Meckenheim Der Weg der Äpfel vom Baum in die Flasche

Meckenheim · Jetzt, im Juni, ist die Zeit, in der sie langsam Form annehmen: Äpfel. Auch in Meckenheim bei Ökobauer Hubert Bois, draußen auf dem Feld.

 Symbolbild.

Symbolbild.

Aus Blüten entstehen nun bis zum Herbst Äpfel, aus Äpfeln entsteht später Saft. Der Weg, der dazwischen liegt, ist länger als gedacht. Irgendwann zwischen August und Oktober, wenn die Äpfel pflückreif sind, fahren Erntehelfer aus Polen und Rumänien, aber neuerdings auch wieder aus Deutschland, mit dem Traktor durch die Felder, pflücken die Äpfel und sammeln sie in Kisten.

Wie Alf Neumann erklärt, der bei Hubert Bois für die Landwirtschaft zuständig ist, hat im Schnitt jeder sechste Apfel äußerliche Schönheitsfehler: "Etwa wenn die Äpfel vom harmlosen Apfelschorf befallen sind."

Dann greife heutzutage selbst Bio-Kundschaft nicht mehr zu, da diese nicht mehr nur aus ökologisch bewussten Käufern, sondern auch immer mehr aus "normalen" Supermarktkunden bestehe. Diese Äpfel werden in eine Extra-Kiste aussortiert, um nicht als Tafelobst im Verkauf zu landen, sondern als Saft in der Flasche. Klassische Sorten sind Topaz, Boskop oder Cox Orange.

Zunächst werden die Holzkisten mit je 330 Kilogramm Äpfeln im Wormersdorfer Lager gekühlt. Wenn zehn Tonnen Saftäpfel zusammengekommen sind, geht's auf die Reise. 61 Kilometer werden die Äpfel von Meckenheim nach Nümbrecht ins Oberbergische transportiert. Im malerischen Dörfchen Lindscheid sitzt die Fruchtsaftkelterei von Klaus Weber.

Da er sonst üblicherweise Saft aus Äpfeln von Streuobstwiesen keltert, die nicht Bio-zertifiziert sind, muss er die Verarbeitung der Bois-Äpfel extra anmelden, damit nachgeprüft werden kann, dass er an dem vereinbarten Tag tatsächlich ausschließlich Bio-Ware produziert. Dafür muss er seine Anlage komplett reinigen lassen. Ein nicht unerheblicher Aufwand, denn die Äpfel durchlaufen eine Menge Arbeitsschritte.

Zunächst werden sie durch eine Luke auf eine im Boden eingelassene Waage gekippt. "Die trägt sechs Tonnen", sagt Klaus Weber. Von der Waage werden die Äpfel über Förderbänder unter freiem Himmel in ein Silo transportiert, von wo aus sie durch eine 40 Zentimeter breite und mit Wasser befüllte Schwemmrinne in die Kelterei gelangen. Ab hier kommen die Äpfel fast ausnahmslos nur noch mit Edelstahl in Berührung, da dieser hygienisch gut geeignet und dazu rostfrei ist.

"Hier waschen wir die Äpfel nochmals, bevor sie über einen Schneckenförderer in die Mühle transportiert werden", erklärt Weber. Die Mühle zerquetscht das Obst, übrig bleibt Maische. Diese wird durch ein dickes Edelstahlrohr in die Bandpresse transportiert, wo zwei Walzen dafür sorgen, dass aus der groben Maische Saft wird, der in der sogenannten Saftwanne gesammelt wird.

Der Apfel ist nun flüssig. Doch von der Abfüllung in Flaschen ist er noch weit entfernt. Zunächst wird er in Puffertanks gepumpt, in denen sich die festen Fruchtbestandteile, die noch übrig geblieben sind, absetzen können. Bei dem anschließenden Sieb-Vorgang bleiben sie zurück. Und dann wird's heiß: "Wir erhitzen den Saft in einer speziellen Anlage auf 90 Grad", erklärt Weber. "So wird er haltbar gemacht."

Ohne dieses Pasteurisieren wäre der Saft nach vier Tagen hinüber. So behandelt, wartet ein Edelstahltank, der 31.000 Liter fasst, auf den Apfelsaft. Bis zu einem Jahr lang kann er hier gelagert werden. Einmal angezapft, muss allerdings der gesamte Tank geleert werden, da der Saft sonst schnell verdirbt.

"Bevor wir die Flaschen befüllen, wird der Saft nochmals pasteurisiert", sagt Weber, in der Abfüllhalle angekommen. Dann läuft alles ganz schnell ab. Die frisch gespülten Flaschen werden durch einen Vakuumfüller mit dem warmen Saft befüllt, automatisch mit dem Bois-Etikett beklebt und verschlossen. Fertig.

Nun gehen die verarbeiteten Äpfel wieder auf die Reise. 61 Kilometer von Nümbrecht zurück nach Meckenheim. Hier werden sie im eigenen Hofladen verkauft oder vermarktet. Abnehmer sind regionale Läden und auch Großhändler, so wie die Bio-Supermarktkette Alnatura. Sie bringt die Bois-Flaschen teilweise in Filialen bis nach Frankfurt.

"Wir verdienen an dem Apfelsaft nicht viel", sagt Geschäftsführer Hubert Bois. Kein Wunder: Berücksichtigt man den langen Prozess von der Reifung über die Ernte bis hin zur Verarbeitung, ist ein Euro pro Flasche (0,7 Liter) nicht teuer. "Der Apfelsaft ist aber wichtig für das Image", sagt Bois.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort