Kein Wildwuchs bei Windkraft Bis zu elf Windräder zwischen Rheinbach und Meckenheim

MECKENHEIM/RHEINBACH · Ein Blick auf den Hohen Dom zu Köln ist in der Region bei günstiger Wetterlage bestens zu erhaschen. Das 157,38 Meter hohe Wahrzeichen der Domstadt ist ein guter Gradmesser, um die Maximalhöhe der Windräder zu versinnbildlichen, die bald zwischen Rheinbach und Meckenheim stehen könnten. Bis zu 150 Meter hohe Energielieferanten könnten auf den Konzentrationsfläche stehen.

 Links und rechts der Landstraße L158 zwischen Rheinbach und Meckenheim sind die sogenannten Konzentrationsflächen für die Windkraftanlagen vorgesehen.

Links und rechts der Landstraße L158 zwischen Rheinbach und Meckenheim sind die sogenannten Konzentrationsflächen für die Windkraftanlagen vorgesehen.

Foto: Roland Kohls

Hintergrund: In Sachen Windenergie arbeiten die Städte Meckenheim und Rheinbach eng zusammen. Eine gemeinsame Konzentrationsfläche für zukünftige Windenergieanlagen (WEA) zwischen den Landstraßen L158 und L163 ist bereits seit 2004 in den Bebauungsplänen "Auf dem Höchst" (Meckenheim) und "Bremeltal" (Rheinbach) verankert.

Jetzt sind die Politiker in Rheinbach und Meckenheim gefordert, neue Rahmenbedingungen für den Bau von Anlagen zu gestalten - auch im Hinblick auf das Klimaschutzbündnis der sechs linksrheinischen Kommunen. So wurden jetzt im Rheinbacher und im Meckenheimer Ausschuss für Stadtentwicklung die Ergebnisse einer Variantenuntersuchung des Moerser Ingenieurbüros Lange vorgestellt.

Artenschutz, Schallemissionen und Schattenwurf waren betrachtet worden. Dabei berücksichtigten die Fachleute Anlagenhöhen von 100, 125 und 150 Meter. Ergebnis: Da keine sogenannten "windenergiesensiblen Arten" von Vögeln und Fledermäusen gefunden worden sind, seien Einschränkungen aus Artenschutzgründen nicht zu erwarten.

Kritische Bereiche im Hinblick auf Schall und Schattenwurf sind lediglich die Baumschule Fischer, der Campus Klein-Altendorf samt Wohnnutzung sowie die Meckenheimer Quartiere Nördliche Stadterweiterung als allgemeines und Siebenswinkel als reines Wohngebiet.

Die Überschreitung des zulässigen Schattenwurfes sei aber durch Abschaltautomatisierung zu lösen, erklärten die Planer. Auch sind WEA schallreduziert zu fahren - was aber auf Kosten des Ertrags geht. Beim Bauantrag muss ein Investor nachweisen, dass er den Schallschutz einhält, der bei 35 Dezibel fürs reine Wohngebiet und bei 40 Dezibel fürs allgemeine Wohngebiet liege.

Alle Anlagenhöhen sind laut Ingenieurbüro wirtschaftlich betreibbar. Bis zu elf 100-Meter-Anlagen könnten auf der Konzentrationsfläche gebaut werden, davon fünf auf Meckenheimer und sechs auf Rheinbacher Gebiet. Bis zu sieben WEA sind bei bei einer Höhe von 150 Metern möglich, vier in Rheinbach und drei in Meckenheim.

Einstimmig beschlossen die Ausschussmitglieder in beiden Kommunen die Öffentlichkeit frühzeitig zu beteiligen - ebenso wie die Träger öffentlicher Belange. Auf Wunsch der Meckenheimer Ausschussmitglieder sollen zudem bei den weiteren Planungen Modellvarianten geprüft werden, bei denen Stadt und Bürger finanziell profitieren.

Wie Meckenheims Stadtplanerin Waltraud Leersch sagte, soll eine Bürgerinformation die Diskussion mit den Bürgern ermöglichen. Desgleichen ist in Rheinbach vorgesehen: Am Dienstag, 18. November, 18.30 Uhr, ist solch eine Veranstaltung in Rheinbach geplant, meinte Bürgermeister Stefan Raetz. Wo, steht noch nicht fest. Der weitere Zeitplan: Fürs erste Quartal 2015 sind Entwurf und Offenlage geplant, wenn alle Eingaben ausgewertet sind.

Dass der Gesetzgeber die Kommunen verpflicht, eine funktionierende Konzentrationsfläche auszuweisen, um Wildwuchs zu vermeiden, betonte die Meckenheimer SPD-Frau Barbara Heymann: "Da müssen wir jetzt gemeinsam durch." Es gelte, die Grundsatzentscheidung zu treffen, ob weniger, dafür höhere WEA oder mehr und dafür niedriger Anlagen gebaut werden sollen.

Sabrina Gutsche (CDU) sagte, die Meckenheimer leisteten über die Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlage wegen der vielen Nachtspeicherheizungen einen großen Beitrag zur Energiewende. Die CDU sehe die WEA aus Landschaftsschutzgründen kritisch. Dass er keinen Unterschied zwischen dem Siebenswinkel und der Nördlichen Stadterweiterung machen wolle, unterstrich Hans-Erich Jonen (UWG): "Wie viel Lärm ein Mensch aushalten muss, kann sich nicht daran orientieren, ob er in einem reinen oder allgemeinen Wohngebiet lebt."

In Rheinbach lobte SPD-Ratsfrau Ute Krupp den "Beitrag zur Versachlichung der Diskussion um die Windkraft". Karsten Logemann (FDP) sieht das Windenergieprojekt in einer "guten Ausgangsposition".

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