„Ein Herz für die Kultur“ Sitzung in Meckenheim bringt ein Stück Normalität zurück

Meckenheim · 200 Gäste holten am Wochenende mit den Meckenheimer Stadtsoldaten ein Stück Karneval nach. Die Sitzung „Ein Herz für die Kultur“ brachte den Gästen, was sie während des Lockdowns schmerzlich vermisst hatten: menschlichen Kontakt, Lachen und Unbeschwertheit.

 Büttenrednerin Achnes Kasulke sorgt mit Highlights aus ihrem Leben für Lacher in der Jungholzhalle.

Büttenrednerin Achnes Kasulke sorgt mit Highlights aus ihrem Leben für Lacher in der Jungholzhalle.

Foto: Axel Vogel

Auf den ersten Blick war die Atmosphäre bei „Ein Herz für die Kultur“ in der Jungholzhalle ungewohnt. Für die erste große Veranstaltung der Stadtsoldaten seit dem Lockdown war die Innenraumfläche in Stuhlblöcke aufgeteilt. Doch als die Band Fiasko auf die Bühne kam, ließen sich die mehr als 200 Gäste dann doch bald von der Stimmung mitreißen. Man schunkelte, lachte und sang – nach Hygienekonzept stehend im Block. Die ungewohnte Situation war für die meisten schnell unwichtig. Spaß wollten sie haben – Spaß hatten sie.

Ob in der steril wirkenden Halle mit Einbahnstraßensystem zwischen den Reihen wohl Stimmung aufkommen könnte, schienen manche beim Eintritt zu bezweifeln. Andere nahmen die Sitzgruppen, die aufgeklebten Platznummern und das Gebot, am Platz zu bleiben, in Pandemiezeiten ganz selbstverständlich. Die geringen Einschränkungen hatten jedoch offenbar alle so verinnerlicht, dass schon bei den ersten Liedern der Band Fiasko Stimmung aufkam: Man schunkelte und sang, statt irgendwo in der Halle eben an seinem Platz, und freute sich über den mit kühlen Getränken durch die Reihen rollenden Erfrischungswagen der Stadtsoldaten.

Natürlich stehen Tische und Bänke in einer Karnevalssitzung normalerweise dichter. Aber es war ja auch kein Karneval, sondern Hochsommer. „Deswegen sagen wir jetzt hier auch nicht Alaaf. Das tut ein anständiger Karnevalist nur in der Session“, erklärte Peter Klee, Kommandant der Stadtsoldaten, auf der Bühne. Das Programm hätte kaum besser sein können. Rednerin Achnes Kasulke hatte mit den Highlights aus ihrem Leben die Lacher auf ihrer Seite, ehe Björn Heuser sich mit Gitarre und Mitsingliedern an Zeiten erinnerte, „zu denen man in den Kneipen noch singen durfte“. Ihnen folgten an diesem Abend Torben Klein, Klaus und Willi sowie die Boore und De Frau Kühne.

„Das alles hat gefehlt“

Wie sehr die Gäste das Event nach der langen Zeit genossen, beschrieb Andrea Wessel begeistert: „Das alles hat gefehlt. Leute treffen, Reden, gemeinsam feiern, sich austauschen können.“ Sie wünschte sich schon bald mehr Veranstaltungen. „Hauptsache mit Menschen zusammen sein, Spaß haben, einfach ein bisschen normales Leben“, sagte sie.

Um das zu erleben, waren Hildegard und Joachim Steinhilb eigens aus Gummersbach angereist. Sie hatten erst am gleichen Tag davon gelesen und umgehend gebucht. „Meine Frau hat mir sofort das schicke Outfit ausgesucht“, schmunzelte Steinhilb bestens gelaunt und deutete auf sein Karnevals-Shirt mit Kölner-Dom-Emblemen. „Sowas so aufzuziehen, das ist einfach super“, fand seine Frau.

Den Mut, in diesen Zeiten eine Benefiz-Veranstaltung für die Künstler zu planen und das mit einem passenden Konzept durchzuführen, lobte Bürgermeister Holger Jung in seiner Ansprache. „Die Schirmherrschaft habe ich gerne übernommen“, so Jung.

Stadtsoldaten planen neue Session normal

So wie das organisiert ist, ist das Risiko für alle am geringsten. Es wäre schön, wenn es so etwas bald wieder öfter gäbe“, fand eine Besucherin mit aufgemalter Pappnase. Die Hoffnung darauf bestärkte Klee: „Die nächste Session ist ganz normal geplant.“ Vorgesehen ist das volle Programm mit Sitzungen und kleineren Veranstaltungen. Der vorbereitende Probe- und Tanztrainingsbetrieb ist vor wenigen Wochen wieder angelaufen. In Meckenheim darf man in diesem Jahr also ab dem 11.11. wieder mit volltönendem und vielstimmigem Alaaf rechnen – so Corona es zulässt.

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