Pfarrerin aus Swisttal zur neuen Superintendentin des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel gewählt Erste Protestantin an der Spitze 

Meckenheim · Claudia Müller-Bück heißt die neue Superintendentin des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. Die Kampfabstimmung hat die 47-jährige Pfarrerin aus Swisttal mit einem knappen Ergebnis vor ihrem Mitbewerber, dem Gefängnisseelsorger Knut Dahl-Ruddies aus Meckenheim, gewonnen.

 Claudia Müller-Bück aus Swisttal wurde in Meckenheim zur neuen Superintendentin gewählt. Ihr Gegenkandidat Knut Dahl-Ruddies aus Meckenheim gratuliert.

Claudia Müller-Bück aus Swisttal wurde in Meckenheim zur neuen Superintendentin gewählt. Ihr Gegenkandidat Knut Dahl-Ruddies aus Meckenheim gratuliert.

Foto: Axel Vogel

Claudia Müller-Bück wird als neue Superintendentin die erste Frau an der Spitze des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel seit seiner Gründung 1968. Die Entscheidung der Kreissynode in der Meckenheimer Jungholzhalle fiel dabei ausgesprochen knapp aus: So erhielt die Swisttaler Pfarrerin 38 von 71 Stimmen. Auf ihren Mitbewerber – den Euskirchener Gefängnisseelsorger Knut Dahl-Ruddies – entfielen 33 Stimmen.

Die 47-Jährige tritt mit ihrer Amtseinführung am 20. Mai die Nachfolge von Mathias Mölleken (Meckenheim) an, der dann in den Ruhestand geht. Schon bisher war Müller-Bück als Skriba (Schriftführerin) Stellvertreterin des Superintendenten. Neuer Schriftführer wird Gregor Weichsel aus Euskirchen.

Die Zahlen der Gläubigen gehen zurück, und bei den Pfarrstellen stehen Kürzungen an

Klar wurde bei der Synode auch, dass mit den zurückgehenden Gläubigenzahlen und Kürzungen im Pfarrstellenrahmenplan in den nächsten Jahren Veränderungen im Kirchenkreis auf der Tagesordnung stehen. Dabei blickt Müller-Bück voller Hoffnung in die Zukunft. Es gelte aufzubrechen und neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Theologen und Nichttheologen zu finden: „Gemeinde/Kirche ist der Leib mit verschiedenen Gliedern, also mit verschiedenen Menschen, Gaben und Besonderheiten. Er entwickelt sich, wächst, baut sich auf in Liebe. Ich wünsche mir, dass wir uns im Kirchenkreis als ein Leib verstehen, der mit all den verschiedenen Gaben und Funktionen beweglich ist, und dass wir Zukunft immer miteinander denken“, fügte sie hinzu.

Kommunikation und Gespräche mit Leitungen und Gemeindemitgliedern in allen Kirchengemeinden stehen ganz oben auf ihrer Agenda, um „von den jeweiligen Themen zu erfahren“. Müller-Bück betonte, dass nicht alle Gemeinden alles anbieten könnten. So könnten einzelne kirchliche Orte Schwerpunkte setzen und Projekte mit Strahlkraft für den ganzen Kirchenkreis anbieten. Sie stellte heraus, dass Kirche an der Seite der Leidenden und Schwachen stehen müsse. Als Heimerzheimerin habe sie bei der Flut im Juli 2021 selbst erfahren, wie viel Kraft ihr die Hoffnung gegeben habe. Sie hat Hilfsangebote aufgebaut und gehört seitdem zum mobilen Fluthilfeteam der Region. Einen Tipp für die Zukunft gab auch der scheidende Amtsinhaber den Synodalen mit auf den Weg.

Der Blick über den eigenen Tellerrand ist Claudia Müller-Bück wichtig

Wichtig sei von anderen zu lernen, nicht nur bei sich selbst zu bleiben, sondern „über den Tellerrand zu schauen: Mein Werbeblock für ökumenische Partnerschaften“. Er war es auch, der die Synode zu einer Positionierung im Ukraine-Konflikt aufrief, denn „das sind wir den Leuten aus moralischen Gründen schuldig“. Einstimmig verurteilten die Synodalen den russischen Angriffskrieg als einen „menschenverachtenden Gewaltakt“. Die Kreissynode äußerte Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und zeigte sich beeindruckt von den Menschen in Russland, die sich trotz Verhaftungen und Misshandlungen gegen den Krieg stellten. In ihrem Beschluss machte die Synode deutlich, dass sich die „Kirchengemeinden für ein friedliches Miteinander von russischen und ukrainischen Menschen in unserer Gesellschaft einsetzen“.

Beschlossen wurde außerdem ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt. Danach sollen der Kirchenkreis, seine 13 Gemeinden sowie alle Einrichtungen Schutzkonzepte zur Verhinderung sexueller Gewalt entwickeln und die Mitarbeiter entsprechend schulen. Als Vertrauenspersonen wurden die Frauenbeauftragte des Kirchenkreises, Sabine Cornelissen, und der Jugendreferent Rainer Steinbrecher bestimmt. Damit setzte die Kreissynode einen Beschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland von 2021 um, der den Schutz flächendeckend sicherstellen möchte. Schon 2014 hatte der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ein Vorbeugekonzept unter dem Titel „Klarer sehen“ verabschiedet, das nun erweitert wird. In den Gemeinden werden Arbeitsgruppen eingerichtet, die eine Risikoanalyse sowie eine Liste aller Beteiligten für den entsprechenden Schulungsbedarf erstellen. Denn, so erklärte Kirchenrätin Iris Döring (Düsseldorf), neben der Aufklärung von Taten müssten im Vorfeld klare Zuständigkeiten und Verfahren aufgebaut werden.

Programm für den Klimaschutz

Einigkeit herrschte bei den Synodalen auch beim Klimaschutz: So wird der Kreissynodalvorstand innerhalb eines Klimaschutzprogramms zunächst eine Bedarfsplanung für Gebäude im Kirchenkreis auf den Weg bringen. Nach einer Entscheidung der Landeskirche soll in den nächsten fünf Jahren feststehen, welche Gebäude langfristig benötigt und damit auch treibhausgasneutral umgerüstet werden sollen. Zudem wurden alle Ebenen verpflichtet, ihre Heizungen zu optimieren und Ökostrom zu beziehen. Als eines der ökologischen Vorbilder im Kirchenkreis stellte der landeskirchliche Klimamanager Waldemar Schutzki (Altenkirchen) die Meckenheimer Friedenskirche vor, die seit 2010 mit Erdwärme beheizt wird. Wege eines Energiemanagements für Kirchengemeinden zeigte der Bonner Verbraucherberater Reinhard Loch auf. Er plädierte dafür, nicht die Wirtschaftlichkeit zum Maßstab zu nehmen, sondern „die erzielte Wegstrecke zum Ziel der Klimaneutralität“.

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