Schulschließung in Meckenheim Das Rheinkolleg ist keine Schule mehr

Meckenheim · Nach Manipulationen am Staatsexamen und der Kündigung des Lehrerkollegiums zieht der Schulträger Konsequenzen. Auch die meisten Schüler haben ihre Verträge beim Schulträger gekündigt und sich abgemeldet.

Nicht mal eine Woche nach der feierlichen Zeugnis- und Berufsurkundenübergabe am Meckenheimer Rheinkolleg für Physiotherapeuten und der Kündigung des kompletten Lehrerkollegiums ist die staatlich anerkannte Schule keine Schule mehr. Wie Karl-Werner Doepp, Landesgruppenvorsitzender des Verband Physikalischer Therapie (VPT), dem General-Anzeiger sagte, habe der Verband als Schulträger „tatsächlich den Schulbetrieb zum 26. September eingestellt und am gleichen Tag die staatliche Anerkennung für den Schulbetrieb zurückgegeben“. Doepp bestätigte damit entsprechende Informationen des General-Anzeigers.

Hintergrund: Am Freitag vor einer Wochen hatten alle Lehrkräfte – mit Ausnahme eines Mitglieds des Kollegiums, das sich noch in der Probezeit befindet – nach der Übergabe der Staatsexamen ihre Kündigungsschreiben an VPT-Landeschef Doepp und Schulleiter Detlef Katzki überreicht (der GA berichtete). Grund der Massenkündigungen sind umfangreiche Manipulationen während eines Staatsexamens im Spätherbst vergangenen Jahres.

Eine leitende Lehrkraft hatte mit seinen Kursteilnehmern zum Staatsexamen die anstehenden Prüfungsfragen gemeinsam „erarbeitet“ und später bei der Bezirksregierung eingereicht. Exakt 95 Prozent des prüfungsrelevanten Stoffs stand somit – inklusive Antworten – zuvor fest. Unklar ist noch, ob der Lehrer für diese Gefälligkeit eine Gegenleistung von den Schülern verlangt hat.

Außerdem erzürnte die Lehrerschaft, dass der VPT Anfang September dieses Jahres mit Georg Zabawa ausgerechnet jenem Schulleiter des Rheinkollegs kündigte, der die Manipulationen beim Rhein-Sieg-Kreis, bei der Kölner Bezirksregierung und nicht zuletzt beim VPT öffentlich machte.

Und: Am Freitag vor einer Woche stand das Rheinkolleg, das seit 1997 staatlich anerkannte Physiotherapieschule ist, nicht nur überraschend ohne Lehrer da, sondern zudem auch ohne Schüler. Sie kündigten ihrerseits am Freitag sowie im Laufe der Woche ihre mit dem VPT geschlossenen Ausbildungsverträge. Als Grund für die einseitigen Rücktritte vom Vertrag machten sie in einem Brief an die Bezirksregierung geltend, dass es nach der Entlassung des Schulleiters „zu erheblichen Unterrichtsausfällen und Irritationen“ am Rheinkolleg gekommen ist.

Die Schüler, so heißt es in dem Brief weiter, sehen diese Vorkommnisse als „wichtigen Kündigungsgrund, um unser Ausbildungsverhältnis mit dem vom VPT geleitetem Rheinkolleg zu beenden“. Aufgeben wird der VPT das Meckenheimer Schulungsgebäude an der Straße „An der Alten Eiche“ nicht. „Im Rheinkolleg wird das Fortbildungsangebot mit Ausnahme des Schulbetriebes fortgeführt“, sagte Doepp.

„Als Verband haben wir uns dazu entschieden, uns auf die Verbandsarbeit zu fokussieren und Kapazitäten, welche in der Schule gebunden waren, für die Betreuung von Mitgliedern einzusetzen“, der VPT-Landeschef. Auch die Kölner Bezirksregierung ist über den Schritt informiert.

„Es ist zutreffend, dass der VPT vertreten durch seinen Rechtsbeistand mit Datum 26. September die Rückgabe der staatlichen Anerkennung für die Ausbildung in der Physiotherapie zurückgegeben hat. Somit ist der Ausbildungsbetrieb mit diesem Datum offiziell eingestellt“, erklärte Vanessa Nolte, Pressesprecherin der Bezirksregierung.

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