Flotte in Meckenheim vorgestellt In der Region fahren jetzt 35 Busse mit Wasserstoff

Meckenheim · In Meckenheim wurde am Freitag Europas größte Brennstoffzellen-Hybridbusflotte eröffnet. 35 Busse der RVK fahren nun mit Wasserstoff betrieben durch die Region.

 Wasserstoff kommt jetzt in Meckenheim in den Tank der neuen Hybridbusse.

Wasserstoff kommt jetzt in Meckenheim in den Tank der neuen Hybridbusse.

Foto: Axel Vogel

Der ambitionierte Radfahrer, der am Freitagmittag auf seiner Rennmaschine auf der Straße zwischen Rheinbach und Ramershoven in die Pedale tritt, scheint nicht zu hören, dass ein elf Meter langer, mindestens 18 Tonnen schwerer Bus immer näher kommt. Das liegt nicht an der mangelnden Aufmerksamkeit des Freizeitsportlers sondern an der neuen Technik, die auf den Straßen der Region Einzug hält: Zur Einweihung der laut Regionalverkehr Köln (RVK) größten Wasserstoffbusflotte Europas lud das Unternehmen zu einer Probefahrt ein.

35 neue Busse fahren ab sofort im gesamten RVK-Gebiet, welches vom Rhein-Sieg-Kreis über Köln bis weit hinter Leverkusen reicht. Mit zehn nagelneuen Fahrzeuge starten die Fahrer ihre Touren ab sofort am Meckenheimer RVK-Depot. Die Busse sind nicht nur geräuscharm unterwegs, ihr Antrieb erzeugt außerdem weder Feinstaub, noch Stickoxide oder Kohlendioxid. Wer mitfährt erlebt, dass das leise Surren der Klimaanlage fast lauter ist als das Fahrgeräusch selbst. Mit einer Tankfüllung kann der Bus mit 31 Sitz- und 43 Stehplätzen rund 350 Kilometer weit fahren. Ein Tankvorgang dauert etwa zehn Minuten.

 Eine Wasserstofftankstelle der RVK

Eine Wasserstofftankstelle der RVK

Foto: Axel Vogel

EU, Bund und RVK investieren 21 Millionen Euro

In Meckenheim ist im vergangenen halben Jahr eine hochmoderne Wasserstofftankstelle entstanden. Insgesamt hat das Projekt rund 21 Millionen Euro gekostet; 14 Millionen Euro steuert das Bundesverkehrsministerium bei, sieben Millionen die Europäische Union. „Diese Investitionen sind wichtige Schritte auf dem Unternehmensweg, ab 2030 eine Null-Emissions-Flotte zu betreiben“, sagte RVK-Geschäftsführer Eugen Puderbach.

„Wir sind stolz, Teil einer Vorreiterrolle zu sein, die europaweit Beachtung findet“, sagte Landrat Sebastian Schuster. „Wir möchten weitere Regionen ermutigen, sich ebenfalls auf den Weg zu machen und damit einen substantiellen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten.“ Besonders in engen Ortsdurchfahrten, wie sie in den gewachsenen Dörfern und Weilern des Rhein-Sieg-Kreises oft vorzufinden sind, würden Dieselantriebe laut Schuster oftmals als störend wahrgenommen. Mithin werde mit der neuen Technik nicht nur das Bus-Angebot attraktiver, das Projekt erhöhe auch die Wohnqualität im Rhein-Sieg-Kreis.

Extra aus Berlin angereist war Ministerialdirigent Johannes Wieczorek. Der Leiter der Unterabteilung Klimaschutz im Verkehr, Umwelt- und Lärmschutz im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur lebte einst in Wachtberg und erinnerte daran, dass letztlich Raketentreibstoff in die Busse der neuesten Generation gefüllt werde. „Oder haben Sie schon mal Raketen mit Diesel gesehen?“, fragte er ironisch. In seinem Ministerium genieße die weitere Entwicklung der Wasserstoff-und Brennstoffzellentechnologie „eine hohe Priorität“.

Für den Geldgeber EU schaute sich Robert  Missen von der Generaldirektion Mobilität und Verkehr der Europäischen Kommission das Projekt an. „Der Ersatz von Dieselbussen durch eine neue Flotte von Brennstoffzellenbussen ist ein wunderbares Beispiel für die Entkarbonisierung des Verkehrs und die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs“, erklärte er. Besonders beeindruckend sei, „dass dies nicht in einer Hauptstadt, sondern in einer Vorstadtregion geschieht“.

Die Idee, Busse mit Wasserstoff anzutreiben, ist nicht ganz neu:  Schon seit 2011 fährt die RVK mit diesem Treibstoff. Dank der Unterstützung der RVK-Gesellschafter, darunter der Rhein-Sieg-Kreis und weiterer Gebietskörperschaften, wurde das damals laut Eugen Puderbach noch „visionäre Projekt“ in mehreren Stufen über den Einsatz von zwei Prototypen sowie zweier Vorserienfahrzeuge seit 2014 entwickelt. „Heute ist es die größte Brennstoffzellenbusflotte Europas.“

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