Kostenloses und nachhaltiges Angebot 62-Jähriger aus Meckenheim stampft Reparaturcafé aus dem Boden

Meckenheim · Gegen den Wegwerftrend bei Geräten setzt sich Elektromeister Günther Felten ein – mit Herzblut. So kommt der neue kostenlose Service in Meckenheim an.

 Günther Felten (Mitte) und zwei seiner Mitstreiter reparieren einen Staubsauger mit gebrochenem Stromkabel. Die Operation ist erfolgreich verlaufen.

Günther Felten (Mitte) und zwei seiner Mitstreiter reparieren einen Staubsauger mit gebrochenem Stromkabel. Die Operation ist erfolgreich verlaufen.

In den Räumlichkeiten an der Hauptstraße 29 wird es langsam eng: Während Günther Felten einem Paar eine Nähmaschine überreicht, wartet an der Anmeldung bereits eine Frau mit Gefriertruhe auf den Elektromeister. Es ist die Premiere eines neuen kostenlosen Angebots: Der Meckenheimer Reparaturtreff „MaachEtWidderJanz“ steht getreu seinem Namen allen Bürgern offen, die defekte Elektrogeräte reparieren lassen wollen. „Mit so viel Andrang haben wir nicht gerechnet, aber wir sind froh, dass das Angebot so gut angenommen wird“, freut sich Felten.

Dass er dieses Projekt so schnell realisieren konnte, davon zeigt sich der 62-Jährige überrascht – zumal alles mit einem einfachen Küchengerät angefangen habe, wie er erzählt: „Der Mixer von einem Freund war kaputt, also habe ich ihn repariert.“ Dann sei er auf die Idee gekommen, diesen Service auszubauen. Schließlich gebe es in Rheinbach und Bonn bereits Repaircafés, aber noch keins in seiner Heimatstadt Meckenheim. Es geht ihm dabei auch um Nachhaltigkeit: „Die Leute werfen einfach zu viel weg.“

Die Idee kommt in Meckenheim gut an

Dabei sei das Problem oftmals leicht zu beheben, so die Erfahrung des Fachmanns. Als er diese Idee vor einigen Wochen in der örtlichen Facebook-Gruppe verkündete, bekam er nicht nur 150 Likes von den Meckenheimer Mitgliedern, sondern gleich auch Anfragen von interessierten Mitstreitern. Derzeit besteht das Team aus 18 Ehrenamtlern – teils gelernte Handwerker, teils Hobbytüftler.

Unterstützung erhält das „MaachEtWidderJanz“-Team durch Spenden, und die Bürgerstiftung Meckenheim hat ein sogenanntes VDE-Messgerät im Wert von mehreren hundert Euro beigesteuert, das zur Prüfung von Elektrogeräten mit Metallisolierung eingesetzt wird. „Sicherheit geht bei uns vor. Hier kommt kein repariertes Gerät ohne Prüfung raus“, betont Elektromeister Felten, während er die Messwerte in Augenschein nimmt. Das Gerät nimmt er direkt zum nächsten Sorgenkind mit: Der Gefrierschrank, den die Besucherin als B-Ware im Internet bestellt hat.

Auch Ersatzteile gibt es gratis

Felten hat als Erstes die Kühlung in Verdacht und verschafft sich Einblick ins Innere, während zwei Kolleginnen an einem Kassettenrekorder aus den späten 80er Jahren schrauben. Notwendige Ersatzteile bestellt Felten und baut diese später ein, ohne dass Kosten für die Nutzer des Angebots entstehen. „Das gehört neben Beratung und Reparatur selbstverständlich auch dazu.“ Doch in diesem Fall gibt es schlechte Nachrichten für die Gefrierschrank-Besitzerin: Das Gerät ist ein Totalschaden. „Auch das kommt leider mal vor. Aber grundsätzlich haben wir schon sehr viele Geräte retten können“, sagt Felten und nimmt sich direkt des nächsten Falls an.

Im Nachbarzimmer werkeln zwei weitere Handwerker an einem Staubsauger. Felten hat dabei einen Verdacht und untersucht das Kabel: „Kabelbruch direkt über dem Stecker. Das ist ein echter Klassiker.“ Doch für das Reparaturteam kein Problem: Mit einem neuen Stecker ist der Schaden schnell behoben, zur Freude von Günther Felten. Schließlich rettet der Meckenheimer nicht nur Elektrogeräte vor der Mülltonne, trägt auch zur Rettung des Planeten bei – jedenfalls ein ganz kleines Bisschen, Handgriff für Handgriff.

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