Wasserburg in Meckenheim Im Graben der Burg Lüftelberg fehlen 30 Millionen Liter Wasser
Meckenheim · Der Wasserstand in den Burggräben von Burg Lüftelberg ist schon seit Monaten auf einem gefährlichen Tiefstand. Burgherr Carl-Hubertus von Jordans griff nun zu einer Notfallmaßnahme. Gelöst ist das Problem damit aber nicht.
Im Burggraben schwammen die Karpfen auffällig dicht knapp unter der Oberfläche. „Sie zappelten wie in einem Kochtopf“, beschreibt es Andrea von Jordans. Burgherr Carl-Hubertus von Jordans griff zu einer Notfallmaßnahme. Über ein Standrohr ließ er Trinkwasser in den Graben fließen. Doch das sei nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, wie er erklärt.
Der Wasserstand in den Burggräben ist schon seit Monaten auf einem gefährlichen Tiefstand. Gerade einmal 30 bis 40 Zentimeter waren es bei einer offiziellen Begehung Anfang Juni. Die östlichen und nördlichen Gräben der Vorburginsel sind schon trockengefallen. Die Außenweiher von Burg Lüftelberg sind nur noch Senkungen im Wald, dicht mit Efeu bewachsen und voller trockener Blätter. Fällt auch der Burggraben ganz trocken, ist nicht nur der Fischbestand bedroht. Auch das Gebäude, ein Denkmal, ist gefährdet. Dann könnten Restaurationen in zweistelliger Millionenhöhe nötig werden.
Das Problem rund um die Gräben ist dem Besitzer der Wasserburg schon lange bekannt. Über Jahrhunderte wurde die Anlage über den eigens dafür angelegen Mühlengraben und ein Wehr mit Wasser aus der Swist befüllt. 1979, noch unter dem Vorgänger des heutigen Besitzers, wurde dieses Wasserrecht durch einen Bescheid der Bezirksregierung Köln entschädigungslos aufgehoben. Danach wurde das Wehr zurückgebaut.
Kein Wasser mehr aus dem Eisbach
Der Graben speiste sich nur noch über die Zuflüsse aus den umliegenden Flächen und aus dem Eisbach. 2008 endete auch das Recht zur Entnahme dieses Wassers. Ab dann setzte die Familie von Jordans auf einen eigenen Brunnen. Doch nach den trockenen Sommern der vergangenen zwei Jahre ist der versiegt.
Ausreichend Regen zu Jahresbeginn half noch ein wenig, seitdem trocknen die Burggräben langsam aus. Mehr als einen Meter höher müste das Wasser stehen. Carl-Hubertus von Jordans sorgt sich um seinen alten Karpfenbestand und letztendlich um die historische Wasserburg. Mit der akuten Situation fühlt er sich „allein gelassen von der Stadt Meckenheim“. Dort habe man seiner Ansicht nach wenig Verständnis, „ob die Fische sterben oder ob das Haus Risse bekommt“. Erste Schäden seien schon sichtbar.
„Die Statik einer Wasserburg kann schwere Schäden nehmen, wenn die Burggräben und damit die Tonschichten unter dem Bauwerk austrocknen“, erläuterte Ingenieur Josef Axer, der die Burg schon seit Jahren begleitet. Das Bauwerk würde sich ungleichmäßig setzten. An Schloss Türnich in Kerpen sei ein ähnlicher Fall bekannt. Am besten wäre es daher, wenn die Entnahme von Wasser aus der Swist über den Mühlebach wieder möglich wäre. „Wir verbrauchen das Wasser ja nicht“, sagt der Burgherr. Schon sein Vorgänger hatte sich darum bemüht, ebenso die Dorfgemeinschaft Lüftelberg. Auf Anfrage teilte die Untere Wasserbehörde am Montag mit, es habe darüber erste Gespräche gegeben. Weitere Gespräche sollen zeigen, ob eine Lösung gefunden werden kann. Diese würden aber unmittelbar mit dem Eigentümer geführt.
Wichtig sei aus von Jordans Sicht in diesem Zusammenhang der Denkmalschutz der Burganlage. Denn laut Denkmalbeschreibung des Landschaftsverbends Rheinland (LVR) sind nach Angaben des Burgherrn „der Wasserlauf des Mühlengrabenbaches sowie die Gräben unabdingbarer Bestandteil des Denkmals“. Daher hätte das Wasserrecht auch nie entzogen werden dürfen. Er vermutet, dass das Swistauenprojekt damals dem Denkmalschutz vorgezogen worden sei.
Keine Lösung in Sicht
Bei der Stadt Meckenheim ist das Problem der Burg bekannt, wie Bürgermeister Bert Spilles bestätigt. Allerdings sei die Verwaltung nur für die Pflege des Mühlengrabens zuständig. Entsprechende Arbeiten seien in den nächsten Tagen geplant. Nötig sei aber das Recht, Wasser aus der Swist in den Burggraben abzuleiten, das die Untere Wasserbehörde erteilen müsste. Spilles glaubt nicht daran, dass dafür die Erlaubnis erteilt wird. „Die Stadt hat ein hohes Interesse daran, dass das Denkmal keinen Schaden nimmt“, versichert er. Eine langfristige Lösung habe er aber nicht.
Möglich wäre eventuell, Wasser aus dem Eisbach in den Mühlengraben und damit zur Burg zu leiten. Der Bach nimmt laut Spilles Wasser aus dem Unternehmerpark Kottenforst auf. Wenn dort irgendwann mehr Gebäude stehen und Fläche versiegelt sei, fiele auch mehr Wasser an. Bisher ist allerdings die Einleitung in die Swist geplant. Und eine schnelle Hilfe sei es auch nicht, beim aktuellen Wetter haben weder Eisbach noch Mühlengraben Wasser.
Akut hätte sich von Jordans Hilfe beispielsweise durch die Feuerwehr gewünscht. Als Notlösung nutzt er stattdessen vorerst ein eigens besorgtes Standrohr und einen Hydranten. Damit leitet er Trinkwasser in den Graben. Rund 2000 Kubikmeter sind es schon. Bei 1,65 Euro pro Kubikmeter schon jetzt ein Kostenfaktor. Gebraucht würden aber nach Axers Rechnung mehr als 30 000 Kubikmeter. Mit diesen 30 Millionen Liter Frischwasser wäre der Graben nur vorübergehend aufgefüllt, und die Kosten könne er kaum tragen, sagt von Jordans. Durch Verdunstung und Versickerung wäre das Problem bald wieder da.