Personalnot im Rathaus spitzt sich zu Stadt Meckenheim sucht verzweifelt Personal

Meckenheim · 32 Stellen sind bei der Stadt Meckenheim unbesetzt, wegen zusätzlicher Aufgaben muss die Kommune noch weitere schaffen. Doch wie soll das funktionieren? Die Stadt hat zwar einige Ideen, richtig zündende sind aber nicht dabei.

 Die Jungholzhalle und das Meckenheimer Rathaus: Dort wird dringend Personal gesucht.

Die Jungholzhalle und das Meckenheimer Rathaus: Dort wird dringend Personal gesucht.

Foto: Petra Reuter

Es wird immer schwieriger, Menschen für die Arbeit in der Meckenheimer Stadtverwaltung zu gewinnen – gleichzeitig steigt jedoch der Personalbedarf. Dieses Dilemma ist erneut im Meckenheimer Haupt- und Finanzausschuss erörtert worden. Dabei wirkten Politik und Verwaltungsspitze weitgehend ratlos.

Das Missverhältnis lässt sich in Zahlen ausdrücken: 32 unbesetzte Stellen wurden bei der letzten Bestandsaufnahme gezählt. Dabei fokussiert sich der Mangel nicht auf ein bestimmtes Ressort, sondern geht quer durch alle Fachbereiche. In der Sitzung kündigte Bürgermeister Holger Jung nichtsdestotrotz an, dass in naher Zukunft 16 bis 20 zusätzliche Stellen geschaffen und besetzt werden müssten. Das tue die Verwaltung indes nicht aus eigener Motivation heraus, sondern weil den Kommunen zusätzliche Pflichtaufgaben aufgebürdet würden.

Klimawandel, Katastrophenschutz, Wohngeldreform, Jugendhilfe, Betreuungsanspruch: Es gibt viele Gründe für den steigenden Personalbedarf – und das nicht nur in Meckenheim, was auf dem Arbeitsmarkt für starke Konkurrenz sorgt. „Der Kampf um die Köpfe treibt uns um, die Situation verschärft sich jährlich“, warnte Jung. Leider gebe es in der Region viele Angebote im öffentlichen Dienst, auch oberhalb der kommunalen Ebene, zum Beispiel bei Einrichtungen des Bundes in Bonn. Und die würden schlichtweg besser bezahlt.

Grundsätzlich gebe es in begrenztem Umfang „Schlupflöcher“ für Kommunen, um Fachkräften bei den Konditionen entgegenzukommen, so Jung. Aber solange Meckenheim in der Haushaltssicherung stecke, sei da wenig zu machen.

Als weiteres Problem sprach der Bürgermeister offen über die hohe Belastung vieler Mitarbeiter in der Stadtverwaltung. Zusätzliche Aufgaben, die Bewältigung der aktuellen Krisen, Personalmangel und hoher Krankenstand würden fatal zusammenwirken. „Teilweise sind wir im Belastungsendbereich“, sagte Jung. Er könne es „niemandem verdenken, der sich nach einem ruhigeren Job umsieht.“

Tatsächlich, berichtete Personalchefin Britta Röhrig, hätten im Jahr 2022 bislang 42 Mitarbeitende gekündigt oder einen Auflösungsvertrag ausgehandelt. Dazu kommen zunehmend Renteneintritte.

Jung bemühte sich im Ausschuss um eine konstruktive Antwort auf die Frage, was die Stadtverwaltung tun könne, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Eine der wenigen Stellschrauben, an denen noch gedreht werden könne, sei der Anspruch an die Qualifikation der Bewerber. „Auch wenn das Fachkräftegebot gilt, müssen wir teilweise flexibler sein, um Stellen überhaupt zu besetzen“, so der Bürgermeister. Mitunter würden sich überraschend viele Bewerber melden, dann oftmals Quereinsteiger. In anderen Fällen gebe es kaum oder gar keine Bewerbungen, oder das Bewerberfeld sei so schlecht, dass man die Stelle lieber erneut ausschreibe und auf ein besseres Ergebnis hoffe.

Die Stadt versuche, sich auf die neuen Bedürfnisse der Arbeitssuchenden einzustellen. „Viele wollen heute keine Karriere mehr machen, stattdessen rückt die Work-Life-Balance in den Vordergrund“, erklärte Jung. Es habe auch nicht jeder Interesse daran, jeden Tag im Rathaus zu sitzen. Die Verwaltung arbeite an einer Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten, merkte der Bürgermeister an. „Wir hoffen, dass wir dadurch attraktiver werden.“ Gleichwohl sei es nach wie vor ein Anliegen der Verwaltung, für die Bürger da zu sein, auch mit Ansprechpartnern im Rathaus.

Auf Nachfrage von Michael Sell (CDU), ob man nicht mehr Verbeamtungen anbieten könne, sagte Jung einschränkend, dass das erstens nicht jeder wolle und zweitens die Haushaltslage es nicht erlaube, bestehende Tarifstellen in Beamtenstellen umzuwandeln. Immerhin Auszubildende können wahlweise den Weg in eine Beamtenlaufbahn einschlagen.

Einen Hoffnungsschimmer sah der Bürgermeister darin, gezielt in Meckenheim nach Personal zu suchen und dort einen wohnortnahen Arbeitsplatz anbieten zu können. Unterm Strich blickte man im Ratssaal jedoch in ernste Gesichter. Jung richtete den Appell an die Kommunalpolitik, gemeinsam auf eine Entlastung hinzuwirken, was Tobias Pötzsch (Grüne) dahingehend zurückwies, man könne aus Rücksicht auf die Personalsituation der Verwaltung die politische Arbeit nicht einschränken. „Wir sind ja auch nicht dafür bekannt, aus Jux Anträge zu schreiben“, zeigte er sich verschnupft. Jung erklärte daraufhin ähnlich gereizt, Pötzsch habe die Bitte missverstanden.

Die Nachfrage von Heribert Brauckmann (FDP), in welchen Bereichen die Verwaltung vielleicht kürzertreten könne, machte das allgemeine Dilemma noch deutlicher. Denn der Bürgermeister entgegnete, man könne prinzipiell durchaus Leistungen einsparen: „Aber das sind oft leider die freiwilligen Dinge, die man lieb gewonnen hat und nicht abschaffen will.“

Als zweite Option könne man die „Standards“ zurückfahren, führte Jung weiter aus. Auch dahinter verbirgt sich eine Perspektive, die bei den Bürgerinnen und Bürgern auf wenig Begeisterung stoßen dürfte. Denn dies würde zum Beispiel bedeuten, dass die sich Verwaltung deutlich mehr Zeit als ohnehin schon nehmen würde, um Anliegen von Bürgern zu bearbeiten.

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