Gegen Schottergärten und Folientunnel Das will die neue Naturschutzbundgruppe für Meckenheim, Rheinbach und Wachtberg

Meckenheim · Im Vorgebirge hat sich eine neue Regionalgruppe des Naturschutzbunds (BUND) gegründet, die Mitglieder sucht. Was die beiden Initiatorinnen vom neuen Umweltbewusstsein nach der Flut halten und welche Pläne sie für die Region haben.

 Ulrike Stüttgen (l.) und Birte Kümpel haben eine neue BUND-Regionalgruppe für Meckenheim, Rheinbach und Wachtberg gegründet. Für das Netzwerk werden noch Mitstreiter gesucht.

Ulrike Stüttgen (l.) und Birte Kümpel haben eine neue BUND-Regionalgruppe für Meckenheim, Rheinbach und Wachtberg gegründet. Für das Netzwerk werden noch Mitstreiter gesucht.

Foto: Alexander C. Barth

Sterile Vorgärten aus Stein, Metall und Kunststoff seien ein echtes Problem für die Umwelt – und nicht das einzige, gegen das nicht genug getan werde, finden Ulrike Stüttgen (70) aus Meckenheim-Lüftelberg und Birte Kümpel (59) aus Wachtberg. Die beiden sind Mitglied im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und haben jüngst eine neue Regionalgruppe für Meckenheim, Rheinbach und Wachtberg gegründet. Während der Verein im Rechtsrheinischen schon länger gut aufgestellt sei, bestehe im Linksrheinischen Bedarf nach Verstärkung, meinen die beiden im Gespräch mit dem GA.

Doch was gibt es für den BUND eigentlich noch zu tun, seit sich Umweltschutzkonzepte in fast jedem Parteiprogramm finden und Klimaschutz durch die Flutkatastrophe auch in der breiten Öffentlichkeit als dringende Aufgabe wahrgenommen wird?

Eine ganze Menge, finden die beiden Ehrenamtlichen. „Wer direkt vom Hochwasser betroffen war, sieht die Dinge jetzt vielleicht anders, aber insgesamt hat sich die Einstellung der Menschen nicht nachhaltig verändert“, sagt Stüttgen. Dass die meisten Verbraucher im Alltag noch immer nicht umweltbewusst handeln würden, könne man im Supermarkt beobachten, und „die Leute fliegen auch wieder in den Urlaub, als wäre nichts passiert“, pflichtet Kümpel ihrer Mitstreiterin bei.

Ein Lob für „Fridays for Future“

Lob finden die beiden für die Schülerbewegung „Fridays for Future“, an der sich Erwachsene ein Beispiel nehmen könnten. „Als ich jung war, habe ich mir über vieles auch keine Gedanken gemacht“, merkt Kümpel selbstkritisch an. Jetzt müsse jeder begreifen, dass es nicht so weitergehen könne wie bisher. „Wir müssen uns zurücknehmen, jeder muss etwas abgeben“, fordert die 59-Jährige eine sparsamere Lebensweise beim Verbrauch von Energie, Rohstoffen und Flächen.

Sterilen Vorgärten, die den Boden versiegeln, haben die Umweltschützer vom BUND den Kampf angesagt. In vielen Fällen sind die Anlagen inzwischen ordnungswidrig.

Sterilen Vorgärten, die den Boden versiegeln, haben die Umweltschützer vom BUND den Kampf angesagt. In vielen Fällen sind die Anlagen inzwischen ordnungswidrig.

Foto: dpa/Annette Riedl

Aufklären und durchgreifen

Der Regierung, den Verwaltungen und auch den Parteien werfen die Umweltschützerinnen vor, viel zu reden, aber wenig zu tun. „Es werden immer nur Konzepte erarbeitet, am Ende passiert nichts. Dabei braucht es eigentlich nur guten Willen“, sagt Kümpel und zeigt sich etwa enttäuscht von einem runden Tisch in Wachtberg, bei dem alle für den Naturschutz an einem Strang ziehen sollten: „Daraus ist am Ende nichts geworden.“

 Folientunnel (hier zum Erdbeeranbau bei Bornheim) seien für Insekten und das Grundwasser nicht die verträglichste Anbaumethode, kritisieren Naturschützer.

Folientunnel (hier zum Erdbeeranbau bei Bornheim) seien für Insekten und das Grundwasser nicht die verträglichste Anbaumethode, kritisieren Naturschützer.

Foto: picture alliance/dpa/Henning Kaiser

Stüttgen findet, dass sich Kommunen zu Umwelt- und Klimaschutzfragen klar positionieren und Rückgrat beweisen sollten: „Es gibt viele Richtlinien, aber die werden oft nicht durchgesetzt.“ Etwa beim Grünschnitt oder der Gartengestaltung werde zu häufig den Bürgern nachgegeben, die auf „Ordnung“ bedacht seien, kritisiert Kümpel. Außerdem müsse mehr Aufklärungsarbeit erfolgen, sind sich die beiden einig, denn viele Sachverhalte seien komplex und den Menschen sei oftmals gar nicht bewusst, welchen Schaden sie mit ihrem Verhalten anrichten.

Harsche Kritik an Schottergärten

Gärten mit Steinen zu versiegeln, gilt als ökologische Sünde: Insekten finden keine Nahrung, Niederschlag gelangt nicht ins Grundwasser, im Sommer heizen sich die Flächen stark auf. Ihre Besitzer möchten damit oft Zeit für die Gartenpflege einsparen. „Ich glaube, manche finden das aber auch schön. Alles soll grau in grau sein, dazu gibt es dann noch den passenden Plastikzaun“, nimmt Kümpel einen unseligen Trend wahr.

Durch die Änderung ihrer Bauordnungen haben Land und Kommunen in den vergangenen Jahren Maßnahmen ergriffen, viele legale Schlupflöcher gibt es nicht mehr für die Versiegelung von Gärten. „Schade, dass Gartenbaubetriebe solche Aufträge überhaupt noch annehmen und ihren Kunden nicht davon abraten“, meint Stüttgen.

Kümpel findet, dass Kommunen in der Sache nicht länger nur auf Aufklärung setzen dürften: „Offensichtlich bringt das nichts.“ In Wachtberg seien ordnungswidrige Schottergärten nach Hinweisen teilweise zurückgebaut worden, sie habe aber auch schon erfolglos Infobroschüren in die Briefkästen solcher Häuser eingeworfen. Verstöße gegen die Bauordnung, wie Meckenheim sie zum Beispiel für Neubaugebiete erlassen hat, zu melden, helfe nicht viel, wenn es für die Durchsetzung an Personal fehle. Auch daran müsse sich etwas ändern, fordern die beiden ein Umdenken in den Kommunen.

Sorge um die Landwirtschaft

Intensiver Obstanbau in Folientunneln ist den Naturschützerinnen ein Dorn im Auge. Insektenfeindlich und teilweise den Boden versiegelnd seien die Anlagen. „Man wird das wohl nie ganz abschaffen können, teilweise gibt der Handel diese Anbaumethode sogar vor“, sagt Kümpel. Man könnte die Folgen für die Umwelt aber bekannter machen, und Landwirte vielleicht zur Schaffung von Ausgleichsflächen verpflichten.

Ein weiteres Thema lautet Wassermangel, und auch dabei sehen die beiden die Landwirtschaft in besonderer Verantwortung. Vereinbarte Obergrenzen beim Abpumpen von Grundwasser würden oft nicht eingehalten. Als guten Einstieg in das Thema empfehlen die beiden den Dokumentarfilm „Die große Dürre“, der in der ARD-Mediathek zu finden ist. Wer sich informieren oder tätig werden wolle, könne gern auch zu einem Treffen der neuen Regionalgruppe kommen.

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