendes Bewusstsein für den Umweltschutz haben. Den Schutz der Bienen und damit auch die Imkerei sehen immer mehr Menschen als wichtig an. Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren für die Imkerei regelrecht geworben wurde. Deshalb ist zurzeit ein regelrechter Boom zu beobachten. Und wir haben deshalb auch steigende Mitgliederzahlen.

Wie kamen Sie zur Imkerei?

Schertl: Mein Lebensgefährte Michael Wiehlpütz und ich waren schon immer der Natur sehr verbunden. Bei einer Studienkollegin haben wir deren Bienenvölker kennengelernt. Wir fanden das einfach nur toll. 2015 bin ich in den Verein eingetreten. In dem Jahr haben wir uns dann auch vier Bienenvölker gekauft. Leider sind zwei der Völker im Winter 2016/17 eingegangen.

Was waren die Probleme?

Schertl: Wir hatten 2016 besonders große Schwierigkeiten mit der Varoa-Milbe, ein Parasit, der die Biene als Wirt benutzt und in die Bienenbrut seine Eier ablegt. Dadurch entwickelt sich der Bienennachwuchs nicht richtig. Das Ergebnis sind schwache und oftmals nicht lebensfähige Tiere. Häufig sind die geschlüpften Bienen dann verkrüppelt. Um die Bienen zu schützen, haben wir zwar nach der Honigernte Ende Juli die Stöcke mit Ameisensäure, eine in der Natur vorkommende Säure, bedampft. Aber leider sind uns die Völker trotzdem eingegangen.

Sind Ihre Bienenvölker aus ihrer Winterruhe schon erwacht?

Schertl: Ja. Ab zehn bis zwölf Grad verlassen die Bienen den Stock auf der Suche nach Nektar. Im Sommer haben wir pro Volk um die 40 000 Bienen. Wir versuchen, unseren Völkern möglichst viel Platz zu geben, damit sie nicht gemeinsam als Schwarm rausfliegen. Denn das gemeinsame Ausschwärmen wäre für uns problematisch, weil das zurückgelassene Volk dann so viele Bienen verliert, dass die Existenz gefährdet ist. Je später der Schwarmzeitpunkt, desto weniger bleibt dem verbleibenden Volk, neue Bienen zu produzieren und sich mit Nahrung für den Winter einzudecken. Bei Letzterem können wir den Bienen helfen und sie füttern, bei der Vermehrung können wir nicht viel machen. Und wenn es zeitlich eng wird, kann es durchaus sein, dass ein geteiltes Volk den Winter nicht überlebt.

Was fasziniert Sie an Bienen?

Schertl: Bienenvölker sind unglaublich. Das einzelne Tier ist alleine nicht überlebensfähig, sondern nur in Verbindung mit seinem Volk. Wir als Menschen sollten uns davon gelegentlich eine Scheibe abschneiden.

Ihr Verein feiert in diesem Jahr 150-jähriges Bestehen. Was hat sich in der Bienenzucht und der Imkerei von den Anfängen bis heute verändert?

Schertl: Verändert hat sich zum einen die Bauweise des Stocks mit den Rähmchen, in die Wachstafeln mit geprägten Wabenmustern befestigt wurden, und durch die Erfindung der Honigschleuder können die Imker jetzt einfacher Honig herstellen. Verändert hat sich aber auch das Dasein der heutigen Biene, die nicht mehr in der freien Natur alleine überleben könnte. Durch die aus Asien Anfang der 80er Jahre importierte Varoa-Milbe sind die Bienen besonders gefährdet. Deshalb versteht sich der Imker heutzutage auch als Naturschützer, indem er den Garten bienenfreundlich gestaltet.

Welche Aktivitäten hat Ihr Verein im Jubiläumsjahr geplant?

Schertl: Wir werden ab Mai im Rathaus eine Ausstellung über Bienen und die Imkerei zeigen. Außerdem sind an einem Lehrbienenstand im Schwesternpark neben dem Erzbischöflichen Sankt-Joseph-Gymnasium ab Anfang Mai vier Bienenstöcke aufgebaut. Die diesbezügliche Genehmigung gilt erst einmal bis August, wir hoffen allerdings auf eine Dauerlösung. Zurzeit läuft schon ein Anfängerkursus Imkerei.

Die Ausstellung „150 Jahre Bienen und Imker in Rheinbach“ wird am Dienstag, 23. Mai, 16 Uhr, im Rathaus an der Schweigelstraße eröffnet und geht bis 8. Juni.

Den Lernbienenstand am Schwesternpark des Sankt-Joseph-Gymnasiums können Interessierte von Mai bis Juli immer samstags von 10 bis 12 Uhr anschauen. Schulen und Kindergärten können sich per E-Mail unter info@bzv-rheinbach.de anmelden.

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