Überraschender Schritt Bürgermeister Bert Spilles tritt nicht mehr an

Meckenheim · Der Meckenheimer Verwaltungschef Bert Spilles will nach der Kommunalwahl 2020 als Bürgermeister aufhören. Diese Ankündigung kam überraschend.

Wie wichtig Bert Spilles dieser Tag ist, zeigt sich an der Farbe seiner Krawatte, die Meckenheims Bürgermeister zur überraschend erst am Abend zuvor anberaumten Pressekonferenz angelegt hat: Sie ist grün, apfelgrün – wie die Farbe der Stadt, deren Geschicke er seit der Kommunalwahl im März 2008 leitet. Schon nach wenigen Worten des 60 Jahre alten Verwaltungschefs wird klar, in welche Richtung die angekündigte „persönliche Erklärung“ geht: Bert Spilles erklärt am Dienstagmittag, dass er nach fast elf Jahren im Amt zur Kommunalwahl 2020 nicht erneut als Bürgermeister antreten möchte.

„Es gab keine Querelen“, betonte Spilles auf Nachfrage. Wenn die aktuelle Wahlperiode in etwa eineinhalb Jahren beendet sein wird, habe der ausgebildete Diplom-Verwaltungswirt inklusive seiner Ausbildung somit 45 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet. „Man kann dann sagen: Ich hatte ein erfülltes Berufsleben“, sagte Spilles. Wäre er 2020 erneut als Bürgermeister angetreten und wiedergewählt worden, wäre er dann zum Ende seiner dritten Amtszeit mit 67 Jahren aus dem Amt geschieden. „Sie können diesen Job nicht mit halber Kraft laufen lassen“, erklärte Spilles. Er freue sich, nach dem Ende seiner Tätigkeit auf „mal ein freies Wochenende und freie Abende. Ich glaube, ich habe die Messlatte hoch gelegt“, sagte der in Meckenheim geborene Christdemokrat. Das Amt eines Bürgermeisters beinhalte manche 17-Stunden-Tage.

Am Vorabend hatte Spilles die Mitglieder der Meckenheimer CDU-Mehrheitsfraktion und die Spitze des Parteivorstandes über seinen überraschenden Schritt informiert. Noch am Abend haben Partei und Fraktion beschlossen, eine Findungskommission einzurichten, um nach einem Bürgermeisterkandidaten zu suchen. Der frisch gewählte CDU-Chef Rainer Friedrich übernimmt die Leitung der Findungskommission (siehe Kasten). Vorgesehen ist, dass die Christdemokraten bis Ende Oktober dieses Jahres einen Bewerber fürs Bürgermeisteramt gefunden haben wollen. Ob er als Amtsinhaber selbst Teil dieser Findungskommission sein möchte, ließ Spilles offen: „Schaun mer mal“, sagte er am Dienstag.

2014 mit großer Mehrheit gewählt

Leicht sei ihm die Entscheidung nicht gefallen, bekundete Spilles. „Aber es sind ja noch eineinhalb Jahre und es gibt einige Projekte, die ich noch mitgestalten will, darunter die laufende Sanierung der Katholischen Grundschule Merl. Vielleicht erlebe ich ja auch noch die Sanierung der Gemeinschaftsgrundschule Merl während meiner Amtszeit“, sagte er.

Im März 2008 hatten ihn die Meckenheimer zum ersten Mal ins höchste Amt der Stadt gewählt – rund drei Monate nach der Abwahl seiner Amtsvorgängerin Yvonne Kempen am 25. November 2007. Damals hatten die Bewohner der Apfelstadt ihre Bürgermeisterin abgewählt. Dem Wahlabend am Totensonntag war ein monatelanger Streit um Kompetenzen, Klüngel, Klagen, auch um Kiesabbau und allerlei Kleinlichkeiten vorausgegangen. Unter anderem wollte die streitbare Christdemokratin mithilfe der Landesregierung den kompletten Rat auflösen lassen. Ohne den Namen Kempens zu nennen, betonte Spilles, dass es ihm wichtig sei, dass es nach dem Ende seiner Amtszeit eine geordnete Übergabe an denjenigen gebe, der seine Nachfolge antrete. „Ich habe 2008 erlebt, wie es ist, wenn es keine geordnete Staffelübergabe gibt.“

2014 wählten ihn die Meckenheimer mit der großen Mehrheit von 69,5 Prozent der Stimmen für weitere sechs Jahre ins Amt. „Ich habe der Stadt die Stellung gegeben, die sie innehaben sollte“, meinte Spilles mit Blick auf die sonderbaren Vorgänge vor seiner Amtszeit. Stolz sei er darauf, dass Meckenheim mit seinen 18 Kitas, fünf Grundschulen und drei weiterführenden Schulen vor allem für Familien ein Anziehungspunkt geworden sei.

Für die Zeit als „Bürgermeister a. D.“ habe er noch keine Pläne. „Ich bin zuversichtlich, dass es mir nicht langweilig wird“, sagte Spilles. Einen beruflichen Wechsel in einen anderen Vollzeitjob schloss der Christdemokrat allerdings aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort