Meckenheimer Mühlen nach der Flut Historische Gräben sollen das Wasser ableiten

Meckenheim · Die Obere Mühle und die Lüftelberger Mühle haben bei der Flut 2021 enormen Schaden genommen. Schlammige Wassermassen hinterließen eine Spur der Verwüstung. Der Wiederaufbau in den Denkmälern ist in vollem Gange.

 Lothar Kleipaß zeigt die Stelle, an der bei der Flut erheblich zu viel Wasser in die Lüftelberger Mühle kam und schließlich Hof und Haus flutete.

Lothar Kleipaß zeigt die Stelle, an der bei der Flut erheblich zu viel Wasser in die Lüftelberger Mühle kam und schließlich Hof und Haus flutete.

Foto: Petra Reuter

Für die Lüftelberger Mühle sah es in den ersten Stunden nach dem Einsetzen des Dauerregens am 14. Juli 2021 gar nicht so schlecht aus. Wie vorgesehen, floss das Wasser von der Fläche des ehemaligen Mühlenteichs, dem heutigen Parkplatz der Burg Lüftelberg, in den Schacht unter dem rekonstruierten Mühlrad. Von dort aus floss es weiter in den eigens angelegten unterirdischen Abwasserschacht. „Das funktioniert in der Regel gut. Aber es hat seine Grenzen“, schränkt Lothar Kleipaß, Eigentümer und Bewohner des historischen Bauwerks, ein.

„Bei Starkregen ist immer mal Wasser reingelaufen“, berichtet der 64-Jährige. So schlimm wie in der Nacht auf den 15. Juli hätten seine Frau und er das allerdings noch nicht erlebt. Als nach wenigen Stunden alle Abflussmechanismen überfordert waren, lief es zugleich von vorne über den Mühlenhof und von hinten über den kleinen Hang aus der Richtung des ehemaligen Teichs ins Haus. „Gut 80 Zentimeter hoch“, erinnert sich Kleipaß, habe das Wasser im Hof und dem Gebäude gestanden.

Der Vorsitzende des Vereins Pro Obere Mühle Meckenheim zeigt die Wasserstände der Überflutungen in den Jahren 2016 und 2021 an der Außenwand der Oberen Mühle.

Der Vorsitzende des Vereins Pro Obere Mühle Meckenheim zeigt die Wasserstände der Überflutungen in den Jahren 2016 und 2021 an der Außenwand der Oberen Mühle.

Foto: Petra Reuter

Glück im Unglück gehabt

Dennoch habe man Glück im Unglück gehabt, findet der Lüftelberger. „Unser Nachbar von Jordans hat uns mit einer massiven Pumpe ausgeholfen.“ Wegen der zusammengebrochenen Stromversorgung mit einem unabhängigen Aggregat betrieben, rettete das Gerät die Mühle vor einem weiteren Anstieg des Wasserpegels. „Deshalb wurde es für uns nicht lebensgefährlich“, so Kleipaß.

Schäden habe es zwar gegeben, aber das sei nichts gegen das, was andere in Meckenheim oder gar an der Ahr erlebt hätten. Um härter getroffenen Menschen den Vortritt zu lassen, kümmerte er sich erst später um beschädigte Elektrogeräte, Möbel und Türen. Wichtiger als der Blick zurück war Kleipaß zuletzt die Vorsorge für künftigen Stark- oder Dauerregen. Inzwischen habe er selbst eine Pumpe angeschafft. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Flutvorsorge seien aber die mit funktionierenden Schiebern versehenen historischen Gräben. Die wurden bisher bei Starkregen nämlich nicht genutzt.

System von Zu- und Ableitungsgräben

Die Mühle, Burg Lüftelberg und das Land ringsherum waren hinsichtlich der Wasserversorgung und -nutzung früher ein zusammengehörendes Konstrukt. Ein weitläufiges, ausgeklügeltes System von Zu- und Ableitungsgräben durchzieht diese Flächen. „Das hat jahrhundertelang funktioniert, das sollte auch jetzt noch funktionieren“, meint Kleipaß. Mit der Stadt sei er wegen etwaiger Vorsorgemöglichkeiten bereits im Gespräch, eine Begehung habe bereits stattgefunden.

Auch für die Obere Mühle nahe der Meckenheimer Altstadt gibt es ein solches Zu- und Ableitungssystem. „Wenn das Hochwasser so heftig ist, nützt das hier aber leider nichts mehr“, sagt der Vorsitzende des Vereins Pro Obere Mühle Meckenheim, Christian Westphal. Zu nah ist die knapp 50 Meter entfernte Swist, zu gering der Anstieg bis zum Gebäude. Zu Betriebszeiten war die Mühle über einen parallel verlaufenden Graben an den Bach angeschlossen, hinter dem Haus gab es einen aufgestauten Mühlenteich.

Eine Woche lang geschrubbt

„Für den regulären historischen Betrieb lief das Wasser über die Zuleitung aus dem Teich zuerst von hinten in den Kellerbereich, hat dort die Königswelle angetrieben und die Mühle in Gang gesetzt“, beschreibt Westphal die Funktionsweise. Bei der Flut 2021 kam das Wasser jedoch von allen Seiten. Über einen Ablauf im Keller lief die Schlammbrühe später mit sinkendem Wasserspiegel langsam ab. „Wir haben eine gute Woche lang alles abgespritzt und geschrubbt“, berichtet sich der Vorsitzende.

Beim Hochwasser von 2016 hatte die Swist schon einmal den Keller geflutet. Damals büßte der Verein den auf einem Betonsockel erhöht montierten Elektromotor ein, der heutzutage die Mühle zu Demonstrationszwecken antreibt. 2021 flutete die Swist allerdings auch das Erdgeschoss. „Das Wasser stand da auf etwa 1,20 Meter“, erinnert sich Westphal. Wie 2016 half auch 2021 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, den erneut zerstörten Elektromotor und zusätzlich einen irreparabel geschädigten Treibriemen zu ersetzen.

Auch das Wohngebäude wird saniert

„Den Betonsockel für den Motor haben wir jetzt noch einen halben Meter aufgestockt“, so der Vorsitzende. Während die Schäden am Mühlengebäude in der Zwischenzeit weitgehend behoben sind, stehen Sanierungen im angrenzenden Wohngebäude noch aus. „Das ist ein nächstes Projekt“, kündigt er weiteres Engagement in Zusammenarbeit mit der Stadt und den Stiftungen an.

Zu möglichen konkreten Maßnahmen seitens der Stadt sagt Pressesprecherin Marion Lübbehüsen: „Auch bei den Mühlen in Meckenheim warten wir darauf, dass die Starkregenkarten vorliegen. Die Verwaltung wird sich dann nochmals mit der Denkmalbehörde vor Ort einfinden und aus den dann vorliegenden Erkenntnissen Maßnahmen ableiten können.“

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