GA-Osterferien-Tour Im Jagdrevier des Kurfürsten

Rhein-Sieg-Kreis · Auf dem Rad lässt sich der Kottenforst auch für Gelegenheitssportler bequem erkunden. Die 30 Kilometer lange Fahrradtour startet an der Waldgaststätte Bahnhof Kottenforst.

 GA-Mitarbeiter Jarno Staat radelt durch den Kottenforst, hier geht es los vom Bahnhof Lüftelberg.

GA-Mitarbeiter Jarno Staat radelt durch den Kottenforst, hier geht es los vom Bahnhof Lüftelberg.

Foto: Axel Vogel

In früheren Zeiten war der Kottenforst ein sumpfiges Waldgebiet mit zahlreichen Maaren. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dort seine Freizeit zu verbringen. Die Gutsherren und Bauern trieben ihre Schweine zur Eichelmast in den Wald. Das heutige Wegenetz verdanken Wanderer, Jogger, Reiter und Radler dem Kölner Kurfürsten Clemens August, der Mitte des 18. Jahrhunderts breite Schneisen für die Parforcejagd anlegen ließ. Bei diesem aus heutiger Tierschutzsicht bedenklichen Freizeitvergnügen des Adels wurde das Wild so lange zu den und über die breiten Wege gehetzt, bis es den Jägern ermattet vor die Flinten fiel.

Auf den Spuren der kurfürstlichen Jäger startet unsere gut 30 Kilometer lange Radtour an der Waldgaststätte Bahnhof Kottenforst, die wir entweder mit der Voreifelbahn (S 23) oder mit dem Auto über Meckenheim-Lüftelberg oder Alfter-Volmershoven erreichen. Das idyllisch gelegene Fachwerkhaus erfreut nicht nur Architekturhistoriker, die ein Krüppelwalmdach und vorspringende Geschosse erkennen. Das Haus wurde 1880 auf Initiative des Kronprinzen Wilhelm von Preußen, der in Bonn studierte und acht Jahre später Kaiser werden sollte, erbaut. Die kaiserliche Familie war dort häufig zu Gast.

An Biergarten und Spielplatz vorbei, biegen wir nach rechts auf die Flerzheimer Allee ab. An der Kreuzung am Waldrand geht es weiter nach rechts auf den geteerten Weg in Richtung Berkum/Villip. Bis zum Dickbaumskreuz bekommen wir einen Eindruck davon, dass der Kottenforst früher ein Sumpfgebiet war. Wir unterqueren die Autobahn 565 und überqueren die vielbefahrene Landesstraße 261. Auf der Weingartsbahn erreichen wir das malerisch an einem Teich gelegene Jägerhäuschen. Tische und Bänke an der Kaisereiche und am Teich laden hier zu einer Rast. Das Jägerhäuschen wurde 1730 erbaut. Dort wechselten die kurfürstlichen Jagdgäste bei der Parforcejagd ihre erschöpften Pferde.

Nach einer kurzen Rast steigen wir wieder aufs Rad. Auf dem Professorenweg kommen wir zu einer großen Kreuzung, an der wir uns ein hölzernes Wallfahrtskreuz näher betrachten. Nach links geht es auf der Villiper Allee und auf den Rulandsweg, der uns wieder Richtung L 261 führt. Wir fahren unter der Autobahn hindurch und folgen dem Rulandsweg weiter, der sich nach ein paar Hundert Metern aus dem Wald heraus schlängelt. An Sumpfwiesen vorbei, nähern wir uns, Weiden und Viehstallungen querend, dem Ort Heidgen.

Am Landgasthof „Zur Linde“ vorbei geht es über Kottenforststraße und die Bahnbrücke hinunter nach Volmershoven. Wir überqueren die Hauptstraße und radeln über die Morenhovener Straße wieder aus dem Ort hinaus auf die Schmale Allee. Wir passieren einen Reiterhof und die Kiesgruben. Die Lastwagen haben auf der Straße ihre Spuren hinterlassen, sodass man nach Regentagen vielen Pfützen ausweichen muss. Als wir die Bundesstraße 56 erreichen, ist es Zeit für eine Pause. Wir nehmen Platz in der Waldschänke „Im Zuschlag“ und gönnen uns Kaffee und Kuchen.

Gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Eisernen Mann. Schilder weisen den Weg. Der sagenumwobene Pfosten ist etwa 1,20 Meter hoch und ebenso tief in der Erde verankert. Er wurde nicht von Außerirdischen in den Waldboden gepflanzt, wie der Schweizer Autor Erich von Däniken vermutet hatte, sondern 1625 von ganz gewöhnlichen Erdbewohnern als Grenzmarkierung zwischen den Besitzungen der Herren von Heimerzheim und Alfter errichtet. 1727 wurde er als Vermessungspunkt für die Anlage des Wegesystems an die heutige Stelle versetzt, an der sich fünf Wege aus Richtung Alfter, Oedekoven, Buschhoven, Dünstekoven und Heimerzheim treffen.

Die Schutzhütte auf der Lichtung am Eisernen Mann wurde im vergangenen Jahr neu gebaut. Die alte Hütte war im Februar 2015 von einem Unbekannten mit Hilfe eines Radladers zerstört worden. In der Nähe des Eisernen Mannes gibt es im Wald Aufschlüsse der römischen Wasserleitung. Wer sich dafür interessiert, sollte auf die Wegweiser achten. Auf dem Weg in Richtung Dünstekoven biegen wir nach einem Kilometer links in Richtung Buschhoven ab.

Nach einem weiteren Kilometer passieren wir den Siebenschussstein. Der Legende nach sollen sich dort einmal sieben Jäger als nicht sehr treffsicher erwiesen haben. Sie verfehlten aus kurzer Entfernung einen Hasen. Weiter geht es am Forsthaus Buschhoven vorbei in den Ort. Dort ist unser Ausgangspunkt, der Bahnhof Kottenforst, wieder ausgeschildert. Wir fahren durch die Wilhelm-Tent-Straße und den Jagdweg.

Dann geht es zunächst am Waldrand entlang, dann durch den Wald, über den Fliesweg und weiter durch Weiden und Wald auf die Flerzheimer Allee. Dann sind es noch etwa 500 Meter bis zum Bahnhof Kottenforst, wo wir uns nach der anstrengenden Tour mit einer Einkehr nach kaiserlichem Vorbild belohnen.

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