Asylantrag in Meckenheim Esmahan Hassan und ihr Mann sind jetzt als Flüchtlinge anerkannt

MECKENHEIM · Als Esmahan Hassan 2003 nach Deutschland kam, war sie 21 Jahre alt und voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. In ihrem Heimatland Syrien wurden sie und ihr Mann Zakariya Habasch wegen ihrer kurdischen Abstammung und seines politischen Engagements verfolgt.

 457 Asylbewerber im laufenden Verfahren gibt es derzeit im Rhein-Sieg-Kreis.

457 Asylbewerber im laufenden Verfahren gibt es derzeit im Rhein-Sieg-Kreis.

Foto: dpa

Im Februar dieses Jahres wurden die jetzt 30-Jährige und ihre Familie nun endlich als Flüchtlinge anerkannt, seit August besitzt sie einen Pass. Doch neun Jahre lang war es ungewiss, ob sie, ihr Mann und ihre beiden in Deutschland geborenen sieben und acht Jahre alten Kinder würden hier bleiben können.

Es sei eine schwere Zeit gewesen, berichtete Hassan im Rahmen eines Pressegesprächs, zu dem der Caritasverband Rhein-Sieg ins Haus am Fronhof in Meckenheim anlässlich des bundesweiten "Tag des Flüchtlings" eingeladen hatte.

Als Flüchtling wurde sie zwar geduldet, hatte aber keine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, musste viele Jahre gemeinsam mit Mann und Kindern im Meckenheimer "Übergangswohnheim" am Siebengebirgsring in nur einem Raum leben, sich mit anderen Flüchtlingen Bad und Küche teilen.

Privatsphäre gab es nicht. Selbst das Abschließen ihres Zimmers war verboten, jederzeit konnten sich städtische Sozialarbeiter unangemeldet Zutritt verschaffen. Über ihre Schwangerschaften war Esmahan Hassan unglücklich, weil sie ihren Kindern keine Perspektive bieten konnte. Immer habe sie ihnen erklären müssen, warum sie nicht wie andere Familien leben konnten: "Wir dürfen nicht!"

"Flüchtlinge haben ein Recht, vor der Verfolgung in ihrer Heimat zu fliehen, aber auch das Recht, in den Aufnahmeländern in Würde zu leben", betonte Gulê Cinar-Sahin von der Integrationsagentur. Die Flüchtlingsproblematik solle nicht gesondert betrachtet werden, sondern als Teil der Integration, so Cinar-Sahin.

Zwar hätten sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Asylbewerber verbessert, dennoch liege der Leistungssatz noch unter dem Existenzminimum. "Das ist menschenunwürdig", beurteilt Constanze Klitzke, Leiterin des Fachdienstes Integration und Migration, die Situation.

Besonders bei der Unterbringung der Asylbewerber, die ohne Rücksicht auf die kulturellen Unterschiede auf engstem Raum miteinander auskommen müssen, sollte sich ihrer Meinung nach noch einiges ändern. Alle Maßnahmen seien auf Zeit angelegt, allerdings müssten viele Asylbewerber oft zehn Jahre und länger auf eine Entscheidung warten. Diese Zeit sei von Ungewissheit und Angst vor Abschiebung geprägt.

Dazu komme die psychische Belastung aufgrund der Wohnsituation. Arbeiten sei den Flüchtlingen nicht erlaubt, ebenso dürften sie nicht den Wohnort wechseln oder den Landkreis verlassen. Selbst Sprachkurse würden nicht angeboten, da über den Verbleib im Lande noch nicht entschieden sei.

Esmahan Hassan hat auf eigene Initiative schon recht gut Deutsch gelernt. Die kontaktfreudige junge Frau hat viele Freunde. Auch das Fernsehen und ihre Englischkenntnisse haben ihr beim Erlernen der fremden Sprache geholfen, ebenso vorbereitende Kurse des Migrationsdienstes der Caritas.

Demnächst wird sie ihren ersten richtigen Sprachkurs besuchen. Danach möchte sie eine Ausbildung absolvieren. Ihre Vorstellung von ihrem zukünftigen Beruf: "Ich möchte gerne helfen!" Schon jetzt arbeitet sie ehrenamtlich bei der Rheinbach-Meckenheimer Tafel.

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