Gespräch am Wochenende mit Britta Röhrig „Keine Zeit für Zickenkrieg“

Meckenheim · Seit 1921 wird der Internationale Frauentag als ein „Tag der Frauen“ weltweit gefeiert, in manchen Ländern ist der 8. März sogar ein gesetzlicher Feiertag. Ursprünglich wurde der Internationale Frauentag als Kampftag für das Frauenwahlrecht verstanden. Aber: Haben Frauen einen besonderen Stil bei der Führung ihrer „Untergebenen“? Darüber sprach der GA mit Britta Röhrig, Leiterin des Fachbereichs Personal bei der Meckenheimer Stadtverwaltung.

 Britta Röhrig, Personalchefin der Meckenheimer Stadtverwaltung.

Britta Röhrig, Personalchefin der Meckenheimer Stadtverwaltung.

Foto: Wolfgang Henry

Rechte wie das Wahlrecht wird den Frauen in Deutschland seit rund 100 Jahren zuerkannt. Den Männer in allen Positionen gleichgestellt sind sie vielfach dennoch nicht. In Führungspositionen sind Frauen auch heute noch häufig unterrepräsentiert. In der Stadtverwaltung Meckenheim ist das nicht der Fall. Dort sind Frauen auf der Fachbereichsleiterebene mit 50 Prozent gut vertreten. In der Abteilung Personal liegt der Frauenanteil mit sechs Mitarbeiterinnen sogar bei 100 Prozent.

Frauen spricht man als Führungskräfte im allgemeinen mehr Kommunikation, Offenheit und Empathie zu. Könnte man Ihren Führungsstil demnach als „weiblich“ bezeichnen?
Britta Röhrig: Ich bin offen und kommunikativ. Ich habe grundsätzlich keinen Frauen-Führungsstil. In der Verwaltung gibt es allgemeine Führungsvorgaben in der Dienst- und Geschäftsanweisung. Darüber hinaus ist „jeder Jeck anders“, das heißt, jeder Vorgesetzte führt seine Mitarbeiter anders. So legt der eine mehr Wert auf Ruhe und Gelassenheit, der andere auf die Motivation seiner Mitarbeiter. Für mich sind Kommunikation, Austausch, die direkte Aussprache und die Anerkennung von Leistung sehr wichtig. Mein persönliches Steckenpferd ist die Begeisterung für den Job. Das versuche ich meinem Team vorzuleben und zu vermitteln.

Mit fünf Mitarbeiterinnen sind Sie Leiterin einer rein weiblichen Abteilung. Ist da eine Führung einfacher als bei einer Abteilung mit Männern und Frauen?
Röhrig: Nein. Als Fachbereichsleiter sind wir zum einen im Umgang mit Mitarbeitern geschult worden. Zum anderen haben wir in der Verwaltung ein Führungsleitbild entwickelt. Dazu gehören zum Beispiel konzeptionelle Gedanken wie „Mitarbeiter sind die Basis unseres Erfolges“, „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Miteinander statt übereinander reden“. Die Leitlinien helfen uns, einen eigenen Führungsstil zu entwickeln. Unterschiede zwischen Männern und Frauen sehe ich nicht.

Sie sind seit 1995 bei der Stadt Meckenheim. Was hat sich im Umgang miteinander verändert?
Röhrig: Als ich bei der Verwaltung angefangen habe, da waren wesentlich mehr Männer in Führungspositionen als heute. Führen wurde auch anders verstanden. Heute wird Anerkennung anders gelebt. Gute Leistung wird gewürdigt. Allgemeine Regeln gelten sowohl für Männer als auch für Frauen. Die Beurteilung von Leistung ist offener und transparenter geworden, dadurch ergeben sich für beide Geschlechter berufliche Perspektiven.

Es gibt das Vorurteil, dass bei reinen Frauenabteilungen mehr Zickenalarm herrscht?
Röhrig: Das kann ich nicht bestätigen. Dazu haben wir keine Zeit. Aufgrund der zahlreichen Aufgaben, die wir erledigen müssen, sind wir aufeinander angewiesen.

Von den insgesamt 365 Beschäftigten in der Verwaltung sind 148 Männer und 217 Frauen. Sie scheinen als Arbeitgeber besonders für Frauen anziehend zu sein?
Röhrig: Die Stadt Meckenheim versucht, als attraktiver Arbeitgeber mit einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung aufzutreten. Dazu gehören, um Familie und Beruf vereinbaren zu können, verschiedene Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, stundenweise Vertretung, Beurlaubungen für die Kinderbetreuung oder die Pflege eines Angehörigen. Diese Modelle gilt es mit den Erfordernissen der jeweiligen Stelle in Einklang zu bringen. Diesbezüglich sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer im laufenden Gespräch.

Wirken sich die für Frauen günstigen Arbeitsbedingungen auch auf die Bewerberstruktur aus?
Röhrig: Nein. Bei den Auszubildenden zum Verwaltungsfachwirt bewerben sich gleichermaßen Jungen und Mädchen. Generell gibt es allerdings Stellen wie im Baubetriebshof, wo sich bis zu 90 Prozent Männer, oder im Kitabereich, wo sich überwiegend Frauen bewerben. Ausschlaggebend bei der Besetzung sind jedoch bei Frauen und Männern immer die Befähigung, Eignung und das Ergebnis des Vorstellungsgespräches. Entscheidend bei uns ist das Leistungsprinzip.

Wurden und werden Frauen beruflich besonders gefördert?
Röhrig: Nein. Es gibt keine besonderen Förderprogramme für Frauen. Wenn Frauen eingestellt werden, liegt es ausschließlich an der guten Qualifikation. In der Verwaltung arbeiten heute mehr Frauen als Männer. Da müssten wir fast schon etwas für die Männer tun.

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