Posse aus Altendorf-Ersdorf Bürgermeister von Meckenheim präsentiert Lösung für Basketballkorb-Streit

Meckenheim/Altendorf-Ersdorf · Der Streit schlägt immer höhere Wellen: Die Auseinandersetzung um einen Basketballkorb im Meckenheimer Ortsteil Altendorf-Ersdorf hat es inzwischen ins Fernsehen geschafft.

Nils (12) hat Unterschriften gesammelt gegen die Entfernung des Basketballkorbs vom Standort vor seiner früheren Schule in Altendorf-Ersdorf. Er spielt bei Future Sports Meckenheim.

Foto: Alexander C. Barth

Die Aufregung um die Verlegung eines Basketballkorbs von Altendorf nach Ersdorf durch die Meckenheimer Stadtverwaltung hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Nachdem zuletzt auch überregionale Medien das Thema aufgegriffen hatten – der Privatsender Sat.1 strahlte einen Fernsehbeitrag dazu aus – lud Bürgermeister Holger Jung am Donnerstag Pressevertreter zu einem Krisengespräch ins Rathaus ein. Der Verwaltungschef wollte die einvernehmliche Lösung präsentieren, von der er Monate zuvor versprochen hatte, sie zu suchen.

„Ich glaube, wir haben eine sehr gute Lösung gefunden“, betonte Jung. Das habe sich länger hingezogen, weil es als Bürgermeister seine Aufgabe sei, „unterschiedliche Interessen zusammenzubringen“, und weil es ihm wichtig gewesen sei, sich mit allen Beteiligten auszutauschen. Zur „Befriedung“ der Situation in Altendorf-Ersdorf hat die Verwaltung ein dreiteiliges Paket geschnürt: Erstens soll der rote Ballspielkorb, um den sich der ganze Streit dreht, auf dem Spielplatz in Ersdorf bis Ende April eine befestigte Bodenfläche erhalten, damit Kinder und Jugendliche dort auch dribbeln können.

Meckenheim: Schule soll als Ersatz ein anderes Spielgerät erhalten

Zweitens soll ähnlich kurzfristig ein klassischer Basketballkorb, der ein paar hundert Meter entfernt am Sportplatz an bislang ungünstiger Stelle steht, so versetzt und hergerichtet werden, dass man dort gut Basketball spielen kann. Und drittens soll die Katholische Grundschule (KGS) Altendorf, die beim Versetzen des Ballspielkorbs übergangen worden war, ein neues Balancier-Spielgerät mit Slackline erhalten – gemäß dem Wunsch der Schülerschaft, die dazu befragt worden sei, wie Jung berichtete. Dazu sei noch ein politischer Beschluss erforderlich, bis zu den Sommerferien soll das Gerät aber auf dem Schulhof stehen, der gleichzeitig öffentlicher Spielplatz ist. Die Kosten für die Anschaffung belaufen sich auf 1800 Euro, angestrebt werde eine Finanzierung aus verschiedenen Töpfen, so Jung.

Nicht erfüllt wird damit die Forderung der Ratsfraktionen von SPD und der Wählervereinigung Bürger für Meckenheim (BfM), die verlangt hatten, den Korb wieder an seine ursprüngliche Stelle vor die Schule zu versetzen. Der Altendorfer Ortsvorsteher Otmar Soukup, ebenso wie Jung CDU-Mitglied, hatte als direkter Anwohner die Verlegung des Korbs unter Verweis auf Lärmbelästigung beim Bürgermeister erwirkt. Zu den Vorwürfen aus der Bürgerschaft, dadurch habe Soukup sein Amt missbraucht, räumte Jung einerseits ein, die Rolle als Anwohner und die als Ortsvorsteher könne man „nicht voneinander trennen.“ Soukup selbst hatte betont, er habe nicht in dieser Funktion, sondern nur als betroffener Bürger gehandelt.

Bürgermeister: Kein Verdacht auf Amtsmissbrauch durch Ortsvorsteher

Andererseits betonte Jung, Soukup habe nicht nur in eigenem Interesse, sondern auch stellvertretend für weitere Anwohner bei ihm vorgesprochen: „Der Ortsvorsteher war vielleicht das Sprachrohr, aber es waren mehrere Anlieger betroffen. Ich sehe es nicht so, dass er sein Amt missbraucht haben könnte.“ Die Verlegung des Korbes ohne Einwilligung der Schule oder des Rates sei ein legaler Verwaltungsakt, erklärte der Bürgermeister: „Es handelt sich dabei nicht um eine zustimmungspflichtige Maßnahme.“ Auch die von der Verwaltung an den Rat erteilte Falschinformation, die Schule sei einbezogen worden, ist in Jungs Augen kein Anlass für eine unabhängige Untersuchung, die kritische Bürger aus dem Doppelort jetzt fordern.

Bürgermeister Holger Jung stellt bei einer Pressekonferenz im Meckenheimer Rathaus seine Lösung für den Streit um den Basketballkorb in Altendorf-Ersdorf vor.

Foto: Alexander C. Barth

Der Bürgermeister räumte lediglich ein, in der Sache gebe es „ganz sicher Dinge, die in der Kommunikation nach außen nicht gut gelaufen sind.“ Insgesamt praktizierte Holger Jung eher eine Vorwärtsverteidigung und beklagte, dass die Angelegenheit teilweise auch durch Presseberichte und in der Kommunalpolitik, vor allem aber in den Sozialen Medien derart „hochgekocht“ worden sei. „Diese Entwicklung kann ich nicht gutheißen“, kommentierte Jung und beschwor den Zusammenhalt im Ort, der „nicht aufs Spiel gesetzt“ werden dürfe. Es sei inakzeptabel, dass Einzelne oder Familien öffentlich „an den Pranger gestellt“ würden und „Hasstiraden“ über sich ergehen lassen müssten.

Altendorf: Wütende Anwohner zeigen sich unversöhnlich

Am Rathaus hatte sich beim Eintreffen der Pressevertreter eine Bürgerdelegation postiert, darunter der Altendorfer Anselm Kalff. Dieser zeigte wenig Interesse am Friedensangebot des Bürgermeisters, denn damit zünde die Verwaltung seiner Ansicht nach nur „Nebelkerzen“ und wolle „vom eigentlichen Skandal ablenken“. Versöhnlicher zeigte sich der zwölfjährige Nils, der Unterschriften für die Rückverlegung des Ballspielkorbs gesammelt hatte – inzwischen rund 250 Stück, wie seine Mutter berichtete.

Nils, ehemals Schüler an der KGS, erzählte, wie er durch das Spielen mit älteren Jugendlichen am Korb vor der Schule an den Basketballsport gekommen sei, den er heute vereinsmäßig bei Future Sports Meckenheim ausübt. Die Idee, den Korb am Sportplatz besser nutzbar zu machen, befand er für gut. „Der steht da auf einem ähnlichen Untergrund wie auf dem Spielplatz, da kann man auch nicht dribbeln. Und da stehen die Autos der Spieler im Weg“, erläuterte Nils die Situation. Auch wenn er sich eigentlich gewünscht hatte, dass der Korb an die Schule zurückkehrt, bewies der Zwölfjährige Sportsgeist. Er ließ sich vom GA die Lösung der Verwaltung referieren, nickte nach kurzem Abwägen und erklärte: „Das ist ok.“