Krieg in der Ukraine Stadt Meckenheim schafft Wohnraum für 70 Geflüchtete

Meckenheim · Ein ehemaliger Bürokomplex am Neuen Markt in Meckenheim dient als Unterkunft für Menschen aus der Ukraine. Bislang sind insgesamt 220 Flüchtlinge in der Stadt Meckenheim registriert

 In eigener Regie hat die Stadt eines eigenes Gebäude am Neuen Markt für die Unterbring von ukrainischen Flüchtlingen hergerichtet. Bürgermeister Holger Jung (l.) und Stadtmitarbeiter Joachim Neienhuis-Wibel in einem bereits fix und fertig hergerichteten Dreibettzimmer.

In eigener Regie hat die Stadt eines eigenes Gebäude am Neuen Markt für die Unterbring von ukrainischen Flüchtlingen hergerichtet. Bürgermeister Holger Jung (l.) und Stadtmitarbeiter Joachim Neienhuis-Wibel in einem bereits fix und fertig hergerichteten Dreibettzimmer.

Foto: Axel Vogel

„Vor die Lage kommen!“ Dieses in Krisenzeiten wie den Flüchtlingsbewegungen im Jahr 2015 von Stadt- und Gemeinden oft beschworene Ziel bleibt angesichts von Rußlands Angriffskrieg in der Ukraine auch sieben Jahre später vielerorts das Maß aller Dinge. So in Meckenheim, wo Bürgermeister Holger Jung angesichts täglich neuer Bilder von Krieg und Zerstörung für die Aufnahme weiterer ukrainischer Flüchtlinge gewappnet sein will. Und zwar wenn möglich, ohne wieder Turnhallen zu Sammelunterkünften umwidmen zu müssen. Zumal wegen der Flutschäden derzeit nur eine Halle zu benutzen ist.

Dank der auch in Meckenheim großen Solidarität mit der Ukraine konnte das bislang durch viel privaten Wohnraum, der zur Verfügung gestellt wurde vermieden werden. Trotzdem sagt Jung: „Wir wissen nicht, was noch passieren wird.“ Darum habe man in der Verwaltung überlegt, welche eigenen Objekte man als Wohnraum zur Verfügung stellen kann. Zwei Liegenschaften wurden identifiziert: Eine davon, ein Bürokomplex am Neuen Markt mit Platz für rund 70 Personen, ist kommende Woche bezugsfertig.

Insgesamt 220 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Meckenheim registriert

Bislang rund 220 Flüchtlinge aus der Ukraine sind derzeit in der Stadt Meckenheim registriert, so Jung beim Ortstermin. Rund 50 von ihnen habe die Stadt vom Bund zugewiesen bekommen. Auch wenn die meisten in Privatunterkünften wohnen, musste de Stadt auch auf die Unterbringung in einem Hotel zurückgreifen. Das hängt mit individuellen Bedürfnissen zusammen, so Jung. Beispielsweise müssten auch kranke und bewegungseingeschränkte Menschen untergebracht werden.

Um hier der Stadt Spielräume zu eröffnen, haben Verwaltungsmitarbeiter um Joachim Neienhuis-Wibel unter großem Einsatz den Bürokomplex am Neuen Markt als Sammelunterkunft hergerichtet. Das leerstehende, Gebäude, in dem lange das Jobcenter seinen Sitz hatte, gehört der Stadt und befindet sich eigentlich in der Vermarktung, führte Jung aus. Doch da man schnell helfen und auf mögliche neue Zuweisungen etwa von großen Familiengruppen vorbereitet sein will, habe man das Bürogebäude kurzerhand umgewidmet.

Auch um den Menschen in den über zwei Etagen verteilten 24 Wohneinheiten eine gewisse Privatsphäre zu ermöglichen, erklärte der Bürgermeister. Heißt: Es gibt beispielsweise Mehrbettzimmer, in denen Familien in einem geschlossenen Bereich unter sich sein können. Zur Verfügung stehen ebenfalls Gemeinschaftsräume, eine Dusche, Toiletten, Küchen und ein Kellerraum mit mehreren Waschmaschinen und Trocknern. Ein weiterer Vorteil des Bürokomplexes ist die zentrale Lage: Geschäfte, Supermärkte und das Hallenbad der Stadt, wo es weitere Duschmöglichkeiten gibt, sind leicht zu erreichen.

Ein Wachdienst ist rund um die Uhr vor Ort

Da es sich um eine bei den Behörden gemeldete Sammelunterkunft handelt, sind allerdings besondere Auflagen und Regeln zu beachten: Ein Wachdienst ist rund um die Uhr vor Ort, „weil wir hier keinen Tourismus wollen“, betont Jung. „Das soll ein Rückzugsraum sein.“ Auch städtische Mitarbeiter, etwa ein Sozialdienst, werden sich regelmäßig um die Einrichtung wie vor allem die Belange der Flüchtlinge kümmern.

Zudem untersucht ein Arzt, den die Stadt speziell für dieses Projekt gewinnen konnte, und der dafür einen eignen Raum im Rathaus bekommt, jeden Flüchtling, der in die Sammelunterkunft einzieht. Zudem steht eine Tuberkulose-Diagnostik in entsprechenden Facharztpraxen in der Umgebung auf dem Programm. Weiterhin gelten Hygieneregeln im Sinne der Corona-Schutzbestimmungen in der Unterkunft.

Auch für den Fall, dass die Stadt noch weitere Unterbringungskapazitäten braucht, ist vorgesorgt: In der städtischen Liegenschaft im Ruhrfeld sind weitere Kapazitäten vorhanden. „Denn am 30. März ist dort die Impfstelle ausgezogen, die nun in der Heroldpasage ihren Sitz hat“, erklärt Jung. Damit habe man nochmals Platz für rund 50 Flüchtlinge gewonnen.

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