Brahms in Meckenheim Kantor freut sich auf erstes Konzert nach der Corona-Pause

Meckenheim · Auch bei den Gottesdiensten in der evangelischen Kirche in Meckenheim musste es während der Pandemie lange still bleiben. Singen in geschlossenen Räumen war verboten. Für Kantor Maximilian Friedrich bedeutete das eine Zwangspause. Jetzt kann endlich wieder gesungen werden. Für das erste Konzert hat sich der musikalische Leiter der Gemeinde viel vorgenommen.

 Kantor Maximilian Friedrich bereitet sich auf das Konzert am Samstag in Meckenheim vor.

Kantor Maximilian Friedrich bereitet sich auf das Konzert am Samstag in Meckenheim vor.

Foto: Franziska Klaes

Maximilian Friedrich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. „Ich stand vor einem Scherbenhaufen“, berichtet der Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim aus den ersten Monaten der Pandemie. Lange war das Singen in geschlossenen Räumen, auch in Kirchen, verboten. Der Kantor als musikalischer Leiter der Gemeinde war praktisch arbeitslos. Am Samstag, 9. April, 17 Uhr, steht nun das erste große Konzert nach der Corona-Pandemie bevor.

Die Merler Kantorei wird unter Leitung von Friedrich in der katholischen Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms aufführen. Viele Monate konnte der Meckenheimer Kirchenchor nicht proben. Zum Glück fand sich schnell eine Lösung. Dank professioneller technischer Ausstattung konnten „hybride Proben“ stattfinden: Abgestimmt auf die jeweils geltenden Verordnungen traf sich eine kleine Gruppe von Sängerinnen und Sängern in der Meckenheimer Friedenskirche. Die übrigen Mitglieder des Ensembles verfolgten die Probe über einen Livestream und sangen von Zuhause aus mit.

Hybride Proben waren ein Erfolg

Das System sei während der Pandemie schon für Liveübertragungen von Gottesdiensten genutzt worden. Die Übertragung von Bild und Ton funktioniere einwandfrei, weshalb es sich auch für die Proben eignete, zieht Friedrich Bilanz. Dass in dieser hybriden Form erfolgreich geprobt werden konnte, macht den Kantor stolz. Er sei aber froh, dass man endlich zum Proben in Präsenz zurückkehren konnte, fügt er hinzu. Die Merler Kantorei probt jeden Dienstag für eineinhalb Stunden. Auf das Konzert hat sich der Chor mit zusätzlichen Probewochenenden vorbereitet.

Die Vorbereitung des Konzertes verlangt von Maximilian Friedrich nicht nur musikalische, sondern auch administrative Arbeit. Als Kantor fand er den geeigneten Veranstaltungsort, plante ein (Hygiene-)Konzept für das Konzert und stellte Kontakt zu Solisten und Orchestermusikern her. Am Samstag werden die 50 Sängerinnen und Sänger der Merler Kantorei von einem Kammerorchester und den Solisten Katharina Woesner (Sopran) und Tomas Kildišius (Bariton) unterstützt. Intoniert wird die Requiem-Version für Kammerorchester nach einer Partitur von Joachim Linckelmann.

Kirchenmusik-Studium an der Robert-Schuhmann-Hochschule

Bevor er Kantor in der evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim wurde, hat der 30-jährige Friedrich Kirchenmusik an der Robert-Schuhmann-Hochschule in Düsseldorf studiert. Sechs Jahre Bachelor- und Masterstudium liegen hinter ihm. Dazu gehörten in jeder Woche Einzelunterricht für Klavier, Orgel und Gesang. Auf diesen Gebieten musste Friedrich schon für die Zulassung zum Studium eine Aufnahmeprüfung ablegen. Seine Liebe zur Musik habe er mit 14 Jahren entdeckt, als er anfing, Orgel zu spielen. Zu dieser Zeit besuchte er ein Musikgymnasium und habe schnell gemerkt, dass er auf dem richtigen Weg sei, erzählt Friedrich von seinem Lebensweg.

Mit 30 Jahren ist Maximilian Friedrich nach eigenen Angaben der jüngste Kantor der evangelischen Kirchengemeinde im Rhein-Sieg-Kreis. Nachwuchs gebe es in seinem Berufsfeld derzeit wenig, stellt er fest. Ein Grund sei der hohe Einsatz, den das Studium der Kirchenmusik mit Unterricht, Konzerten und anderen Prüfungsleistungen erfordere.

Brahms‘ Requiem vermittelt nicht nur Trauer

„Ich bin aufgeregt, weil das letzte große Konzert so lange her ist“, sagt der Kantor mit Blick auf Samstag. Er hat sich Großes vorgenommen: „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms aus dem Jahr 1866 ist dessen berühmtestes Werk. In der katholischen Kirche ist das Requiem die liturgische Form einer Totenmesse. Dennoch transportiere Brahms‘ Requiem nicht nur Trauer, wie Friedrich findet.

„Die Hoffnung, die mit dem Tod einhergeht, steht im Mittelpunkt“, erklärt der Kantor über das Requiem. Brahms habe dieses ganz bewusst im Kontrast zur typischen Form des Requiems mit eigenem Text in deutscher Sprache geschrieben. Es wende sich vor allem an die Hinterbliebenen der Verstorbenen. „Weil das Requiem in Deutsch gesungen wird, werden Gefühle viel stärker transportiert als auf Latein“, stellt Friedrich fest. Auf die Zuhörer warten „hoffnungsvolle, laute und schöne“ Momente, verrät er.

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