"Tisch des Dialogs" in Meckenheim Manch einer fühlt sich zunächst fremd

MECKENHEIM · Viel diskutiert, aber auch viel gelacht wurde beim zweiten "Tisch des Dialoges", zu dem die Arbeitsgemeinschaft Migration und Integration der Stadt Meckenheim in Kooperation mit Caritas und Jugendmigrationsdienst ins Caritashaus eingeladen hatte. Eigentlich hatten sich die Moderatoren an drei Fragen entlanghangeln wollen, um den etwa 20 Teilnehmern aus vielen Kulturkreisen in lockerer Atmosphäre das Kennenlernen zu erleichtern.

Jeder sollte berichten, was das Besondere an seinem eigenen Geburtsort sei. Auch sollten die ersten Eindrücke am neuen Wohnort geschildert und Anregungen gemacht werden, was in Meckenheim getan werden könnte, damit sich Menschen mit Migrationshintergrund wohl fühlen. Doch die Tischgespräche gingen schließlich weit darüber hinaus. Auch darüber, was Integration bedeutet, über den Stellenwert von Religion in den unterschiedlichen Kulturen und über Kinderarbeit in Herkunftsländern wurde diskutiert.

Das berichteten Vize-Bürgermeisterin Heidi Wiens, Constanze Klitzke von der Caritas sowie Irina Vilver und Mirco Schweppe vom Jugendmigrationsdienst, die jeweils an einem Tisch die Gesprächsführung inne hatten. Eine bunte Mischung an Teilnehmern hatte sich zum Austausch eingefunden, darunter Meckenheimer, die ursprünglich aus Kenia, dem Kosovo, Persien, der Türkei, Russland, Rumänien, Polen und Bulgarien stammten.

Eine echte "Ur-Meckenheimerin" diskutierte mit, ebenso wie ihr in Polen geborener Ehemann. An der Veranstaltung nahmen zudem SPD-Fraktionsvorsitzende Brigitte Kuchta und Vize-Bürgermeister Michael Sperling teil. Viele berichteten vom warmen Klima und der Freundlichkeit und Offenheit der Menschen in ihrem Heimatland, aber auch vom dörflichen Leben, oft ohne Wasserversorgung und Strom, das vom starken Zusammenhalt in Familie und Nachbarschaft geprägt gewesen sei. Andere teilten ihre Kriegserinnerungen und erzählten von der Flucht.

Sie selbst habe einen echten Kulturschock erlitten, als sie mit ihrer Familie für sieben Jahre nach Afrika ging, erzählte Heidi Wiens. Und auch Neubürger, die von einem anderen Wohnort in Deutschland nach Meckenheim gezogen sind, konnten die Erfahrungen der Migranten teilen, dass man sich zunächst fremd und nicht angenommen gefühlt habe. Sie und ihre Familie seien nach ihrem Umzug offen auf ihre Nachbarn zugegangen, hätten Einladungen ausgesprochen und sich vorgestellt. Nun sei das nachbarschaftliche Verhältnis herzlich, ermutigte eine Teilnehmerin dazu, selbst den ersten Schritt zu gehen.

Er wolle nirgendwo anders leben, große Städte seien unpersönlich, betonte ein anderer Teilnehmer. Die fremde Sprache zu erlernen, sei besonders wichtig für die Integration, erklärte eine weitere Gesprächsteilnehmerin. An der Klosterstraße werde zu schnell gefahren, niemand halte sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung; daher sammele sie jetzt Unterschriften in der Nachbarschaft, ließ eine engagierte Meckenheimer Mitbürgerin mit Migrationshintergrund die Gesprächsrunde wissen.

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