Brauchtum im Vorgebirge und der Voreifel Nicht in allen Orten finden Martinszüge statt
Rhein-Sieg-Kreis · Aufgrund der weiterhin unsicheren Corona-Lage haben sich einige Veranstalter im Linksrheinischen gegen Martinszüge entschieden, während sie anderswo stattfinden. Ein Sonderfall ist Lüftelberg.
„Ich geh’ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.“ Dieses und andere beliebte Martinslieder werden auch in diesem Jahr nicht allen Ortschaften des Vorgebirges und der Voreifel erklingen. Einige Veranstalter haben aufgrund der weiterhin unsicheren Corona-Lage und den damit verbundenen Rahmenbedingungen entschieden, den bunten Umzug durchs Dorf, erneut ausfallen zu lassen. In anderen Orten werden Mädchen und Jungen hingegen mit ihren Laternen die Nacht erhellen können. Ein Überblick:
In Oedekoven fällt der Martinszug in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge aus. „Wir haben nicht die Kapazität, den Impfstatus zu kontrollieren“, sagt der Vorsitzende des Ortsausschusses, Hermann-Josef Müllenbruck. Dennoch müssen die Kinder auf ihre vom Ortsausschuss gestifteten Stuten nicht verzichten. Ein als Sankt Martin verkleideter Vater wird sie in der Grundschule verteilen.
Im Bornheimer Stadtteil Widdig soll der Martinszug dagegen planmäßig verlaufen. „In diesem Jahr sind die Auflagen derart, dass wir Kontrollen problemlos durchführen können“, meint Georg Velten vom örtlichen Martinsausschuss. In Begleitung dreier Musikgruppen ziehen Kinder und Erwachsene zum Sportplatz, wo das Martinsfeuer entfacht wird und Weckmänner verteilt werden.
Kein Martinsfeuer in Alfter-Ort
Ein Martinsfeuer gibt es in Alfter-Ort indes nicht. Der Umzug soll zwar stattfinden, die Vorgabe, bei einem Feuer die Einhaltung der 3G-Regel zu kontrollieren, könne der Ortsausschuss aber nicht leisten, sagt Vorsitzender Klaus Hergarten. Er selbst wird am Morgen des Zugtags in der Rolle des Martins gemeinsam mit Ortsausschussmitgliedern Stuten in den örtlichen Kitas und der Schule verteilen.
Als Sankt Martin aufzutreten ist in Roisdorf immer eine besondere Ehre. Die Würdigung erfährt in diesem Jahr Feuerwehrmann Christoph Mager für seine Arbeit als Wehrkamerad und sein stetiges Engagement im Dorf. Er wird den Zug von der Pfarrkirche durch das Dorf führen. Seinem Pendant in Meckenheimer Stadtteil Lüftelberg ist das in dieser Form nicht vergönnt.
Die dortigen Verantwortlichen haben sich mit Blick auf die Pandemie für einen besonderen Weg entschieden: Sankt Martin wird allein auf seinem Pferd durch den Ort reiten, nur begleitet von Feuerwehr und Musikkapelle. Kinder und Erwachsene werden gebeten, ihm nicht zu folgen, sondern vielmehr mit ihren Laternen vor ihren Haustüren am Wegesrand zu stehen, ihm zuzuwinken und Martinslieder zu singen.
Der ältestes Martinszug in der Region
Grundsätzlich finden in allen Meckenheimer Stadtteilen aber Züge statt. Nach Angaben der Stadtverwaltung wird nach der aktuell geltenden Coronaschutzverordnung weiterhin auch im Freien das Tragen einer Maske empfohlen, sobald der Mindestabstand von 1,5 Meter zur nächsten Person unterschritten wird.
Nach Recherchen von Stadtarchivar Dietmar Pertz ist der Martinszug in der Rheinbacher Kernststadt der älteste im heutigen Rhein-Sieg-Kreis. Er fand erstmals 1903 statt. Wie Thomas Knoch, stellvertretender Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr, die das Brauchtum in der Kernstadt organisiert, sagt, gebe es aktuell keine pandemiebedingten Auflagen durch das Ordnungsamt. Man gehe nicht davon aus, dass die Zahl von 2500 Teilnehmern erreicht wird und die 3G-Regel für Großveranstaltungen greife, so Knoch. Die Personen, die am Straßenrand stehen, würden nicht mitgezählt.
Bei den traditionellen Besuchen des Sankt Martin und seiner drei Begleiter in Senioreneinrichtungen und Kitas vor dem Martinszug werden Mund-Nase-Masken getragen, zudem seien alle geimpft, so Knoch. Die Kitas seien zudem gebeten werden, den Heiligen Martin möglichst im Außengelände zu begrüßen. Sicher ist: „Die Wecken werden in jedem Fall verteilt, auch wenn der Zug wider Erwarten kurzfristig abgesagt werden muss“, so Knoch.