Lebensrettung in Meckenheim Malteser Hilfsdienst sucht Mitglieder für Rettungshundestaffel
Meckenheim · Die Malteser Meckenheim haben eine Rettungshundestaffel gegründet und suchen dafür noch Trainingsflächen und Mitglieder. Ein Einblick in ihr Training verrät, welche Voraussetzungen man braucht und wie die professionelle Arbeit mit Hunden aussieht.
Mats, Diesel, Henri und Bonny haben offensichtlich ihren Spaß: Die vier Hunde wedeln schon ganz aufgeregt mit dem Schwanz und zerren hibbelig an der Leine. Sie wissen, was jetzt kommt: Ein Malteser-Mitarbeiter hat sich gerade irgendwo im Wald versteckt, und sie müssen ihn gleich suchen. Die schwarze Schäferhündin Bonny darf zuerst. Die anderen drei müssen brav an der Leine warten, bis sie an der Reihe sind. Was ihnen ganz schön schwerfällt, wie an ihrem ungeduldigen Winseln zu hören ist.
Was auf die Hunde wirkt wie ein Spiel, ist richtiges Training: Im Wald zwischen Merten und Walberberg übt die neue Rettungshundestaffel des Malteser Hilfsdiensts Meckenheim für den Ernstfall. Am 1. Juli haben neun Mitglieder und sieben Hunde offiziell den Dienst aufgenommen. Geprüft ist noch keines der Teams, aber die Ausbildung zu Flächensuchhunden läuft bereits. Staffelleiter Ralf Lambrecht erklärt: Im Gegensatz zu Fährtensuchhunden werden Flächensuchhunde nicht über ein Objekt des Gesuchten auf dessen Geruch angesetzt, sondern durchsuchen ein Gebiet systematisch. Sie lernen, die Körpersprache von Menschen zu lesen und so, Spaziergänger von Vermissten zu unterscheiden.
Zur Belohnung gibt es ein Leckerli
Schritt für Schritt werden die Hunde an die Vermisstensuche herangeführt, mit immer schwereren Übungen, erklärt Trainerin Helga Lambrecht. Bonny ist heute erst zum vierten Mal dran. Noch darf sie sehen, in welche Richtung der Malteserkollege läuft. Und noch bewegt er sich so, dass der Wind seinen Geruch zur Schäferhündin trägt. Diese Hilfen wird es irgendwann nicht mehr geben. Durch die roten Warnjacken sind die Malteser für ihre Kollegen im Wald auch von Weitem gut erkennbar. Den Hunden sei die Farbe aber egal, sagt Malteser-Sprecher Carsten Möbus: Sie würden vor allem am Geruch erkennen, was ein Mensch ist und was nicht. Wenn sie den versteckten Malteserkollegen finden, gibt es ein Leckerli.
Alle Hundestaffeln im Rhein-Sieg-Kreis arbeiten zusammen
Im Ernstfall arbeiten alle Staffeln des Rhein-Sieg-Kreises in einem großen System zusammen, führt Möbus aus. Mehrere Teams suchen dann parallel je einen 100 Meter langen Streifen Gelände ab. Wenn ein Hund den Gesuchten findet, macht das Tier mit Bellen auf sich aufmerksam – „verbellen“ nennen die Experten das.
Ralf Lambrechts eigener Hund sei zu alt für den Einsatz, aber die Staffeln bräuchten auch Mitglieder ohne Tier. Im Ernstfall bestehen die Teams aus je einem Hund, Führer und Helfer, damit noch jemand da ist, wenn sich der Führer sich verletzen sollte. Eine solche Helferin ist Birte Schmitz, die auch im Ortsvorstand der Meckenheimer wirkt. „Mein Job im Einsatz wäre es, GPS und Funken zu übernehmen und die Hunde zu betreuen“, sagt sie.
Zum Training treffen sich die Mitglieder zweimal die Woche, unter anderem im Bornheimer Wald von Magnus Freiherr von Canstein, aber auch auf anderen Übungsplätzen. Wichtig sei, ungefähr zehn bis 20 Plätze im Repertoire zu haben, erklärt Möbus. „Einmal, damit wir den Besitzer nicht jede Woche beanspruchen, und auch, damit die Hunde nicht ein Gebiet auswendig lernen.“ Wer eine passende Fläche anzubieten hat, kann sich unter ralf.lambrecht@malteser.org an den Staffelleiter wenden. Ein ideales Trainingsgelände sei mindestens zwei Hektar groß und bedeckt von Wald oder Wiesen.
Zehn Stunden Training pro Woche
Rund zehn Stunden investiert jedes Mitglied wöchentlich in die Staffel – ehrenamtlich. „Das unterstreicht, dass das ein hochprofessioneller Dienst ist und dass wir das mit Leidenschaft betreiben“, sagt Ralf Lambrecht. Sonntags steht das Suchtraining im Wald an, mittwochs das sogenannte Unterordnungstraining, bei dem die Hunde lernen, in jeder Situation auf Befehle wie „kehrt“ und „voraus“ zu reagieren. Auch die „Dauerplatzablage“ muss der Hund beherrschen: bis zum nächsten Befehl an einem Fleck zu warten, damit der Hundeführer etwa erste Hilfe leisten kann.
Zwei Jahre dauert die Ausbildung, am Schluss steht die Prüfung, bei der Hund und Hundeführer in 20 Minuten zwei Personen auf 30.000 Quadratmetern finden müssen. „Wir arbeiten daran, dass Mensch und Hunde eine Einheit werden. Am Ende muss das Gebiet sicher abgesucht sein. Ein ‚vielleicht‘ darf es nicht geben“, betont Lambrecht.
Helga Lambrecht arbeitet seit 23 Jahren mit Hunden. In der Staffel ist sie mit ihrem kroatischen Schäferhund Sidney vertreten. „Ich liebe die Arbeit mit Hunden. Irgendwann wollte ich nicht mehr nur betroffen vor dem Fernseher sitzen, wenn jemand vermisst wird“, beschreibt sie ihre Motivation. Auch ihr Mann hat schon in anderen Staffeln gearbeitet. „Wenn man Leuten helfen kann, sollte man es tun“, findet er. „Es lässt sich schwer beschreiben, was im Einsatz mit einem passiert.“ Adrenalin spiele eine große Rolle, aber auch die Hoffnung, der Verwandten, den Gesuchten lebend zu finden. Deswegen seien die Staffeln auch nachts im Einsatz. Mara Ludigkeit ist dabei, „weil sie etwas Sinnvolles machen“ wollte. Ihren Weimeraner-Terrier-Mix Diesel hat sie sich vor sechs Jahren ausgesucht, um mit ihm an Rettungshundestaffeln teilnehmen zu können. Mittlerweile seien die beiden so eingespielt, dass er auf kleinste Gesten reagiere.
Rettungshunde während Hochwasser nicht im Einsatz
Die Malteser waren während der Flutkatastrophe zwar als Betreuungsdienst im Einsatz, die Rettungshundestaffel als solche kam aber noch nicht zum Zug. „Corona ist uns ganz schön in die Parade gefahren“, sagt Ralf Lambrecht. Lange hätten sie nicht trainieren dürfen, Prüfungen wurden abgesagt und die Gründung der Staffel verschob sich. Besonders für die Tiere seien Unterbrechungen schlecht. „Hunde sind keine Maschinen. Sie leben von der Regelmäßigkeit. Das baut die Bindung zum Menschen auf und Unarten können sich nicht einschleichen.“