Talentschmiede Die LG Meckenheim wird in diesem Jahr 40 Jahre alt

MECKENHEIM · Die LG Meckenheim brachte als Talentschmiede zahlreiche Spitzensportler hervor. Der erfolgreichste unter ihnen ist Stabhochspringer Tim Lobinger. Seine Eltern Martina und Hans-Joachim Lobinger waren vor 40 Jahren Mitbegründer des Sportvereins.

 Im April 1977 riefen das Ehepaar Martina (hinten Mitte, rosa T-Shirt) und Hans-Joachim Lobinger (2. v. l.) die LG Meckenheim ins Leben. Noch heute sind die beiden als Trainer aktiv. FOTO: AXEL VOGEL

Im April 1977 riefen das Ehepaar Martina (hinten Mitte, rosa T-Shirt) und Hans-Joachim Lobinger (2. v. l.) die LG Meckenheim ins Leben. Noch heute sind die beiden als Trainer aktiv. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Dass sich Meckenheim auch als Stadt des Sports einen Namen machen konnte, ist vor allem einem Verein zu verdanken: der Leichtathleten-Gemeinschaft (LG) Meckenheim. In diesem Jahr feiert die Gemeinschaft ihr 40-jähriges Bestehen. Besonders eng verbunden ist die Vereinsgeschichte mit dem Namen Lobinger. Es war das Ehepaar Martina und Hans-Joachim Lobinger, das 1977 für die Leichtathleten in Meckenheim einen Anlaufpunkt schuf. Ihr Sohn Tim errang später als Stabhochspringer nationale und internationale Lorbeeren. Auch Tochter Babett kämpfte mit der Nationalmannschaft um Medaillen, ist heute Dozentin an der Sporthochschule Köln und stellvertretende Vorsitzende der LG Meckenheim.

Bei einem Sportfest haben sich Martina und Hans-Joachim Lobinger einst kennengelernt. Das gemeinsame Hobby habe auch positiven Anteil an der mittlerweile mehr als 50 Jahre währenden glücklichen Ehe, meint Hans-Joachim Lobinger. Mit der Heirat war der Jurist aus Bad Godesberg 1966 nach Meckenheim gezogen, wo seine Frau aufgewachsen war und als Lehrerin an der Hauptschule unterrichtete.

Beide trainierten zunächst bei der Leichtathletenvereinigung Bad Godesberg. Während Ehefrau Martina im Diskuswerfen, Kugelstoßen, Speerwurf und Hochsprung Erfolge erzielte, fokussierte sich ihr Mann auf den Stabhochsprung, den Hürdenlauf und den Zehnkampf. 1970 waren die sportbegeisterten Meckenheimer Mitbegründer des Leichtathletik-Clubs Bonn (LC Bonn). 1967 wurde Tochter Babett geboren, 1972 „am Olympiasonntag, als Heide Rosendahl Gold holte“, erblickte Sohn Tim das Licht der Welt.

Mittlerweile gab es – vielleicht wegen der olympischen Erfolge – auch in Meckenheim zahlreiche Anhänger des Individualsports. So riefen Lobingers 1977 zunächst als Abteilung des LC Bonn eine Leichtathletik-Gruppe in Meckenheim ins Leben. Trainiert wurde in der Swistbach-Aue, im Kottenforst und im Keller des Lobingerschen Eigenheims, wo Startblock und Hürde aufgebaut waren.

Vor allem die Arbeit mit Kindern lag dem Jugendrichter und der Pädagogin am Herzen. „Der Trainer ist eine Vertrauensperson und hat die Möglichkeit, an der Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes sinnvoll teilzunehmen“, sagt Lobinger, den seine Schützlinge meist „Lobi“ nennen. Sport könne aus einem schüchternen einen selbstbewussten Menschen machen – die Erfolge seien zweitrangig. Wichtig seien ein wenig Talent, viel Fleiß und Durchhaltevermögen und dass die Eltern hinter dem Hobby stehen. Die eigenen Kinder seien „in der Weitsprunggrube groß geworden“, berichten Lobingers.

Die Meckenheimer Talentschmiede

Mit viel Eigenleistung sind auch die Meckenheimer Sportstätten den Anforderungen der Leichtathleten angepasst worden. 1981 verwandelten die engagierten Sportler in monatelanger mühsamer Arbeit die staubige Aschenrundbahn des Meckenheimer Stadions mithilfe von alten Kunststoffbahnen aus dem Bonner Sportpark Nord in eine Tartanbahn.

Auch die ebenso bei Freizeitläufern wegen ihres gelenkschonenden Belags beliebte Finnenbahn wurde mit viel Engagement 1983 von jungen Leichtathleten errichtet und wird auch heute noch von den Vereinsmitgliedern regelmäßig gepflegt.

1992 folgten die Trennung vom LC Bonn und die offizielle Vereinsgründung. Die LG Meckenheim fungierte bald als Ausrichter bedeutender Sportveranstaltungen wie der Sportgala 1994 mit Aktiven aus 20 Nationen und etwa 5000 Zuschauern, dem West-Cup 1995 und internationale Hallen-Meetings 1999, 2000 und 2002.

Die Meckenheimer Talentschmiede brachte zahlreiche Spitzensportler hervor. Der erfolgreichste unter ihnen, Tim Lobinger, war unter anderem 1997 Deutschlands erster Sechs-Meter-Stabhochspringer, 15 Mal Deutscher Meister in der Männerklasse, viermaliger Olympiateilnehmer und Hallenweltmeister 2003. Etwa 200 Mitglieder zählt die LG Meckenheim – die Mehrzahl davon ist aktiv und kämpft in verschiedenen Altersklassen bei Landes- und Kreismeisterschaften regelmäßig um Titel und Medaillen.

Nach wie vor sind Martina (72) und Vereinsvorsitzender Hans-Joachim Lobinger (75) ehrenamtlich als Trainer tätig. Hans-Joachim Lobinger lobt die Kooperation mit der Stadtverwaltung und bedauert, dass zu wenige Eltern sich im Verein als Helfer oder Übungsleiter engagieren.

Das 40-jährige Vereinsjubiläum wird überschattet von der Leukämie-Erkrankung von Tim Lobinger, die im März diagnostiziert worden ist. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass er einen Spender für eine Stammzellentransplantation gefunden hat.

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