St. Josef Seniorenheim Dalmatiner Campari und Labrador Nero spenden Freude

MECKENHEIM · Heilerziehungspfleger Michael Bell teilt sich seinen Arbeitsplatz mit seinem Hund. Der braun-gefleckte stattliche, knapp dreijährige Dalmatinerrüde Campari ist nämlich ein Therapiebegleithund.

 Eingespieltes Team: Michael Bell mit Dalmatiner Campari.

Eingespieltes Team: Michael Bell mit Dalmatiner Campari.

Foto: GA

"Bereits mit zwölf Wochen kam er zum ersten Mal mit ins St. Josef-Seniorenheim", berichtet Bell. Vor allem Freude schenken ist hier die Aufgabe des Hundes. In den täglichen Ablauf ist Campari fest eingebunden. Michael Bell nimmt ihn mit zu Hausbewohnern, die gut auf den Hund reagieren, oft, weil sie früher selbst Hunde hielten.

Mit kleinen Kunststückchen versteht es der Vierbeiner aufzuheitern. Wichtig für die Senioren sei es, ihn streicheln zu können, seine Nähe zu spüren - eine Bereicherung im normalen Alltag, bei dem es sonst meistens um Krankheit geht, erklärt Bell die positive Wirkung.

Auch bei Senioren mit psychischen Auffälligkeiten, die wenig Kontakt zu Menschen zulassen, bricht Campari oft das Eis. "Meist kennen die Bewohner Camparis Namen, meinen aber nicht", so Bell. An der Tierstunde, die einmal pro Woche stattfindet, nehmen bis zu 30 Hausbewohner teil, streicheln das Fell des Hundes und verteilen Leckerlis.

Damit der Rüde das alles gerne und gelassen über sich ergehen lässt, hat das Mensch-Hund-Team eine umfangreiche Ausbildung absolviert. Während Campari unter Anleitung der Meckenheimer Hundetrainerin Manuela van Schewick in zahlreichen praktischen Trainingseinheiten an mögliches menschliches Verhalten gewöhnt wurde und lernte, gelassen am Rollstuhl zu laufen oder Enge ruhig zu ertragen, musste sein Halter theoretische Kenntnisse erwerben.

Seit knapp zwei Jahren wird Campari zusätzlich zum "Mantrailer" ausgebildet und lernt, der individuellen Duftspur eines Menschen zu folgen - eine artgerechte Aufgabe, die der intelligente Vierbeiner mit Begeisterung annimmt. Mit einer Geruchsprobe, zum Beispiel einem Kleidungsstück, wird der Hund animiert, dieser bestimmten Spur zu folgen.

Auch im Seniorenhaus St. Josef wird fleißig geübt mit Hilfe von Hausbewohnern, die sich bereitwillig verstecken und den Hund belohnen, wenn er sie gefunden hat. Eine besondere Herausforderung stellen die Aufzüge innerhalb des Hauses dar, so Bell, denn der Hund muss richtig anzeigen, auf welcher Etage der Gesuchte den Lift verlassen hat. Eigentlich ist nicht zu befürchten, dass im wohlbehüteten Seniorenhaus jemand verloren geht, bestätigt Bell, aber außerhalb des Hauses hat Campari erfolgreich Spuren verfolgt und schon zwei Mal entlaufene Vierbeiner gefunden.

In seiner Familie wurden immer Tiere gehalten, daher kann sich Michael Bell ein Leben ohne sie nicht vorstellen - auch nicht im Seniorenhaus. Schon bevor er 2009 seine Stelle als Koordinator im sozial-kulturellen Bereich des Seniorenhauses antrat, schlug er daher vor, einen Therapiebegleithund einzusetzen und stieß damit bei Einrichtungsleiterin Ingrid Gierich auf offene Ohren.

Während der Dalmatiner Campari oft als Schlüssel zu positiven Erinnerungen fungiert, ist der fünf Jahre alte schwarze Labrador-Rüde Nero im Einsatz, um eine gute Basis für die Beziehung von Mensch und Hund zu schaffen. Ein Mal pro Woche darf Nero sein Frauchen Lissy Plenz-Keding in die Meckenheimer Kindertageseinrichtung "Die Zaunkönige" begleiten. Auch Nero und sein Frauchen wurden umfangreich ausgebildet, haben eine Besuchshundeausbildung und Fortbildungen absolviert.

"Nero kommt", rufen die Fünf- und Sechsjährigen aufgeregt, während die Erzieherin die Kinder ermahnt, an das richtige Verhalten im Umgang mit Hunden zu denken: nicht rennen, nicht laut schreien, nicht an den Kopf packen und nicht anstarren. Auch was die Körpersprache des Hundes bedeutet, haben die Kindergartenkinder bereits gelernt. Sie alle haben eine Prüfung bestanden und dafür einen "Hundeführerschein" erhalten.

Respekt vor Tieren zu lehren, gehöre zum Konzept der Kindertageseinrichtung, die auf einer Elterninitiative beruht, erläutert Plenz-Keding. Viele Kinder seien unsicher im Umgang mit Tieren - doch auch die Ängstlichen streicheln den sanften Riesen inzwischen unbefangen. "Ich lieb dich, Nero", ruft Luisa begeistert und umarmt den stressresistenten Labrador. Bei Luisas Familie soll demnächst auch ein Hund einziehen, nämlich dann, wenn die Hündin ihrer Kindergartenfreundin Dana Welpen bekommt - und Nero soll der Papa sein.

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