Heidi Wiens im Interview "Es ist ein mühsamer Prozess"

Zum dritten Mal lädt die Meckenheimer Arbeitsgemeinschaft (AG) Migration und Integration für den heutigen Samstag ins Caritas-Haus am Kirchplatz zum Tisch des Dialogs. Vizebürgermeisterin Heidi Wiens, 69, koordiniert die Vorbereitung und leitet die Veranstaltung. Mit ihr sprach Hans-Peter Fuß.

 Die Meckenheimer Vizebürgermeisterin Heidi Wiens leitet die AG Migration und Integration.

Die Meckenheimer Vizebürgermeisterin Heidi Wiens leitet die AG Migration und Integration.

Foto: Hans-Peter Fuß

Was ist das, dieser Tisch des Dialogs?
Heidi Wiens: Er setzt sich aus Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen. Es kommen Leute von der Arbeitsgemeinschaft und Menschen aus dem Ausland, die schon länger in Meckenheim leben. Die sprechen wir meist persönlich an.

In welchem Rahmen läuft die Veranstaltung ab?
Wiens: Wir rechnen mit etwa 30 Teilnehmern. Nach dem Zufallsprinzip werden verschiedene Tischgruppen gebildet. An jedem Tisch übernimmt ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft die Moderation. Er oder sie achtet darauf, dass der Ablauf eingehalten wird. Es sollen jeweils drei Fragen erörtert werden. Jeder Gast hat drei Minuten Zeit für die Antwort.

Warum handhaben Sie das so förmlich?
Wiens: Wir machen das deshalb, damit jeder etwa den gleichen Redeanteil hat. Alle sollen ja mal drankommen.

Was wird denn da bei Kaffee und Tee besprochen?
Wiens: Es sind Fragen rund um das Thema Migration. Wir wollen durch die Beantwortung einfacher Fragen einen Einstieg in einen Dialog schaffen. Wir haben uns beispielsweise schon einmal mit der Herkunft der Namen der einzelnen Teilnehmer beschäftigt. Im weitesten Sinne geht es um die Fragen, wo man herkommt und wie man hier in Meckenheim lebt. Wir haben ja fast alle einen Migrationshintergrund. Nur die wenigsten Meckenheimer Bürger sind ja in der Stadt geboren. Sie sind irgendwann hier angekommen und standen vor ähnlichen Problemen wie die Menschen, die heute zu uns kommen. Die Antworten werden von den Moderatoren zusammengetragen. Das ist eine spannende Angelegenheit.

Richtet sich Ihre Einladung auch an Flüchtlinge?
Wiens: Nicht in erster Linie. Voraussetzung zur Teilnahme ist schon, dass man sich auf Deutsch verständigen kann. Für die Flüchtlinge, die gerade erst in der Stadt ankommen, würde die Veranstaltung wenig Sinn machen. Für diese Menschen gibt es andere Angebote.

Wo kommen die Teilnehmer am Tisch des Dialogs her?
Wiens: Aus dem Nahen Osten, aus Arabien, aus Afrika, auch aus europäischen Ländern.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Projekt?
Wiens: Es geht darum, sich besser kennenzulernen und nicht aneinander vorbeizulaufen, wenn man sich in der Stadt begegnet. Meckenheim ist eine Stadt mit vielen Kulturen, etwa 50 Prozent der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund.

Sind schon Erfolge zu verzeichnen?
Wiens: Die Erfolge sind nicht von jetzt auf gleich sichtbar. Es hat sich aber beispielsweise der deutsch-russische Chor "Souvenir" gebildet. Es sind noch viele Menschen zu integrieren. Das ist ein mühsamer Prozess.

Werden auch Themen angesprochen, die Sie in Ihrer kommunalpolitischen Arbeit im Stadtrat umsetzen können?
Wiens: Das ist denkbar, ist aber konkret noch nicht vorgekommen. Aber es wird schon darüber geredet, was man in der Stadt noch verbessern könnte.

Warum laden Sie nur einmal im Jahr zum Tisch des Dialogs?
Wiens: Der Tisch des Dialogs ist nur eines von mehreren Projekten der Arbeitsgemeinschaft. Würden wir das öfter machen, würde es die Kraft der Ehrenamtlichen übersteigen. Wir veranstalten ja auch Ausstellungen, verschiedene Vorträge und beispielsweise den Tag der Kulturen, an dem sich unter vielen anderen auch die Schulen der Stadt beteiligen. Man kann den ehrenamtlich Tätigen gar nicht genug danken.

Zur Person

Heidi Wiens, 69, stammt aus Witzenhausen bei Kassel. Sie besuchte die Realschule und war nach mehreren beruflichen Stationen, unter anderem als Gesundheitsberaterin, zuletzt als Verwaltungsangestellte im Bundesministerium für Kultur tätig. Von 1970 bis 1976 lebte sie mit ihrem Mann in Ruanda und Zaire.

Seit 1980 lebt das Paar in Meckenheim. Heidi Wiens arbeitet seit 1989 für die SPD im Meckenheimer Stadtrat mit. Seit dem Jahr 2004 ist sie Vizebürgermeisterin. Sie leitet den Arbeitskreis Migration und Integration. Der Tisch des Dialogs findet am heutigen Samstag, 14. November, ab 10 Uhr im Caritas-Haus am Meckenheimer Kirchplatz statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort