Nachwuchsprobleme und marode Gebäude Ungewisse Zukunft für die Freiwillige Feuerwehr Meckenheim

Meckenheim · Muss Meckenheim eine hauptamtliche Feuerwache einrichten? Sowohl die Freiwillige Feuerwehr als auch die Kommunalpolitik wollen das vermeiden. Doch bis dahin ist einiges zu tun.

 Die Freiwillige Feuerwehr in Meckenheim soll besser ausgestattet werden.

Die Freiwillige Feuerwehr in Meckenheim soll besser ausgestattet werden.

Foto: GA

Wenn es in Meckenheim schon brennen muss, dann hoffentlich am Wochenende. Zu diesem Schluss kommt die von der Firma Forplan erstellte Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans, der im Hauptausschuss des Stadtrates vorgestellt wurde. Dort wird die Freiwillige Feuerwehr Meckenheim gründlich untersucht, um zu klären, ob sie die wachsende Stadt noch effektiv vor Bränden schützen kann. „Gemäß Personalbefragung stehen werktags tagsüber nicht genügend Einsatzkräfte zur Bildung einer Staffel zur Verfügung“, heißt es dort. Für diese taktische Einheit bräuchte es einen Einsatzleiter und sechs ausgebildete Feuerwehrleute. Bis man die sicher zusammen hat, dauert es acht Minuten. Da sollten die Kameraden und Kameradinnen eigentlich schon an der Einsatzstelle sein.

Wie die Feuerwehr zukunftssicher gemacht werden soll

Fortschreibungen von Brandschutzbedarfsplänen sind alle fünf Jahre vorgeschrieben, um den Brandschutz in nordrhein-westfälischen Kommunen zu überprüfen. Auf Basis des Antrags überprüft die Bezirksregierung auch, ob eine Berufsfeuerwehr nötig ist. „Kein Freiwilliger bei uns will eine hauptamtliche Wache“, sagt Meckenheims Feuerwehrchef Günter Wiegershaus. Er befürchtet, dass die Freiwillige Feuerwehr als Verein an Bedeutung verlieren könnte.

Auch die Kommunalpolitik will keine teure Berufsfeuerwehr. Dementsprechend sicherten Rainer Friedrich (CDU) und Tobias Pötzsch (Grüne) die Unterstützung ihrer Fraktionen zu. „Wir müssen uns fragen, wie wir die Feuerwehr zukunftssicher machen können. Dafür müssen wir aktiv werden“, forderte etwa Pötzsch.

„Wir haben viele Pendler in Meckenheim. Leute, die außerhalb der Stadt arbeiten, stehen natürlich nicht kurzfristig für Einsätze zur Verfügung“, erklärt Stadtbrandinspektor Wiegershaus die Personallage. Am Wochenende oder außerhalb der üblichen Bürozeiten ist die Situation laut Bericht hingegen deutlich entspannter. Dann können innerhalb von drei Minuten 15 Feuerwehrleute sicher zusammenkommen. Genug für zwei ganze Staffeln. Vom Umfang her sei die Personaldecke stabil. „Das deutet auf eine gute Jugendarbeit hin“, attestierte Herbert Rammrath, der Autor des Gutachtens, während der Sitzung.

Die Feuerwehr in Meckenheim hat Nachwuchsprobleme

 Ob das auch in Zukunft so bleibt, ist allerdings fraglich. „Wie bei vielen Vereinen wird es zunehmend schwerer, Nachwuchs zu gewinnen“, erklärt Wiegershaus. Das könnte mittelfristig zum Problem werden. „20 Prozent der Einsatzkräfte sind über 50 Jahre alt“, heißt es im Gutachten. Wenn diese Mitglieder 67 werden, dürfen sie nicht mehr löschen. Das könne vor allem in den Löschgruppen Lüftelberg und Meckenheim mittelfristig zum Problem werden.

Dabei haben die Feuerwehrleute in Meckenheim viel zu tun: Mehr als 200 Einsätze pro Jahr müssen die Kameraden fahren. Fast alle davon unter Einbeziehung des Hauptstandortes in der Schützenstraße. „Das ist für eine freiwillige Feuerwehr und ihre Arbeitgeber sicherlich außerhalb der Komfortzone“, glaubt Gutachter Rammrath. Zudem seien die Zeiten, bis die Feuerwehrleute am Einsatzort sei, häufig zu lang. Insbesondere in der Innenstadt sei die Abdeckung zu bemängeln.

Die Feuerwehrhäuser in Meckenheim sind marode

Auch bei den vier Feuerwehrhäusern in Altendorf-Ersdorf, Lüftelberg, Meckenheim und Merl wurden unterschiedliche Mängel festgestellt. „Die Löschstationen sind in den 70ern entstanden. Seitdem sind die Anforderungen gestiegen“, erklärt Wiegershaus. Im Gutachten heißt es: „Aktuell befinden sich alle Gerätehäuser an der Kapazitätsgrenze oder zeigen einen teilweisen Renovierungsstau und bilden die Sicherheitsvorgaben nicht vollständig ab“.

Hauptsächlich werden fehlende Bereiche für mit Gefahrstoffen kontaminierte Kleidung und zu wenig Platz für Geräte und Feuerwehrleute bemängelt. Das Dokument empfiehlt eine umfassende Renovierung des Hauptstandortes in Meckenheim, die etwa zwei bis drei Jahre dauern würde. Die Mängel im Feuerwehrhaus in Lüftelberg seien so gravierend und schwer zu beheben, dass sogar ein Neubau erforderlich sei.

Wie es aussieht, kann trotz der Mängel jedoch die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr verhindert werden. Ob diese nötig wird, wird gerade von der Bezirksregierung in Köln geprüft. „Man hat mir signalisiert, dass sich in Meckenheim nichts ändern müssen wird, wenn wir im Laufe des kommenden Jahres einen entsprechenden Maßnahmenplan vorlegen“, fasste Bürgermeister Holger Jung die Ergebnisse eines Telefonates mit der Prüfungsstelle zusammen. Folglich ist man im Rathaus mit Hochdruck an der Arbeit:

Wie die Meckenheimer Feuerwehr gerettet werden soll

Zum Beispiel arbeitet man an der Schaffung zweier hauptamtlicher Stellen, um die Freiwilligen zu entlasten. So soll ein dritter Gerätewart eingestellt werden. Weiterhin prüft man die Einstellung eines Brandschutztechnikers. Beide Stellen sollen bevorzugt von Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr und Menschen, die bereit wären, es zu werden, besetzt werden.

Zudem sollen Bundesfreiwilligendienstleistende ebenfalls die Gerätewarte unterstützen. Weitere Freiwillige sollen angeworben werden und ihre Arbeitgeber über Gespräche auf etwaige Fehlzeiten vorbereitet werden. Die nötigen Baumaßnahmen sollen so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden. Schon nach der Weihnachtspause will die Verwaltung die Maßnahmenprüfung vornehmen.

Um die Abdeckung in der Innenstadt zu erhöhen, soll ein zusätzliches Löschfahrzeug permanent am Rathaus geparkt werden. Stefan Pohl, Ausschussmitglied für die SPD, kritisierte die Stadt, weil die Eile nötig geworden war: „Die vorgelegte Mängelliste zeigt auch, was in den vergangenen Jahren alles nicht gemacht worden ist.“ Die Maßnahmen zur Verbesserung der Feuerwehr wurden einstimmig angenommen.

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