Flüchtlingsunterkunft Ersdorf Ersdorfer bangen ums Vereinsleben

Meckenheim · Auf der Wiese am Sportplatz sind Flüchtlingsunterkünfte für 60 Menschen geplant. Bürger machen Alternativvorschlag nicht weit vom beabsichtigten Grundstück entfernt.

 Die Anwohner stören sich an der geplanten Flüchtlingsunterkunft auf dieser Wiese.

Die Anwohner stören sich an der geplanten Flüchtlingsunterkunft auf dieser Wiese.

Foto: Roland Kohls

Gerhard Nikel graut es vor dem Blick aus seinem Küchenfenster, seitdem er weiß, dass auf der Wiese neben seinem Haus an der Pater-Müller-Straße Holzhäuser gebaut werden sollen, in denen Flüchtlinge unterkommen. Nicht nur der Unternehmer aus Ersdorf als direkter Nachbar des städtischen Grundstücks am Ersdorfer Kunstrasenplatz hat Bauchschmerzen bei dem Projekt, sondern viele Anwohner. Sie wollen das Areal weiterhin für verschiedene kulturelle und sportliche Veranstaltungen nutzen. Und: Sie haben bereits – nicht weit vom beabsichtigten Grundstück entfernt – einen Alternativstandort im Auge.

Hintergrund: Auf dem leer stehenden Grundstück sind eingeschossige Holzständerbauten für bis zu 60 Asylsuchende vorgesehen (der GA berichtete). Per einstimmigem Beschluss hatte der Rat das Projekt im Advent auf den Weg gebracht. „Sechs Meter von meinem Küchenfenster entfernt entstehen diese Bauten“, sagt Nikel im Gespräch mit dem GA. Zu dem Treffen sind auch weitere besorgte Anwohner gekommen. „Wir befürchten einen massiven Wertverlust für unsere Immobilien“, sagt Gerhard Nikel, der seit 17 Jahren an der Straße wohnt.

44 Anwohner haben ihre Unterschrift gegen die Unterkunft gegeben

Neben einer „Beeinträchtigung der Wohnqualität“ treibt ihn die Sorge um, dass mit der Unterkunft ein „Ort der Unruhe“ entsteht, wie er es nennt. 44 Anwohner hätten bereits auf einer Unterschriftenliste gegen das Bauvorhaben der Stadt unterzeichnet. „Das sind praktisch alle Bewohner dieser Straße“, weiß Nikel.

„Wir sind nicht gegen die Flüchtlinge“, unterstreicht Michael Rönn, dessen Familie einen Obsthof in Ersdorf betreibt. „Wir wollen die Fläche nur weiter fürs Vereinsleben im Dorf haben“, erklärt er. Insbesondere der im Ort vergleichsweise rege Junggesellenverein, der stets im Sommer zum Junggesellenfest lädt, werde „auf der Strecke bleiben“. Und wenn beim örtlichen SC Altendorf-Ersdorf spannende Partien anstehen, nutzen viele Fußballfans die Wiese, um ihre Autos abzustellen. „Sonst ist hier die gesamte Straße zugeparkt“, so Rönn. Während des Obstmeilenlaufs ist die Grünfläche ebenfalls in Gebrauch.

„Wir möchten nur, dass über Alternativen wenigstens nachgedacht wird“, bekundet Anwohner Georg Jacoby, der seit 21 Jahren sein Zuhause an der Pater-Müller-Straße hat. Dass sich das Ansinnen der Ersdorfer nicht gegen die ankommenden Menschen, sondern für den Erhalt der Wiese richtet, unterstreicht auch Monika Rönn. „Wir haben ausländische Saisonarbeitskräfte auf dem Hof, die uns bei der Ernte helfen. Wie könnten wir was gegen Ausländer haben?“, fragt sie.

Alternativen gibt es nur wenige Schritte entfernt

Und Alternativen gebe es – nur wenige Schritte entfernt: In unmittelbarer Nähe zum Sportplatz ist ein Grundstück, welches die Eigentümerin bereits der Stadt zum Kauf oder zur Pacht angeboten hat. „Dieser Vorschlag wird von den gesamten Einwohnern von Altendorf-Ersdorf unterstützt“, schreiben die beiden Ortsvorsteher Ralf Decker (Altendorf) und Ferdinand Koll (Ersdorf) in einem Brief an Joachim Kühlwetter (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt. Die beiden Christdemokraten bitten in diesem Brief die Verwaltung während der heutigen Ausschusssitzung um die Beantwortung der Frage, ob das Alternativareal mit Holzhäusern bebaut werden dürfe, obgleich es gemäß der Abgrenzungssatzung der Stadt Meckenheim im sogenannten Außenbereich liegt.

Allerdings, so führen Decker und Koll aus, habe der Gesetzgeber Sonderregelungen im Baugesetzbuch getroffen, was den Bau von Flüchtlingsunterkünften angeht. „Demnach ist die Errichtung von Unterkünften unter bestimmten Voraussetzungen auch im Außenbereich zulässig“, schreiben sie,

„Das Dorfleben kommt dadurch nicht zum Erliegen“

Die Sorge, dass das Vereinsleben im Dorf leidet, wenn die Holzmodule wie beabsichtigt realisiert werden, teilt Meckenheims Erster Beigeordneter Holger Jung nicht: „Das Dorfleben kommt dadurch nicht zum Erliegen“, sagt er auf GA-Anfrage. Schließlich werde nur ein Teil des rund 2500 Quadratmeter großen Grundstücks bebaut. Die Vereine könnten dort noch immer ein Zelt und Bierbänke aufstellen, um zu feiern. „Wir beabsichtigen nicht, über Alternativen nachzudenken“, erklärt Jung und verweist auf einen einstimmigen Ratsbeschluss, was Standorte für Unterkünfte angeht. „Wir befinden uns in der Realisierungsphase.“

Allerdings sei die Stadt in Verhandlungen mit der Eigentümerin des Alternativareals. Eine Bebauung mit Holzhäusern für Flüchtlinge sei dort nach seinem Dafürhalten zwar nicht möglich, dafür könne der Grund aber als Parkraum für den benachbarten Sportplatz genutzt werden.

Beginn der Ausschusssitzung ist heute, 18 Uhr, im Verwaltungsgebäude Im Ruhrfeld 16.

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