Sterbehilfe-Debatte in Meckenheim "Der Kompetenz der Ärzte vertrauen"

MECKENHEIM · Anlässlich der aktuellen Debatte im Bundestag zur gesetzlichen Regelung der Sterbehilfe luden der Dekanatsrat Meckenheim-Rheinbach und das Katholische Bildungswerk zu einer Diskussion ins Katholische Familienbildungswerk Meckenheim ein.

 Austausch: Lorenz Dierschke (v.l.), Norbert Röttgen, Birgit Jaspers, Joachim Sikora, Walter Boscheinen.

Austausch: Lorenz Dierschke (v.l.), Norbert Röttgen, Birgit Jaspers, Joachim Sikora, Walter Boscheinen.

Foto: Arab

Birgit Jaspers, Pallitiativmedizinerin am Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg, grenzte dabei zunächst den Begriff der aktiven Sterbehilfe von der Beihilfe zum Suizid ab. Während bei letzterer die tatsächliche Tötung dem Patienten obliege, handele es sich bei der aktiven Sterbehilfe um die beabsichtige Beendigung des Lebens durch den Arzt auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten. Dass "unfassbar viele Begriffe" in der Diskussion um die Sterbehilfe kursieren, trage zur "vollständigen Begriffsverwirrung" bei. Letztlich müsse die Debatte anhand der beiden Begriffe geführt werden.

Zur Verunsicherung innerhalb der Ärzteschaft trage zudem das unterschiedliche Standesrecht innerhalb der Landesärztekammern bei. Während sich einige Kammern dem ausdrücklichen Verbot der Sterbehilfe seitens der Bundesärztekammer anschließen, bieten einige Kammern "schwammige Formulierungen", die Freiraum für weitreichende Interpretationen innerhalb der Ärzteschaft ließen.

Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, die derzeit die Sterbehilfe ausdrücklich ablehnt, habe deshalb eine groß angelegte Befragung gestartet, um die Stimmung innerhalb der Ärzteschaft auszuloten. Die anschließende Diskussion, die mit dem Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen geführt wurde - moderiert von Joachim Sikora, ehemaliger Direktor des Bildungswerks - drehte sich um die vier im Bundestag eingebrachten Gesetzentwürfe zur Regelung der Sterbehilfe.

Während drei dieser Regelungen eine Verschärfung der aktuellen Gesetzeslage vorsehen, spricht sich eine Gruppe von Parlamentariern rund um den Abgeordneten Karl Lauterbach für eine liberalere Regelung aus. Röttgen sieht keinen Handlungsbedarf und lehnt eine Änderung der aktuellen strafrechtlichen Situation ab. Nach jetzigen Stand wird er im November gegen alle Gesetzentwürfe stimmen. Ob es überhaupt dazu kommt, steht aufgrund der verfassungsrechtlichen Zweifel seitens des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zudem nicht fest.

"Jeder Gesetzentwurf wird zu mehr Rechtsunsicherheit führen. Aufgrund der individuellen Situation am Ende des Lebens bin ich skeptisch, dass die strafrechtliche Diskussion den Punkt trifft." Ferner ist Röttgen der Auffassung, dass die "aktuelle strafrechtliche Regelung eine gute Grundlage hat". Während Birgit Jaspers eine Lösung darin sieht, noch "bessere Palliativmedizin zu leisten", ist Röttgen der Meinung, "in die vorhandene Kompetenz der Ärzte zu vertrauen" und "kein Gesetz fernab der Lebensrealität" zu machen.

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