Impfen im Rhein-Sieg-Kreis Das Impfzentrum in Meckenheim hat eröffnet

Meckenheim · Nun gibt es auch ein Impfzentrum für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude im Ruhrfeld in Meckenheim können täglich etwa 500 Impfungen verabreicht werden.

 Neues Impfzentrum in Meckenheim: Im ehemaligen Ratssaal Im Ruhrfeld impft Ärztin Nora Koop-Völkle Uta Greferath-Russ. Im Hintergrund Martin Bertram, Abteilungsleiter im Amt für Bevölkerungsschutz in Siegburg.

Neues Impfzentrum in Meckenheim: Im ehemaligen Ratssaal Im Ruhrfeld impft Ärztin Nora Koop-Völkle Uta Greferath-Russ. Im Hintergrund Martin Bertram, Abteilungsleiter im Amt für Bevölkerungsschutz in Siegburg.

Foto: Axel Vogel

Noch hat sich keine Schlange vor dem Meckenheimer Impfzentrum im ehemaligen Gebäude des Jugendamtes gebildet. Bis jetzt sind nur einige gelb bewestete Männer vom Ordnungsamt und einem privaten Sicherheitsdienst da, die die Lage kritisch beäugen. Erst ein hoffnungsvoller Impfling, der lieber anonym bleiben will, steht in schwarzer Jacke und Schiebermütze vor der Tür und erklärt, dass er wegen einer Herzkrankheit unbedingt den Impfstoff von Biontech brauche.

Weil sein Hausarzt nur Moderna hatte, musste er seinen Boostertermin dort absagen und zum Impfzentrum kommen. „Diese ganze Impferei ist so ein Chaos. Deutschland entwickelt sich immer mehr zur Bananenrepublik“, beschwert er sich. Zumindest am Impfzentrum in Meckenheim liegt es nicht, wenn es zu langsam vorangeht.

Im Impfzentrum Meckenheim werden bis zu 500 Menschen pro Tag geimpft

Impfkoordinator Martin Bertram geht in einer Uniform der Feuerwehr des Rhein-Sieg-Kreises durch die Flure in der Anlage und kontrolliert, ob alles nach Plan läuft. Er gilt als wichtigster Mann in der Impfkampagne des Rhein-Sieg-Kreises. Er und seine Mitstreiter haben das Impfzentrum für rund 500 Impfungen pro Tag ausgelegt: „Wenn es nötig wird, impfen wir zwei Stunden länger und können auf bis zu 750 Impfungen kommen“, erklärt er stolz.

Der Impfstoff kommt täglich frisch aus einer nahen Apotheke. Vier Ärzte spritzen den Stoff synchron mit Hilfe eines medizinisch technischen Assistenten. Trotzdem ist Bertram ein wenig nervös: „Man hofft einfach, dass das Angebot gut angenommen wird“, sagt er.

Das hoffen auch Landrat Sebastian Schuster und der Meckenheimer Bürgermeister Holger Jung, die ebenfalls zur Eröffnung der Anlage vorbeigekommen sind: „Unsere Zielgruppe sind vor allem Menschen ohne Erstimpfung. Die wollen wir ganz besonders ansprechen“; erklärt Schuster. Dennoch dürften die meisten Impfungen in Meckenheim Booster sein. Basierend auf Erfahrungswerten aus Sankt Augustin rechnet man täglich mit etwa 100 Erst- und rund 400 Auffrischungsimpfungen.

 Neues Impfzentrum geht in Meckenheim in dem ehmaligen Ratssal im Ruhrfeld in Betrieb:  Leiter der Impfstation ist Aurel Bergmann, der hier einem Impfpatienten bei der Registrierung hilft

Neues Impfzentrum geht in Meckenheim in dem ehmaligen Ratssal im Ruhrfeld in Betrieb:  Leiter der Impfstation ist Aurel Bergmann, der hier einem Impfpatienten bei der Registrierung hilft

Foto: Axel Vogel

Der Registrierungsbogen wurde deutlich vereinfacht

Verimpft wird am Dienstag hauptsächlich Moderna. Für Menschen, die aus medizinischen Gründen einen anderen Impfstoff brauchen, vor allem Menschen unter 30 sowie schwangere und stillende Frauen, gibt es einen begrenzten Vorrat an Biontech. Der Impfstoff des Mainzer Startups soll aber nur gespritzt werden, wenn es unbedingt nötig ist.

Als die Türen geöffnet werden, ist ein 81-jähriger herzkranker Mann zuerst dran. Er folgt einem grünen Pfeil nach rechts und geht ins Anamnesezimmer, in dem Aurel Bergmann ihn bittet, sich hinzusetzen und ihm ein blaues Klemmbrett mit einem Registrierungsbogen reicht. „Wir haben das Formular stark vereinfacht, weil es bei der vergangenen Impfoffensive hieß, dass der Prozess zu viel Papierkram beinhaltet“, sagt er und bittet den 81-Jährigen um seinen Personalausweis und seinen Impfpass.

Über den Bogen werden auch Menschen ausgefiltert, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Das kommt aber laut Bergmann bei weniger als einem Prozent der potenziellen Impflinge vor. Am Ende wird für den 81-Jährigen ein QR-Code ausgedruckt, der seine Personalien und die Chargennummer des Impfstoffes, den er bekommen soll, enthält. Er erhält das Biontech-Vakzin.

Alles Mögliche tun, um sich vor Corona zu schützen

Der Arzt zieht die Spritze auf und desinfiziert die Einstichstelle mit einem Alkoholtuch. Und er beruhigt den Mann: „Jetzt piekst es einmal kurz, aber es wird gar nicht wehtun.“ Während der ältere Herr sein Hemd zuknöpft, fragt er: „Haben Sie eine Kaffeekasse, für die ich spenden kann?“ Die gibt es nicht, also geht es weiter ins Nachbeobachtungszimmer.

 Neues Impfzentrum geht in Meckenheim in dem ehmaligen Ratssal im Ruhrfeld in Betrieb:  Uta Greferath-Russ hat keinen Termin und sich in die Warteschlange eingereiht

Neues Impfzentrum geht in Meckenheim in dem ehmaligen Ratssal im Ruhrfeld in Betrieb:  Uta Greferath-Russ hat keinen Termin und sich in die Warteschlange eingereiht

Foto: Axel Vogel

Dort müssen die Impflinge 15 Minuten warten, um zu schauen, ob sich negative Impfwirkungen ergeben. Beim 81-Jährigen ist das nicht der Fall, wie er von einem der Stühle erzählt. „Ich fühle mich richtig gut“, sagt er. „Es ist schön zu wissen, dass man alles mögliche getan hat, um sich zu schützen“. Er ist begeistert vom reibungslosen Ablauf: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell dran komme und, dass es so reibungslos abläuft“.

Lange Schlangen vor dem Impfzentrum

Als der 81-Jährige nach etwas weniger als einer halben Stunde aus dem Gebäude tritt, stehen bereits mehrere Dutzend Menschen in der Schlange. Eine junge Frau beschwert sich beim Vertreter der Ordnungsamtes über die lange Wartezeit. Diese hätte sie mit der Buchung eines Termins reduzieren können. Doch schon jetzt sind alle Termine bis Weihnachten ausgebucht. Hinzu kommen Zeitfenster für Menschen ohne Termin, die etwa 40 Prozent der Impflinge ausmachen sollen. Wer diese Variante wählt, muss aber längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Auch Uta Greferath Russ ist froh, dass sie jetzt geimpft ist: „Meine Schwiegertochter ist schwanger und darf sich noch nicht impfen lassen. Ich wollte sie besuchen können, ohne sie zu gefährden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort