Nach 22 Jahren im Bezirksdienst Merls Dorfsheriff Heinz Dahmen sagt auf Wiedersehen

Interview | Meckenheim-Merl · Er ist in Merl bekannt und beliebt: Jetzt ist Heinz Dahmen nach 22 Jahren als Bezirksdienstbeamter und nach 46 Polizei-Jahren insgesamt in den Ruhestand gegangen. Interviews spricht er über schöne und weniger schöne Erlebnisse.

Heinz Dahmen war 22 Jahre als Bezirksdienstbeamter in Merl unterwegs.

Heinz Dahmen war 22 Jahre als Bezirksdienstbeamter in Merl unterwegs.

Foto: Axel Vogel

Es gibt wohl nur wenige Merlerinnen und Merler, die den Bezirksdienstbeamten Heinz Dahmen nicht kennen. Nach fast 23 Jahren, die er Dienst in Merl tat, und nach insgesamt 46 Berufsjahren bei der Bonner Polizei hatte der 62-Jährige kürzlich seinen letzten Arbeitstag. Was er in dieser langen Zeit erlebt hat und wie sich die Arbeit eines Polizisten über die Jahre verändert hat, wollte Axel Vogel von ihm wissen.

Herr Dahmen, wären Sie böse, wenn ich Sie als Dorfsheriff ansprechen würde?

Heinz Dahmen (schmunzelt): Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich ja oft selber sogar mit der Bezeichnung bei Bürgern vorgestellt.

Mit 22 Dienstjahren waren sie der Dienstälteste unter den Bezirksdienstbeamten des Polizeipräsidiums Bonn. War Merl für Sie die erste Wahl?

Dahmen: Nein, ganz und gar nicht. Das war eher Zufall. Ich war im Jahr 2000, als die Stelle zur Besetzung anstand, bereits 20 Jahre im Wach- und Wechseldienst auf der Rheinbacher Wache tätig. Der Schichtdienst war körperlich sehr belastend, sodass ich mich auf die Stelle in Merl beworben habe. Obwohl Meckenheim einen schlechten Ruf hatte.

Warum?

Dahmen: Das hatte vor allem mit Kriminalitätsbrennpunkten wie dem Wohngebiet Im Ruhrfeld oder dem Kölnkreuz zu tun. Die Vorkommnisse dort haben die Polizei schon sehr beschäftigt. Verantwortlich dafür war, wie sich bald herausstellte, eine Gruppe Jugendlicher, die beispielsweise Einbrüche und Raubüberfälle verübte. Unrühmlicher Höhepunkt war dann 2008 der Brand in der Sporthalle des Meckenheimer Schulzentrums, bei dem die Halle bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Polizei, Staatsanwaltschaft und die Stadt Meckenheim haben damals viel unternommen, um dieser Gruppe das Handwerk zu legen. Das gelang dann auch erfolgreich: Viele Jugendliche dieser Gruppe kamen nach einer entsprechenden Rechtsprechung in Haft, andere zogen ganz aus Meckenheim weg. Seitdem ist es in den Wohngebieten ruhiger geworden.

In Atem gehalten hatte Sie einige Jahre später noch eine weitere Serie.

Dahmen: Richtig. Im Jahr 2012 hatten wir in Meckenheim ein enorm hohes Aufkommen an Einbrüchen zu verzeichnen, konkret 237 Wohnungseinbrüche über das Jahr gerechnet. Es war sozusagen der Vorbote eines Trends, der sich abzeichnete. Ein Jahr später, 2013, war Bonn leider die Einbruchshauptstadt in Deutschland. Seitdem haben wir die Zahlen in Bonn aber mehr als halbiert.

Wie haben sich die Einbruchszahlen in Meckenheim in den letzten Jahren entwickelt?

Dahmen: Das ist kein Vergleich mehr zu den Zahlen von vor zehn Jahren. Inzwischen sind die Einbruchszahlen mit Blick auf die anderen Kommunen und Städte im Beritt des Polizeipräsidiums Bonn eher gering. Im letzten Jahr haben wir in Meckenheim nur noch 20 Einbrüche registriert.

Sie gelten im Ort als höchst beliebt und bekannt. Wie schafft man das?

Dahmen: Ich habe da kein Patentrezept, aber ich glaube, es ist sehr wichtig, dass der Bürger jemand hat, den er direkt auf der Straße ansprechen kann und den er kennt. Darum war ich damals, als ich die Stelle als Bezirksdienstbeamter angetreten hatte, ganz viel mit dem Fahrrad unterwegs. Das war ein ideales Mittel, um ins Gespräch zu kommen und all seine ‚Schäfchen‘ kennenzulernen.

Natürlich auch die schwarzen Schafe.

Dahmen (lacht): Auch die. Aber das ist natürlich auch der Riesenvorteil eines akzeptieren Bezirksdienstbeamten vor Ort: Einem Bürger, den ich kannte, habe ich einen Ersatzhaftbefehl, bei dem ein Geldbetrag fällig wird, um die Haft zu vermeiden, einfach gefaxt. Der hat dann auch sofort bezahlt.

Welches Ereignis war für Sie besonders belastend?

Dahmen: Da fallen mir zwei ein. 1978 war ich nach Dienstschluss noch als ehrenamtlicher Rettungssanitäter für die Rheinbacher Malteser anlässlich eines Unfalls auf der A 61 bei Meckenheim im Einsatz. Damals hatte es sechs Tote gegeben. Es war ein ganz schlimmer Unfall. Aber auch die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr, wo wir in zwölf Stundenschichten Dienst hatten, war extrem herausfordernd. Das hätte ich mir so nicht mehr vorstellen können.

Was war für Sie ein Vergnügen während ihrer Dienstzeit?

Dahmen: Der Karnevalszug in Merl, den die damalige Ortsvorsteherin Erika Meyer zu Drewer und andere im Jahr 2000 aus der Taufe gehoben hatten. Ich habe das spontan unterstützt und bin immer mit Spaß vorweg gegangen, fast immer mit Frau Meyer zu Drewer und dem amtierenden Zugleiter, derzeit Joachim Kühlwetter. Aber auch die Schulwegsicherung und zeitweise die Radfahrbeschulung an den beiden Grundschulen haben immer Spaß gemacht. Diese Schüler bringen heute ihre eigenen Kinder zu den Grundschulen und haben mich immer wieder auf diese Zeit angesprochen. Aber damit ist Schluss, und das ist auch gut so. Es war eine tolle Zeit und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen, bei denen ich mich nicht persönlich bedanken konnte, für die jahrelange gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken. Jetzt freue ich mich auf den Ruhestand.

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