Flüchtlinge: Kommunen haben Not, Unterkünfte zu finden Improvisation will gelernt sein

MECKENHEIM-MERL · Die Frage ist für Steven (18) und Faisal (22) naheliegend. "Wo können wir Putzmittel kaufen?", fragen die beiden jungen Männer aus Ghana. Seit zwei Tagen ist ein Klassenraum der Offenen Ganztagsschule (OGS) in Merl das Quartier der beiden Flüchtlinge.

 Stadtsprecherin Marion Lübbehüsen (links) unterhält sich mit den beiden Flüchtlingen Steven (rechts) und Faisal (2. von rechts) aus Ghana. Verwaltungsauszubildende Kimberly Plankermann hört zu. FOTO: AXEL VOGEL

Stadtsprecherin Marion Lübbehüsen (links) unterhält sich mit den beiden Flüchtlingen Steven (rechts) und Faisal (2. von rechts) aus Ghana. Verwaltungsauszubildende Kimberly Plankermann hört zu. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Helle, freundliche Räume, überall Bücher. Insgesamt zehn Asylsuchenden bietet die OGS am Zypressenweg derzeit Obdach. Aber: Das Provisorium ist kein Hotelbetrieb - die Bewohner packen mit an. "Die jungen Männer müssen selbst kochen, und sauber machen sie auch selbst", berichtet Marion Lübbehüsen, Pressesprecherin der Stadt Meckenheim. Das Problem: Immer schwieriger wird es für die Kommunen, überhaupt Unterkünfte und entsprechende Ausstattungen zu finden.

"Wir sind ja froh, dass wir noch Betten bekommen", sagt Lübbehüsen. Schwer zu finden seien etwa abschließbare Schränke - Lieferzeit: drei Monate - oder Dixieduschen. Nahezu täglich tritt der "Arbeitsstab Flüchtlingsunterbringung" im Rathaus zusammen. Das Wort Krisenstab kommt den Teilnehmern der Runde aus diversen Fachbereichen der Verwaltung dabei nicht über die Lippen. "Zelte in Lagerhallen - das wollen wir nicht. Wir können die Flüchtlinge nicht irgendwo unterbringen."

Die Kunst der Improvisation will gelernt sein. "Mittlerweile wissen wir, welche Nationen nicht unter ein Dach passen", so die Stadtsprecherin. Derzeit betreut die Kommune 260 Asylsuchende aus 33 Ländern. Vor allem Dankbarkeit schlägt den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und den ehrenamtlichen Helfern entgegen, wenn sie das OGS-Provisorium oder die anderen Quartiere in Augenschein nehmen. "Sie sagen sehr viel Danke und wollen immer mitanpacken", berichtet Lübbehüsen über die Neu-Meckenheimer. Auf den Betrieb der OGS in Merl habe die Ausnahmesituation kaum Einfluss. Der Betrieb der OGS läuft nach den Herbstferien uneingeschränkt weiter, nur in anderen Räumlichkeiten.

Doch: In den vergangenen Tagen seien vereinzelt kritische Stimmen zum Merler Provisorium vernehmbar gewesen. Die Flüchtlinge würden besser behandelt als die Kinder, habe ein Briefschreiber behauptet. "Wir wollen nicht verschiedene Interessen gegeneinander ausspielen", sagt Lübbehüsen. Sie könne sich aber nicht vorstellen, dass ein Kind weine, weil sich der Raum der Betreuung ändert, wie der Brief Glauben machen wollte. "Wenn die Briefe in Richtung Rechts gehen, akzeptieren wir das nicht." Auch das gehöre derzeit zum Job der Verwaltung, solche Post zu beantworten. Und: Derweil laufen die Vorbereitungen, nach den Ferien auch die Fronhofhalle in eine Unterkunft zu verwandeln (der General-Anzeiger berichtete). Bis zu 60 Menschen sollen dort unterkommen. "Es soll keine Dauerunterbringung sein."

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