Biodiversität in Meckenheim Landwirte beteiligen sich an Projekten zur Artenvielfalt

Meckenheim · Landwirte in Meckenheim beteiligen sich an einem Projekt zur Förderung der Biodiversität. Ziel ist es, einen Teil der Flächen, auf denen heimisches Obst angebaut wird, naturschutzfördernd zu gestalten.

 Obstbauer Josef Büttgen und Diplom-Biologin Monika Hachtel vom Nabu zeigen im Blühstreifen die Bilder der Turmfalkenbrut.

Obstbauer Josef Büttgen und Diplom-Biologin Monika Hachtel vom Nabu zeigen im Blühstreifen die Bilder der Turmfalkenbrut.

Foto: Petra Reuter

Wer mit dem Rad die Apfelroute zwischen Altendorf und Meckenheim entlangfährt und auf halber Strecke den angelegten Ruheplatz genießt, hört manches, was er vielleicht aus Kindheitstagen kennt. Dort summt und brummt und raschelt es nämlich im Blühstreifen von Obstbauer Josef Büttgen. "Hier kann man Biodiversität im wahrsten Sinne des Wortes hören", sagte Monika Hachtel vom Nabu.

"Wir bekommen durchweg positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von den Landwirten", erzählte Hachtel. Natürlich habe man auch schon gehört, dass dem einen oder anderen so ein insektenfreundlicher Blühstreifen mit Steinhaufen nicht ordentlich genug aussehe. "Das ist aber eher die Ausnahme." Es ist bunt, Wildblumen und Kulturpflanzen verschiedener Couleur und Höhe wachsen, wie es ihnen gefällt auf verschiedenen Höhen und zu verschiedenen Zeiten. "So finden möglichst viele Insekten vom frühesten Frühjahr bis zum späten Herbst Nahrung", erklärte Hachtel den Sinn.

Insekten finden einen Lebensraum

 Die Bienen fühlen sich im reichhaltigen Angebot auf dem Blühstreifen sichtlich wohl.

Die Bienen fühlen sich im reichhaltigen Angebot auf dem Blühstreifen sichtlich wohl.

Foto: Petra Reuter

Grillen, Wildbienen, Falter, Schmetterlinge, Bodennützlinge und viele Arten mehr finden dort einen Lebensraum. Zusammen mit den Insekten siedeln sich in aufgeschichteten Steinhaufen auch wieder Nützlinge wie Mauswiesel und andere Marderarten an, die den in den Pflanzungen früher oft zur Plage werdenden Mäusen zu Leibe rücken. Nistkästen für Turmfalken sorgen für effektive Unterstützung aus der Luft. "Seit wir die Ansitze für Raubvögel und die Turmfalkennistkästen haben, haben wir mit Mäusen so gut wie keinen Ärger mehr", bestägte Obstbauer Josef Büttgen aus Altendorf das Ergebnis des Projekts.

Seit 2010 existiert das Projekt zur Förderung der Biodiversität, das der Einzelhandelskonzern Rewe in Zusammenarbeit mit dem Nabu angestoßen hatte. Ziel ist es, einen Teil der Flächen, auf denen heimisches Obst angebaut wird, naturschutzfördernd zu gestalten. Ein Jahr nach dem Start am Bodensee kam das Projekt im südlichen Rheinland an. Mindestens dreißig Betriebe aus Wachtberg und der direkten Nachbarschaft beteiligen sich mittlerweile, schätzte Hachtel. Insgesamt haben sich etwa 80 Landwirte aus der Region dem Projekt angeschlossen.

Für eine Betriebsinhaber ist die Anlage Neuland

Für einige Betriebsinhaber ist die Anlage der Blühstreifen und Blühfelder nach jahrzehntelanger konventioneller Arbeitsweise Neuland. Mit ihrem Beitrag zum Naturschutz fühlten sich die meisten aber recht wohl und viele beteiligten sich an der Förderung der Biodiversität im Obstbau gerne und mehr, als man ursprünglich vermutet hatte, so Hachtel. In vielen Fällen folgten manchem Blühstreifen Ansitze und Nistkästen für Turmfalken, Steinhaufen und Totholzbiotope an Feldrändern als Heimat für Mauswiesel oder Insektenhotels.

Hört man die Zahlen von Monika Hachtel, klärt sich schnell, warum das so ist: "Ein Turmfalke frisst in der Brutpflegezeit 20 bis 30 Feld- oder Wühlmäuse pro Tag. Er versorgt sich selbst, zusätzlich das Weibchen und die Brut im Nest. So kämen in der Saison zwischen 2000 und 3000 Mäuse auf seinen Speiseplan, die in den Pflanzungen und Plantagen keinen Schaden mehr anrichten können.

Einen weiteren, vorher ungeahnten Vorteil der Totholzschicht am Feldrand hatten Obstbauern mit waldnahen Plantagen festgestellt: Schwarzwild, das sonst gerne hin und wieder des nachts die Plantagen auf der Suche nach Nahrung heimsuchte und teilweise großen Schaden anrichtete, überqueren die spätestens im zweiten Jahr zugewachsenen Totholzbiotope nicht gern. So blieben schon Pflanzungen unbeschädigt, die früher häufig nächtlichen Besuch von Wildschweinen hatten. Alles in allem eine Win-Win-Situation für Natur und Mensch.

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