Vermisstenfall Hagen Ermittler gruben wochenlang Grundstück um

BONN/MECKENHEIM · Sie kamen mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften, mit Leichenspürhunden, Ultraschallgeräten und Baggern und drehten jeden Stein auf dem Areal an der Hellmaarstraße in Meckenheim um.

Auf diesem Areal einer Meckenheimer Firma an der Hellmaarstraße suchten die Ermittler nach den Leichen.

Auf diesem Areal einer Meckenheimer Firma an der Hellmaarstraße suchten die Ermittler nach den Leichen.

Foto: Mario Quadt

Das Grundstück gehörte dem seit dem 13. Juli 1994 spurlos verschwundenen Beueler Millionärsehepaar Winfried und Doris Hagen, und hier suchten die Ermittler nun nach ihren Leichen. Vergebens. "Wir sind uns jetzt sicher, dass sie sich dort nicht befinden", erklärte Oberstaatsanwalt Robin Faßbender dem GA. "Wir haben alles auf links gedreht."

Als der General-Anzeiger am 10. Juni darüber berichtete, dass in diesen rätselhaften Kriminalfall wieder Bewegung gekommen ist, hatten die Ermittler sich bereits die 37 Ordner der 1999 zugeklappten Ermittlungsakte vorgenommen und noch einmal alle Hinweise von damals studiert.

Der Grund für die neue Aktivität: Die Verjährungsfrist von 20 Jahren für Totschlag drohte abzulaufen. Und häufig ist nach so langer Zeit nur noch Totschlag und nicht mehr Mord, der nie verjährt, nachzuweisen.

Durch die neuen Ermittlungen verlängert sich diese Frist nun um weitere 20 Jahre: Denn richterliche Beschlüsse unterbrechen die Verjährungsfrist, und solche Beschlüsse hatten Polizei und Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht erwirkt zur Durchsuchung des Grundstücks in Meckenheim und auch für die Wohnung eines ehemals engen Freundes von Hagen-Sohn Klaus.

Damals wie heute gelten beide Männer als verdächtig, etwas mit dem Verschwinden des Paares zu tun zu haben. Klaus Hagen, der zehn Jahre auf sein Erbe warten musste, bis seine Mutter und sein Adoptivvater für tot erklärt wurden, lebt nicht mehr in Bonn, sondern angeblich in Aachen. Sein Freund, der sich nach dem Verschwinden in den Augen der Polizei auffällig verhalten hatte, lebt in Beuel.

Hoffnung geschöpft hatten die Ermittler, als nach der Vorstellung des Falls in der Sendung "XY ungelöst" am 11. Juni und der Auslobung von 100.000 Euro durch die Hagen-Familie neue Hinweise eingingen - auch auf das Grundstück in Meckenheim. Dieses Grundstück hat Klaus Hagen von seinen Eltern geerbt, und so schien es nicht unwahrscheinlich, dass die Leichen dort vergraben sein konnten.

Die Spuren der Suche sind dort deutlich zu sehen: Eine große Grube auf dem Gelände des Gewerbegebiets Kottenforst ist mit Regenwasser vollgelaufen. Daneben türmen sich Berge von ausgehobenem Erdreich. Was wie eine gerade eingerichtete Baustelle anmutet, ist der Ort, an dem die Leichen gesucht wurden. Nach GA-Informationen ist das Gewerbegrundstück noch in Hagen-Besitz und an zwei Firmen verpachtet.

Augenzeugen der Aktion berichten, dass die Ermittler ab dem 24. Juni etwa drei Wochen lang das Areal umgruben. "Sie haben auch hinter einer anderen Halle gebuddelt", sagte ein Beobachter. Bürocontainer, Autoreifen, einfach alles sei dafür weggeräumt worden. Polizisten hätten die Sucharbeiten permanent gefilmt. Enttäuscht sei das Großaufgebot an Polizeikräften nach drei Wochen abgezogen.

Es sieht also so aus, als seien die Ermittler keinen Schritt weiter. In einem Punkt aber sind sie sich so gut wie sicher, wie Robin Faßbender sagte: "Das Ehepaar Hagen lebt nicht mehr."

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