Landwirte im Vorgebirge Das Sellerielager ist prall gefüllt

RHEIN-SIEG-KREIS · "Im Januar können sie ja die Füße hochlegen, auf dem Feld gibt es zu der Zeit doch nichts zu tun." Landwirte müssen sich solche Kommentare in diesen Tagen öfters anhören. Doch viel Wahrheit steckt nicht in solchen Aussagen.

 Große Mengen gesundes Wintergemüse: Landwirt Johannes Köhl aus Bornheim-Rösberg hat sein Knollensellerie-Lager nach der Ernte der vergangenen Tage gut gefüllt.

Große Mengen gesundes Wintergemüse: Landwirt Johannes Köhl aus Bornheim-Rösberg hat sein Knollensellerie-Lager nach der Ernte der vergangenen Tage gut gefüllt.

Foto: Wolfgang Henry

Wer kein Vieh zu versorgen hat, muss sich jetzt vor allem um seine Maschinen und jede Menge Formulare kümmern. "25 Prozent der heutigen Arbeit eines Landwirts finden im Büro statt", sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Die Planungen für das Jahr müssen vorangebracht, Marketing betrieben und das Getreide verkauft werden. Auch wenn der Januar ein Monat zum Durchatmen wäre, gebe es für die Landwirte im Vorgebirge und der Voreifel jetzt genug zu tun.

"Wir arbeiten zwölf Monate im Jahr, ein paar Monate nicht zu arbeiten kann sich heute kein Kollege mehr leisten", sagt Landwirt Johannes Köhl aus Bornheim-Rösberg. Sein Sellerielager ist nach der Ernte der letzten Tage prall gefüllt, in Kürze geht die Düngung der Felder wieder los. Auch er sitzt in diesen Tagen vermehrt im Büro. "Pflanzenschutzmaßnahmen und die Düngeplanung müssen jetzt vorbereitet werden", erklärt Köhl.

Außerdem gehe der Blick ständig in Richtung der Getreide-Preise, denn dies sei heute ein reines Auf und Ab. "Ich splitte meine Getreidemenge mittlerweile auf zwölf Monate auf und verkaufe jeden Monat etwas", sagt Köhl.

Josef Schick aus Swisttal-Morenhoven hat einen reinen Ackerbetrieb. "Wir nutzen den Januar, um unsere Maschinen komplett zu warten, das Öl zu wechseln und zu schauen, welche Geräte möglicherweise einen Defekt haben", sagt Schick. Auch er verbringt im Januar mehr Tage als sonst im Büro. "Es ist eine Phase des Durchatmens, da kann man auch mal eine Woche Urlaub machen."

Für einige Landwirte ist es dagegen unerheblich, dass im Januar weniger angebaut oder geerntet werden kann. "Ich halte auch Milchvieh, bei uns gibt es das ganze Jahr über Arbeit", sagt Bernhard Paßmann aus Alfter-Heidgen. Die Tiere müssten versorgt und die Ställe in Ordnung gebracht werden. Auch sein Land werde nun für die nächsten Wochen vorbereitet. "Mein Arbeitstag geht auch im Januar von morgens sechs bis abends um sieben."

"Einfach alles, was im Jahr an Büroarbeit so anfällt und immer geschoben wurde", erledigt dagegen Peter-Werner Decker aus Bornheim-Uedorf derzeit. Neben Getreide und Zuckerrüben baut Decker auch Obst an. "Beim Kernobst steht zwar jetzt der Schnitt an, ansonsten sind aber Büroarbeit und die Wartung der eigenen Maschinen angesagt", bestätigt der Landwirt. Während der Ernte sei Hochsaison, die Tage dann immer zu kurz. Deshalb ist der Januar für ihn ganz angenehm.

"Da nimmt sich auch der Landwirt mal eine Auszeit", sagt Decker. Doch nur eine kurze, denn schon im Februar geht die Arbeit für ihn wieder los.

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